Kompany setzt auf breiten Kader und neue Varianten für Erfolg in Europa. Dienstag wird höchste Intensität sein.
Bayern München bereit für Champions-League-Knaller in Paris

Der gerade unfehlbar wirkende Aufstellungs-Tüftler Vincent Kompany stimmte seine national übermächtigen Bayern nach Saisonsieg Nummer 15 auf einen «Rock ’n’ Roll»-Abend in Paris ein.
Vor dem wichtigen Champions-League-Spiel im Parc des Princes gegen den Titelverteidiger Paris Saint-Germain hatte der belgische Trainer bereits mit dem souveränen 3:0 (3:0) im Bundesliga-Spitzenspiel gegen Bayer Leverkusen die Stimmung für die Mitgliederversammlung vor der Reise nach Frankreich festgelegt.
Inmitten des überwältigenden Mia-san-mia-Gefühls betraten die Vereinsführer um den zur Wiederwahl stehenden Präsidenten Herbert Hainer (71) am Sonntag die Bühne. Direkt vor ihnen in der ersten Reihe saß neben dem mit Applaus bedachten Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß unter anderem auch der SPD-Vorsitzende und Finanzminister Lars Klingbeil. Der bekennende Bayern-Fan wurde bei der Begrüßung auch mit einigen Pfiffen konfrontiert.
Kompany, von Hainer als «Identitätsmagnet» gerühmt, meldete sich in einer kurzen Video-Botschaft zu Wort. Der 39-Jährige versprach, alles für «eine erfolgreiche Saison» zu tun. In den BMW Park kommen konnte Kompany mitten in der parallel laufenden Vorbereitung auf den PSG-Kracher nicht.
Hainer: Grüßen wieder von der Spitze
Die Versammlung des neuerdings 432.500 Mitglieder zählenden Vereins stand im Zeichen von 125 Jahren FC Bayern. «Aus Träumen geboren, von Legenden geprägt, bereit für die Zukunft», sagte Hainer in seiner Rede. «Wir grüßen auch heute wieder die Konkurrenz von der Spitze. Weil der FC Bayern nicht träumend vor seinem Trophäenschrank steht, sondern weil wir hungrig bleiben.»
Bevor die Finanzzahlen verkündet wurden, betonte Hainer: «Wir hängen nicht am Tropf eines Investors. Für die DNA des FC Bayern gibt es keine Ablöse.» Zu viel Selbstverliebtheit? Zu viel «Mia san mia», das auf der Leinwand prangte?
Es zeigt deutlich, wie stark der FC Bayern und die Bundesliga sind, wenn der Rekordmeister den Titelrivalen der letzten zwei Spielzeiten auch ohne einige seiner Besten wie Kane, Michael Olise, Luis Díaz, Dayot Upamecano oder Aleksandar Pavlovic in der Startelf auf Zwergenmaß zurückstutzt.
Kompany behandelt jedes Bundesligaspiel ernst. Allerdings ist seine Mission und Vision, in Europa wieder an der Spitze zu stehen, über PSG, über Real Madrid, über Manchester City. Deshalb hatte er das Leverkusen-Spiel dem Paris-Knaller komplett untergeordnet.
Kompanys Plan: «Ein topfitter Harry in Paris»
«Klar sind wir immer besser, wenn Harry spielt und in Topform ist», sagte Kompany. «Aber es hat sich so angefühlt, dass es jetzt ein Moment war für die anderen Jungs. Und dann haben wir einen topfitten Harry in Paris», erklärte Kompany: «Dienstag wird höchste Intensität sein. Wir können frei und voll in dieses Spiel gehen. Wir haben es uns verdient, ein bisschen Rock ’n’ Roll zu haben da.»
Die Bayern brauchen jetzt einen Gegner, der ihre wahre Größe aufzeigen wird. «Den Club-Weltmeister haben wir geschlagen zu Hause», erinnerte Sportvorstand Max Eberl an das 3:1 gegen den FC Chelsea: «Jetzt kommt der Champions-League-Titelverteidiger. PSG war das Maß der Dinge in der vergangenen Saison.» Geht es noch größer als im Prinzenpark?
Sportvorstand Eberl freute sich aber vorher diebisch über die geglückte Kompany-Aufstellungsnummer gegen ein Leverkusener Umbruch-Team, das sich erstaunlich brav von einer feurigen Münchner «B-Elf» dominieren ließ.
Eberls lobt zweite Reihe
«Ich glaube, am Anfang haben viele gedacht: Oh, was ist passiert heute?», sagte Eberl. Den möglichen «Moment der Hoffnung» beim Gegner hätten die Jungs aus der zweiten Reihe dann aber mit einer «super-dominanten ersten Halbzeit erledigt», schwärmte Eberl.
Serge Gnabry, Nicolas Jackson und Loic Badé schufen früh klare Verhältnisse mit einem Eigentor. «Jeder weiß, was er zu tun hat. Das Selbstvertrauen ist da, egal auf welcher Position, egal wer anfängt», sagte Kapitän Manuel Neuer.
«Du kannst aus Angst immer auf deine Topspieler setzen», erklärte Kompany. Was er am Samstagabend ausführte, war keine Handlung eines Hasardeurs, sondern Kalkül. Und ein Learning aus seiner ersten Bayern-Saison.
Kompany setzt darauf, dass alle Spieler vertraut werden, um für den Fall eines erneuten personellen Notstands mit verletzten Topspielern im Frühjahr 2026 besser gerüstet zu sein, wie es beim Viertelfinal-Aus gegen Inter Mailand in diesem Jahr der Fall war.
Die Bischof-Erfindung und die Jackson-Rolle
«Das fällt nicht vom Himmel», sagte Eberl zum aktuellen Bayern-Momentum. Der kleine Kader entwickelt plötzlich eine erstaunliche Breite, weil Kompany die Reservisten in Spielrhythmus bringt und dazu neue Varianten schafft. So erfindet er den jungen Tom Bischof als Linksverteidiger, der dann mit «einem Weltklassepass» (Eberl) das erste Tor von Gnabry überragend vorbereitet.
«Ich nehme es an, es macht mir extrem Spaß», sagte Bischof. Der 20-Jährige kam als Mittelfeldspieler aus Hoffenheim, und auch Eberl hatte ihn dabei nicht als Option für links hinten im Sinn, wie er zugab. Oder der teure Leihstürmer Jackson: Der 24-Jährige köpfte sein Premierentor in der Bundesliga und erfüllte gegen Leverkusen perfekt die ihm zugedachte Rolle. «Er hat das gebracht, was wir uns vorstellen. Harry (Kane) ein Stück weit zu entlasten», sagte Eberl. Es funktioniert gerade alles bei den Kompany-Bayern. Auch in Paris?








