Die erste Titel-Entscheidung dieser Formel-1-Saison ist gefallen. McLaren gewinnt wieder die Team-WM. Im Rennen um die Fahrerkrone holt Max Verstappen weiter auf.
Verstappen-Jagd auf Team-Weltmeister McLaren geht weiter
In der Hitze von Singapur hat Max Verstappen McLaren, den erneuten Formel-1-Teamweltmeister, noch mehr ins Schwitzen gebracht. Beim Sieg von Mercedes-Pilot George Russell im Nachtrennen auf dem Marina Bay Street Circuit knabberte der Red-Bull-Star als Zweiter wieder ein paar Punkte vom Vorsprung der beiden WM-Führenden Oscar Piastri und Lando Norris ab. Dass Norris sich mit einem unsanften Start-Manöver gegen Piastri Platz drei holte, störte den Teamfrieden bei McLaren zusätzlich.
Immerhin haben die beiden schon sechs Rennen vor Saisonende den nächsten Triumph in der Konstrukteurswertung perfekt gemacht, die über die Verteilung der Formel-1-Einnahmen entscheidet. Im Fahrer-Klassement liegt der Australier Piastri nach dem nächsten leichten Dämpfer jetzt noch 22 Punkte vor Norris und 63 Zähler vor Weltmeister Verstappen, der weiterhin auf seinen ersten Singapur-Sieg warten muss.
Nico Hülkenberg hatte einen enttäuschenden Arbeitstag. Nach einem Dreher in seinem Sauber-Rennwagen kam der Rheinländer weit hinten ins Ziel. Bei Mercedes-Fahrer Russell hingegen war die Stimmungslage ganz anders. Er gewann souverän vom Startplatz eins und sammelte mit seinem zweiten Saisonsieg weitere Argumente für eine Vertragsverlängerung.
Premiere für neue Hitze-Regel
Erstmals aktivierte die Rennleitung für das Flutlichtrennen in Singapur die neue Hitze-Regel. Aufgrund der Vorhersage von über 31 Grad Lufttemperatur durften die Fahrer Kühlwesten tragen und alle Autos mussten entsprechend ausgerüstet werden. Das Mindestgewicht der Boliden wurde um 5 Kilo auf 805 Kilogramm erhöht.
Vierfach-Champion Verstappen bezeichnete die Regel indes als «lächerlich» und wollte auf die Kühlweste im Rennen verzichten. «Ein bisschen schwitzen ist okay für mich. Und nach 15 bis 20 Minuten wird die Weste auch wirklich heiß, hilft also überhaupt nicht», sagte der Niederländer dem Sender Viaplay.
Verstappen ärgert sich darüber, dass die Kühlweste in der kommenden Saison bei starker Hitze zur Pflicht werden soll. Der 28-Jährige erklärte: „Jeder Fahrer sollte für seine Gesundheit selbst die Verantwortung tragen.“ Im Fahrer-Meeting waren die Meinungen geteilt. Während ein Teil der Piloten die Chance zur Abkühlung begrüßte, beklagten andere, dass die Westen mit Kühlröhrchen im ohnehin engen Cockpit zu unbequem seien.
Piastri schimpft über rabiates Norris-Manöver
Verstappen musste sich trotz des vermeintlichen Vorteils mit dem weicheren Reifensatz gegen Russell geschlagen geben, da er ungekühlt am Start war. Russell hatte sich am Samstag mit einem Streckenrekord die Pole Position gesichert und verteidigte Platz eins gegen den neben ihm startenden Titelverteidiger fast mühelos.
Die McLaren-Fahrer kamen sich bedrohlich nahe. Norris zwängte sich nach wenigen Metern ziemlich rabiat am drittplatzierten Stallrivalen Piastri vorbei. Prompt beschwerte sich der WM-Führende am Boxenfunk. «Ist das cool für uns, dass Lando mich einfach aus dem Weg drängt?», fragte der Australier hörbar genervt und fügte hinzu: «Das war nicht sehr mannschaftsdienlich.» Doch der McLaren-Kommandostand und die Rennkommissare griffen nicht ein, so sehr Piastri auch schimpfte.
Verstappens vergebliche Jagd auf Russell
Auch Verstappen meldete sich fluchend am Funk, weil sein Dienstwagen das Tempo von Russells Silberpfeil nicht mitgehen konnte. Das änderte sich erst nach seinem Reifenwechsel. Auf den härteren und damit haltbareren Reifen flog der Niederländer von einer schnellsten Runde zur nächsten. Der Rückstand auf Russell war deutlich geringer geworden, als der Mercedes-Pilot selbst zum Boxenstopp abbog.
Leicht fiel Verstappen der Arbeitstag im Red Bull aber weiter nicht. «Alles läuft heute gegen mich», ließ er seinen Renningenieur wissen. Wenig später wetterte er: «Mann, es ist so verdammt schwierig zu fahren.»
Er musste bald zusehen, wie der fehlerfreie Russell wieder davon zog und sich stattdessen gegen den heranstürmenden Norris verteidigte. Rundenlang hing der Brite fast im Getriebe des Champions. Doch Verstappen blieb im schwülwarmen Singapur cool und brachte Platz zwei ins Ziel.