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Comeback ohne Happy End: Prügel für Tyson und Netflix

Mike Tyson kehrt in den Boxring zurück – der einst gefürchtete K.o.-Schläger aber verliert gegen einen Internet-Star. Der 58-Jährige sieht sich dennoch als Gewinner.

Mike Tyson (links) bereut den Kampf gegen Jake Paul und die Niederlage nicht.
Foto: Julio Cortez/AP/dpa

Das Box-Comeback von Mike Tyson endete mit viel Trara, einem glücklichen Internet-Star und zwei Niederlagen. Nicht nur der einstige Schwergewichts-Dominator ging als Verlierer hervor. Als der 58-Jährige erschöpft seinem nicht einmal halb so alten Rivalen, dem Influencer und Social-Media-Promi Jake Paul, zum klaren Sieg gratulierte, brachen einige Fans frustriert die Netflix-Übertragung ab. Aufgrund technischer Probleme des Streaming-Riesen bei dem Event, mit dem er ein Engagement im Live-Sport testen wollte, war der Frust vieler Nutzer enorm.

Später bemühten sich dann sowohl Tyson als auch Netflix, die Veranstaltung als Erfolg zu verkaufen. Der Sportler berichtete von dramatischen Momenten in der Vorbereitung auf das ungleiche Duell. «Ich wäre im Juni fast gestorben. Ich hatte acht Bluttransfusionen. Ich verlor die Hälfte meines Blutes und 25 Pfund im Krankenhaus», schrieb er auf der Internet-Plattform X und zog deshalb ein positives Fazit aus der sportlichen Niederlage: «Ich musste kämpfen, um für den Kampf gesund zu werden, also habe ich gewonnen.»

https://x.com/MikeTyson/status/1857886940097556646

Er bedankte sich dafür, dass ihn seine Kinder – die zu seinen Glanzzeiten fast alle noch nicht auf der Welt waren – auf Augenhöhe mit einem talentierten Boxer in den Mittzwanzigern sehen konnten. «Das ist einer dieser Momente, in denen man verliert, aber dennoch gewinnt», schrieb Tyson. Gegner Paul kommentierte den Eintrag mit: «Ich liebe dich, Mike. Es war eine Ehre. Du bist eine Inspiration für uns alle.»

Einige Beobachter, Fans und Box-Nostalgiker waren kritischer gegenüber Tyson – und dem gesamten Event. Der ehemalige Weltmeister verlor einstimmig nach Punkten. Obwohl Tyson gut und aggressiv in den ersten offiziell bewerteten Boxkampf seit 2005 gestartet war, verlor er schnell die Kontrolle an seinem 31 Jahre jüngeren Gegner.

Von der dritten von acht verkürzten Runden an hatte er kaum noch Kraft für eigene Angriffe. Gerade er, dessen Angriffe einst in der Boxwelt gefürchtet waren, wirkte so harmlos wie nie zuvor. In den letzten Sekunden beendeten beide Kämpfer den Kampf vorzeitig. Paul verbeugte sich vor Tyson als Zeichen des Respekts.

Auch Netflix in den Seilen

«Mehr als 120 Millionen Leute bei Netflix, wir haben die Seite lahmgelegt», behauptete der YouTuber danach glückstrunken. Der Streamingdienst selbst sprach tags darauf von 60 Millionen Haushalten, die weltweit den Kampf verfolgten, und räumte zugleich die technischen Probleme ein: «Das Mega-Boxereignis beherrschte die sozialen Medien, brach alle Rekorde und hatte sogar unsere Puffersysteme in den Seilen.»

https://x.com/netflix/status/1857906492235723244

Netflix ist nicht das erste Unternehmen, das Schwierigkeiten beim Start einer großen Sportübertragung hatte. In Deutschland gab es in den letzten Jahren Probleme, als Eurosport Bundesliga-Spiele übertrug. Auch DAZN und Amazon hatten in der Vergangenheit Probleme mit unerwartet vielen Kunden.

Tyson als Publikumsliebling, Paul als «Großmaul» und «Schurke»

Paul hatte im Vorfeld des Kampfes die Außenseiterrolle eingenommen. Wenn die beiden in den vergangenen Wochen zusammen auf Veranstaltungen auftraten, wurde der Influencer häufig ausgebuht. «Das sind Fans von Mike Tyson, die ihn lieben. Und ich bin der Neue, der Störer, das Großmaul, der, der polarisiert», sagte Paul. «Ich habe mir meine Karriere aufgebaut, indem ich der Schurke bin. Selbstredend sind die Leute gegen mich – für den Boxsport ist das großartig.»

Auch im AT&T Stadium waren die Sympathien eindeutig verteilt: Als Paul langsam im offenen Auto zum Ring gefahren wurde, hörte man hauptsächlich Buh-Rufe. Im Gegensatz dazu überwog der Jubel auf den Rängen bei Tysons Gang zum Ring.

Paul ist seit 2020 im Ring und erzielte in seinem zwölften Kampf seinen elften Sieg gegen Tyson. Der 27-Jährige hat sich als Influencer einen Namen gemacht, mit 27 Millionen Followern auf Instagram und 20,8 Millionen auf YouTube.

dpa