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Turn-Präsident: «Ich weiß nicht, was noch kommt»

Nach Missbrauchsvorwürfen an Turn-Zentren schlagen die Wellen weiter hoch. Kommen demnächst noch weitere Fälle ans Licht? DTB-Präsident Alfons Hölzl schließt personelle Konsequenzen nicht aus.

DTB-Präsident Alfons Hölzl: «Vor personellen Konsequenzen nicht zurückschrecken».
Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Der Deutsche Turner-Bund (DTB) schließt nach den jüngsten Missbrauchsenthüllungen in den Zentren Stuttgart und Mannheim weitere Fälle nicht aus. «Ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, was noch kommt», sagte DTB-Präsident Alfons Hölzl im Interview der «Bild am Sonntag». Und weiter: «Es fokussiert sich zunächst vieles auf den Bundesstützpunkt Stuttgart, aber wir haben ja auch weitere Meldungen. Wir sind nicht betriebsblind.»

Seit Ende Dezember gibt es zahlreiche öffentliche Stellungnahmen, in denen ehemalige Turnerinnen und zuletzt auch ein Turner Missstände an deutschen Stützpunkten kritisierten. Es geht vor allem um harsche und autoritäre Trainingsmethoden, «systematischen körperlichen und mentalen Missbrauch» sowie katastrophale Umstände. 

Zuletzt hatte die deutsche Rekordmeisterin Elisabeth Seitz über Vorfälle am Stützpunkt Mannheim berichtet, an dem sie bis zu ihrem Wechsel 2015 nach Stuttgart trainiert hatte. «Der Satz, den ich immer hören musste, war: Hör auf, dich selbst zu bemitleiden», sagte die 31-jährige.

«Vor personellen Konsequenzen nicht zurückschrecken»

Zwei Trainer am Kunst-Turn-Forum Stuttgart sind vorübergehend freigestellt. Ex-Bundestrainerin Ulla Koch legt ihr Amt als Vizepräsidentin vorübergehend und für die Dauer der Aufarbeitung nieder.

DTB-Präsident Hölzl hat angekündigt, dass die Verbände sich von Verantwortlichen für nachgewiesenes Fehlverhalten trennen werden. «Wir werden vor personellen Konsequenzen nicht zurückschrecken. Wenn arbeitsrechtliche Pflichtverletzungen vorliegen, ist es selbstverständlich, dass entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Das sind seitens der Verbände nicht bloß Lippenbekenntnisse – das zeigen ja auch die personellen Konsequenzen in Stuttgart», erklärte der 56 Jahre alte Funktionär.

Am vergangenen Donnerstag gab die Staatsanwaltschaft Stuttgart bekannt, dass das Landeskriminalamt Baden-Württemberg im Rahmen des Turn-Skandals Ermittlungen gegen einen ehemaligen Trainer des Stuttgarter Kunst-Turn-Forums eingeleitet hat. Es besteht der Verdacht der Nötigung in mehreren Fällen. Im Zuge der Ermittlungen wurden Durchsuchungen an verschiedenen Orten durchgeführt und Unterlagen sichergestellt. Laut dpa wurden unter anderem die Geschäftsstelle des Schwäbischen Turnerbundes (STB) und das Kunst-Turn-Forum durchsucht.

DTB unterstützt behördliche Ermittlungen

«Der DTB hat diese Ermittlungen von Anfang an unterstützt und wird dies auch weiterhin tun», sagte Hölzl. Man habe Verständnis für die Durchsuchungen, «damit der Sachverhalt auch aus behördlicher Sicht umfassend geklärt wird», betonte der Rechtsanwalt. 

Unabhängig davon hat der DTB eine Kanzlei aus Frankfurt am Main damit beauftragt, die die Vorwürfe untersuchen soll. Zudem wird ein unabhängiger und interdisziplinär besetzter Expertenrat gebildet. Beides sei «von zentraler Bedeutung», sagte Hölzl.

dpa