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VAR-Debatte kocht in Frankfurt hoch: «Geht um den Fußball»

Der Videobeweis bleibt auch rund um sein fünfjähriges Bestehen ein Streitthema – diesmal fühlen sich die Frankfurter betrogen. Deren Keeper Kevin Trapp ist fassungslos.

Frankfurts Torwart Kevin Trapp (l) haderte nach dem Spiel gegen Köln mit dem VAR.
Foto: Arne Dedert/dpa

Vor ein paar Tagen war Oliver Glasner noch «prinzipiell froh, dass es den Videobeweis gibt». Die Technik mache «den Fußball gerechter».

Zum fünfjährigen Bestehen des Video Assistant Referee (VAR) in der Bundesliga aber fluchte der Trainer von Eintracht Frankfurt wohl zumindest innerlich auf die Entscheidung, die ihm und seinen Europa-League-Siegern gegen den 1. FC Köln am Ende den Sieg vermasselt hatte.

«Und jedes Wochenende stehe ich da und muss über Schiedsrichter-Entscheidungen diskutieren, was eigentlich gar nicht meine Aufgabe ist. Es geht um den Fußball!», wetterte Frankfurts Nationaltorwart Kevin Trapp ohne jede Zurückhaltung nach dem 1:1 (0:0).

Das späte Ausgleichstor der Kölner vor 50.800 Zuschauern durch Jan Thielmann (82. Minute) war von Schiedsrichter Martin Petersen und den Videoassistenten erst nach einer knapp fünfminütigen Analyse anerkannt worden war. Es ging um die knifflige Frage, ob Stürmer Florian Dietz im Abseits gestanden – und dabei auch noch Trapp die Sicht versperrt hatte.

Petersen entschied nach dem Blick auf den TV-Schirm am Spielfeldrand, dass der Treffer regulär war – und musste sich nach dem Abpfiff gellende Pfiffe der Frankfurter Fans anhören.

Trapp: «Ich verstehe es wirklich nicht mehr»

«Wir sagen natürlich, das muss annulliert werden. Der Stürmer steht in der Linie von Kevin – dann ist es abseits», sagte Glasner und bemühte sich, angesichts von nun saisonübergreifend elf sieglosen Spielen in der Liga um einen positiven Gesamtblick auf die Dinge: «Mit einem Abseitstor ein 1:1 – das war ein Schritt nach vorne in vielen Bereichen.»

Trapp jedoch fand seine Contenance nicht so schnell wieder und schimpfte am DAZN-Mikrofon: «Letzte Woche bekommen wir einen Elfmeter zurückgenommen, gestern in Berlin wird ein ganz klarer Elfmeter nicht gegeben, und hier wird das Tor nicht zurückgenommen. Ich verstehe es wirklich nicht mehr!»

Kölns Coach Steffen Baumgart räumte ein, «dass das schon eine Abseitsposition war», wenn man sich die Szene in Ruhe angeschaut habe. «Wenn das Tor nicht gezählt hätte, dann hätten wir uns nicht beschweren können.» Selbst Torschütze Thielmann antwortete ausweichend auf die Frage, ob Dietz im Abseits gestanden und Trapps Sicht behindert habe: «Als Kölner muss ich natürlich nein sagen…».

Auch Ex-Schiri Heynemann kritisiert VAR

Der frühere Bundesliga-Referee Bernd Heynemann hat den Videoschiedsrichter (VAR) ebenfalls scharf kritisiert. «Fünf Jahre VAR in der Bundesliga. Ein Jubiläum, zu dem ich nicht gratuliere. Statt Partystimmung überwiegt bei mir der Frust», schrieb der 68-Jährige in einer Kolumne für den «Kicker» (Montag). «Ich habe die Begriffe Darkroom für den Kölner Keller und Strafraumpolizei geprägt», schrieb Heynemann weiter: «Jetzt kommt die Kontaktpolizei dazu.»

Den ehemaligen FIFA-Referee störten eine Elfmeterentscheidung in der Partie des FC Augsburg gegen Mainz 05 (1:2) und ein aberkannter Treffer bei Leverkusen gegen Hoffenheim (0:3).

Heynemann betonte, dass er nicht die Schiedsrichter, sondern vielmehr die Vorgaben für den VAR im Visier habe: «Wenn wir die gesamte Entstehung eines Angriffs anschauen, ob da vielleicht was gewesen sein könnte, können wir uns gleich an die Playstation setzen und dort Fußball spielen.»

dpa