Max Verstappen ist auch sogar in seiner Heimat zu schlagen. Lando Norris läutet die Restsaison der Formel 1 mit einem imposanten Sieg in den Niederlanden ein. Das verspricht Spannung im WM-Duell.
Verstappens Schadensbegrenzung: Norris erteilt Dünen-Lektion
Max Verstappens Ärger über die Lektion, die er von seinem WM-Widersacher Lando Norris in den Dünen erhalten hatte, war beim Formel-1-Weltmeister begrenzt. Der Red-Bull-Star musste bei seinem Heimrennen in den Niederlanden den beeindruckenden zweiten Karriere-Sieg des englischen McLaren-Piloten neidlos anerkennen. Mit einem Rückstand von knapp 23 Sekunden auf Norris verpasste Verstappen in seinem 200. Grand Prix abgeschlagen als Zweiter seine vierte Oranje-Party.
«Wir hatten einen guten Start und haben alles versucht, was wir konnten, aber es war klar, dass wir nicht schnell genug waren», räumte Verstappen über Funk ein. «Es war ein schwieriges Rennen, aber der zweite Platz ist okay.»
Das ist vorerst Verstappens notgedrungene neue Genügsamkeit. «Wir waren nicht schnell genug, aber du hast alles aus dem Auto herausgeholt, was möglich war», bemerkte Red-Bull-Teamchef Christian Horner und sprach von «Schadensbegrenzung». Motorsportberater Helmut Marko mahnte schonmal: «Unsere Techniker müssen sich etwas einfallen lassen. Neunmal Zweiter werden reicht nicht.»
Norris herzte nach der Ziel-Durchfahrt erstmal seinen Vater Adam. «Es fühlt sich fantastisch an», sagte der Engländer. «Die Pace war stark, das Auto war unglaublich.» Voller Lob war auch McLaren-Geschäftsführer Zak Brown. «Lando ist super gefahren», sagte der US-Amerikaner. Das WM-Duell ist in vollem Gang.
Verstappen bleibt mit 70 Punkten auch nach dem ersten Rennen nach der Sommerpause unangefochten an der Spitze der Weltmeisterschaft. Trotz eines verpatzten Starts überzeugte Pole-Mann Norris eindrucksvoll und hofft, dass dies einen Schub für seine eigene Titelmission bedeutet. Es stehen noch neun Grand Prix aus.
Norris verpatzt mal wieder seinen Start
Charles Leclerc sicherte sich eine Woche vor dem Heimrennen der Scuderia in Monza den dritten Platz vor einer Menge Oranje-Fans im Ferrari. Nico Hülkenberg vom Haas-Team arbeitete hart und kämpfte sich von Startplatz zwölf nach vorne, konnte jedoch am Ende als Elfter die Punkte knapp verpassen.
Norris hatte zunächst kein Glück an diesem Wochenende. Der Engländer holte sich seine dritte Pole Position in diesem Jahr beim 15. Grand Prix der Saison und die vierte seiner Karriere. Allerdings hat Norris ein großes Problem: den Start. Bisher konnte er noch nie eine Pole Position in einen Grand-Prix-Sieg umwandeln – so war es zumindest vor der PS-Jagd durch die Dünen.
Auch in Zandvoort vermasselte der McLaren-Pilot seinen Start und rollte eher nur vom Fleck. Das nutzte Verstappen eiskalt aus und zog schon nach wenigen Metern an Norris vorbei. «Wir werden versuchen zu gewinnen», sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner vor dem Erlöschen der Roten Ampeln. «Die erste Kurve wird entscheidend sein.» Da lag Verstappen schon in Führung, der Vorsprung zu Norris blieb aber bei nur rund einer Sekunde.
Verstappen plauscht mit dem Königspaar
Der Niederländer war von der Kulisse bei seinem Heimspiel wie in den vergangenen drei Jahren auch begeistert. «Das sorgt bei mir für ein großes Lächeln in meinem Gesicht», verkündete Verstappen bei dem Blick auf die Fan-Massen in Orange und unterhielt sich angeregt mit seinem Königspaar Willem-Alexander und Máxima. Nach 36 Jahren Pause war das Formel-1-Rennen der Niederlande 2021 in den Kalender zurückgekehrt.
Der Auftakt war dann sicher ganz nach dem Geschmack der Royals. Was Verstappen aber nervt, ist das grundsätzliche Leistungsvermögen seines in den beiden vergangenen Jahren noch meilenweit überlegenen Dienstwagens. «Wir sind schon seit ein paar Rennen zu langsam», befand der dreimalige Weltmeister unzufrieden. «Wir werden ein paar Rennen brauchen, um Änderungen durchzuführen.»
Norris bereitete seine Attacke auf Verstappen eine Runde vor. Im 18. Umlauf schob sich der McLaren-Fahrer auf der Start-Ziel-Geraden noch vor der ersten Kurve am Red Bull vorbei. «Meine Reifen fühlen sich taub an», klagte Verstappen über Funk.
Verstappens Attacke gegen Norris verpufft
Norris schaffte es, sich von dem WM-Spitzenreiter deutlich abzusetzen. «Ich kann nicht schneller fahren, das Auto reagiert nicht auf meine Anweisungen», beschwerte sich Verstappen erneut. Hülkenberg, der das Wochenende an der Nordsee wegen vieler Probleme mehr oder minder als «Seuche» bezeichnet hatte, kämpfte indes lange im hinteren Feld.
Verstappen musste Norris angreifen und machte seinen Boxenstopp in der 28. Runde. Er kehrte als Fünfter mit den harten Reifen auf die Strecke zurück. McLaren reagierte darauf und holte Norris einen Umlauf später in die Box. Der Brite lag als Vierter noch vor seinem WM-Rivalen. Zur Halbzeit der insgesamt 72 Runden hatte Norris einen komfortablen Vorsprung von acht Sekunden auf Verstappen.
Der McLaren zeigte seine Leistungsfähigkeit in den folgenden Runden. Norris baute sein Polster gegenüber Verstappen fast schon traumwandlerisch sicher aus und sicherte sich den Punkt für die schnellste Rennrunde in der allerletzten Runde.
Red Bull ist zum Handeln gezwungen. «McLaren ist einfach stärker und wir müssen uns etwas einfallen lassen», sagte Marko. «Es gibt eine Menge Arbeit.»