Mit einem Eiskalt-Manöver in Kurve eins stellt Max Verstappen in Imola die Weichen. Der Formel-1-Weltmeister meldet sich im WM-Kampf mit McLaren und Oscar Piastri zurück.
Verstappens Meisterklasse: Vierter Imola-Sieg in Serie
Imola-Experte Max Verstappen hat die Siegesserie von WM-Spitzenreiter Oscar Piastri in der Formel 1 gestoppt und im Titelrennen einen beeindruckenden Konter gesetzt. Im 400. Grand Prix seines Red-Bull-Teams holte sich der Champion seinen vierten Erfolg in der Emilia-Romagna nacheinander, nachdem er McLaren-Pilot Piastri schon am Start schwer düpiert hatte. Der Australier musste sich mit Rang drei begnügen, nachdem er zuvor drei Siege in Folge eingefahren hatte. Lando Norris wurde Zweiter.
In der Gesamtwertung bleibt Piastri aber nach dem siebten Saisonlauf mit 146 Punkten weiter vorn, Norris folgt als Zweiter mit 13 Zählern Rückstand. Verstappen fehlen vor dem Klassiker in Monaco nur noch 22 Punkte auf den WM-Führenden. «Wow, Max. 400 Rennen – und du hast es gewonnen. Brillante Vorstellung», lobte Teamchef Christian Horner am Boxenfunk.
Verstappen überrascht Piastri in Kurve eins
Am Tag zuvor sorgte ein schwerer Unfall von Verstappens Teamkollegen Yuki Tsunoda in der Qualifikation für einen großen Schreckmoment. Der Japaner verlor auf seiner zweiten Runde die Kontrolle, sein Auto hob im Kiesbett ab, drehte sich in der Luft und krachte in die Streckenbegrenzung. Tsunoda stieg ohne größere Blessuren aus dem Wrack. Die Red-Bull-Mechaniker bauten das zerstörte Auto in einer Nachtschicht wieder auf und ermöglichten dem 25-Jährigen den Start.
Beim Start der Europa-Tournee zum dritten Mal in dieser Saison parkte Piastri ganz vorne, nachdem er kurz vor Schluss der Startplatzjagd Verstappen von der Pole Position verdrängt hatte. Als die Ampeln erloschen, revanchierte sich der Titelverteidiger gleich in der ersten Kurve. Mit einem eiskalten Manöver zwängte sich Verstappen am anscheinend überraschten Piastri vorbei und übernahm die Führung.
Red Bull hatte nach dem sehr durchwachsenen Saisonstart viele frische Bauteile ans Auto geschraubt, um den Rückstand auf die zuletzt dominanten McLaren einzudämmen. Nach den Trainingsrunden behauptete Verstappen noch: «Wir sind einfach nicht schnell genug.» Das aber erwies sich zunächst als taktische Untertreibung.
Der Niederländer hielt Piastri in den ersten Runden mühelos in Schach und zwang den McLaren-Kommandostand zu einem Strategiewechsel. Piastri wechselte frühzeitig die Reifen, musste jedoch bei seinem Aufholmanöver zunächst wieder durch das Feld fahren. Dies kostete den 24-Jährigen wertvolle Sekunden. So konnte Verstappen das Rennen an der Spitze kontrollieren und seinen Boxenstopp verzögern.
Ferrari beim Heimspiel nicht siegfähig
An der Spitze hätten sich viele der zehntausenden Fans auf den Tribünen eher ein rotes Auto gewünscht. Doch die Ferrari sind derzeit weit davon entfernt, siegfähig zu sein. Nur von Platz elf und zwölf gestartet, verbesserten sich Charles Leclerc und Neuzugang Lewis Hamilton bei seinem ersten Ferrari-Heimspiel im Rennen deutlich und kamen als Vierter (Hamilton) und Sechster (Leclerc) ins Ziel. Ein kleines Lifting für das Auto bringt zumindest Hoffnung auf Besserung.
Im Autodromo Enzo e Dino Ferrari wurde auch der Zauberlehrling Kimi Antonelli bejubelt. Der 18-jährige Italiener, der in der Nähe von Bologna aufgewachsen ist, führte seine Schulklasse durch das Fahrerlager. Nach dem Trainingsfreitag wurde seinem Mercedes-Team Lasagne nach dem Familienrezept der Antonellis serviert. Auf der Strecke gab es jedoch wenig Grund zur Freude, da ein Defekt seinen Arbeitstag vorzeitig beendete.
Vorher hatte bereits das virtuelle Safety-Car die Fahrer verlangsamt, da der Franzose Esteban Ocon seinen defekten Haas-Rennwagen am Streckenrand abstellen musste. Dadurch konnte Verstappen profitieren, da er beim Reifenwechsel deutlich weniger Zeit verlor.
Safety-Car macht es nochmal spannend
McLaren reagierte kurze Zeit später und holte Piastri zum zweiten Mal in die Box. Dadurch wurde Teamkollege Norris nun Zweiter und Verstappens Vorsprung auf die Verfolger war beträchtlich. Alles deutete darauf hin, dass der Weltmeister bis zur Zielflagge einen Spaziergang haben würde.
Jedoch, nach dem Ausfall von Antonelli, entschied die Rennleitung, das Safety-Car auf die Strecke zu schicken und die Situation noch einmal spannend zu machen. Trotz der viel frischeren Reifen konnte Verstappen nicht mehr gestoppt werden. Beim Restart zog er sofort davon und sicherte sich die verdiente Belohnung, bevor Norris auch noch an Piastri vorbeizog.