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Verstappen mit Spa-Schadensbegrenzung bei Russell-Sieg

Max Verstappen ist in Belgien mal wieder zur Aufholjagd gezwungen. Sein Tief vor der Formel-1-Sommerpause kann er in der Heimat nicht beenden. Zum Sieg rast George Russell.

Das Formel-1-Getümmel kurz nach dem Start.
Foto: Geert Vanden Wijngaert/AP/dpa

Im Strategie-Thriller von Spa-Francorchamps konnte Formel-1-Weltmeister Max Verstappen seine Durststrecke nicht beenden. Der Red-Bull-Star verfehlte bei seiner Aufholjagd nach einer Strafversetzung als Fünfter im letzten Grand Prix vor der Sommerpause zum vierten Mal in Folge den Sieg. Trotz des spannenden Ferienkrimis mit Überraschungssieger George Russell bleibt Verstappen weiterhin unangefochtener Spitzenreiter in der Weltmeisterschaft vor McLaren-Fahrer Lando Norris, der direkt hinter dem in Belgien geborenen Niederländer ins Ziel kam.

Bei ungewöhnlichen sommerlichen Bedingungen in den Ardennen fuhr Russell im Mercedes mit einem Vorsprung von nur 0,5 Sekunden vor Teamkollege Lewis Hamilton zu seinem dritten Triumph in der Motorsport-Königsklasse. Dritter wurde Norris‘ Stallrivale Oscar Piastri, der vor einer Woche in Ungarn noch seinen Premierenerfolg gefeiert hatte. Es war der erste Doppelerfolg für die Silberpfeile seit Brasilien 2022.

Verstappen konnte trotz seines elften Startplatzes seinen Traum vom vierten aufeinanderfolgenden Sieg in Spa nicht verwirklichen. Sein Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez, der kurz vor dem Aus stand, startete zwar zum ersten Mal seit dem Rennen in China im April wieder aus der ersten Reihe, konnte am Ende jedoch mit dem achten Platz keine dauerhafte Beschäftigung sichern. Für Nico Hülkenberg lief an diesem Wochenende nichts zusammen. Der erfahrene Haas-Fahrer startete als Sechzehnter und beendete das 14. Saisonrennen als Neunzehnter.

Bei Red Bull ist es aktuell «eher netflixartig»

Die einstige Dominanz von Red Bull ist vorbei. Das ist dem ehemaligen Team von Sebastian Vettel bewusst. In der Qualifikation zeigte Verstappen jedoch seine Extraklasse. Er distanzierte Charles Leclerc im Ferrari als ersten Verfolger deutlich (+0,595 Sekunden). Da Verstappen jedoch auf dem mit 7,004 Kilometer längsten Kurs im Kalender bereits seinen fünften Motor des Jahres regelwidrig einsetzt, musste er zehn Plätze zurück. Leclerc wurde die 25. Pole Position seiner Karriere zugeschrieben.

«Wir waren das Vornewegfahren gewohnt, heute ist es anders», räumte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko ein. Auch wegen der vielen Baustellen abseits des Asphalts, etwa Verstappens publikumswirksamem Dauerstänkern gegen sein eigenes Team zuletzt in Ungarn, meinte der Österreicher: «Heuer ist es eher netflixartig bei uns.»

Die Situation um Perez spielt dabei auch eine wichtige Rolle. Der Mexikaner hat seit Anfang Juni einen Vertrag bis Ende 2025 und es besteht die Option auf eine weitere Saison. Nach einem starken Start in diesem Jahr hat Perez jedoch zunehmend nachgelassen. Der 34-Jährige steht vor dem Aus in der Formel-1-Saison.

Verstappens «Rennen zur Schadensbegrenzung»

«Das ist zu wenig», beschied Marko im TV-Sender Sky. «Wir setzen uns am Montagabend in England zusammen und analysieren.» Für den Marko zufolge «theoretischen Fall» der Freistellung stünden Red-Bull-Ersatzmann Liam Lawson (22) sowie Daniel Ricciardo (35) und Yuki Tsunoda (24) von Schwester-Team Racing Bulls bereit.

Perez musste nach einem harten Zweikampf Lewis Hamilton im Mercedes schon nach den ersten Metern passieren lassen. Zu Beginn der zweiten Runde lag Verstappen als Achter bereits direkt hinter seinem WM-Verfolger Lando Norris. Der McLaren-Fahrer war beim Start wieder einmal nicht optimal weggekommen und fuhr über die Fahrbahnmarkierung hinaus. In der Zwischenzeit übernahm Hamilton die Führung von Leclerc.

Verstappen steckte in einem Dilemma. Der Niederländer wollte Druck machen, durfte aber zugleich seine Reifen nicht verschleißen. «Es wird hart», meinte Red-Bull-Teamchef Christian Horner über die ersehnte Aufholjagd seines Superstars nach einem Podest-Platz. «Ich sehe es als ein Rennen zur Schadensbegrenzung», sagte Verstappen und zog seinen Boxenstopp vor, steckte anschließend als 14. aber erstmal im Verkehr fest.

Russell setzt auf eine mutige Strategie

Der 26-Jährige näherte sich jedoch weiterhin den Top drei an. Zur Halbzeit hatte Verstappen nur noch George Russell im zweiten Mercedes, McLaren-Pilot Piastri, Leclerc und den Führenden Hamilton vor sich.

Leclerc begann die Reihe der Top-Fahrer, die sich bei einem zweiten Boxenstopp die nächsten harten Reifen aufziehen ließen. Hamilton, der Anfang Juli nach 945 Tagen Pause ausgerechnet bei seinem Heimrennen in Silverstone wieder Grand-Prix-Sieger wurde, reagierte kurz darauf. An der Spitze behielt sein Teamkollege Russell die Führung, indem er eine mutige Strategie mit nur einem Boxenstopp verfolgte. Hamilton war nah dran, schaffte es aber nicht vorbei.

dpa