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Von «Schnauze voll» zu Rang zwei: Weidle-Winkelmann erlöst

Zwei Jahre lang fährt Kira Weidle-Winkelmann der Konkurrenz nur hinterher. Nun gelingt – just in der Olympia-Saison – ihr Podest-Comeback. Der Auftritt in Val d’Isère ist eine Ansage.

Kira Weidle-Winkelmann lässt sich für Rang zwei in der Abfahrt feiern.
Foto: Pier Marco Tacca/AP/dpa

Kira Weidle-Winkelmann lachte laut und prostete dann glücklich Superstar Lindsey Vonn zu. Nach fast drei Jahren ohne Erfolg fühlte sich der zweite Platz in der Abfahrt von Val d’Isère für die Skirennfahrerin fast wie ein Sieg an – entsprechend ausgelassen feierte und scherzte die Starnbergerin auf dem Siegerpodest. Dass Cornelia Hütter ihr den Sieg wegschnappte? Egal! Dass Weidle-Winkelmann jedoch gleichzeitig die große Vonn besiegte und auf den dritten Platz verwies? Das war ein bedeutendes Ereignis in dieser Olympia-Saison.

«Ich bin natürlich sehr, sehr happy, dass es heute endlich wieder für das Stockerl gereicht hat», sagte die 29-Jährige, die den siebten Top-3-Rang ihrer Karriere feierte. Zugleich bescherte sie dem Frauen-Team des Deutschen Skiverbands (DSV) schon den fünften Podestplatz dieses Winters. Gerade im Hinblick auf die Winterspiele sorgen Weidle-Winkelmann sowie Emma Aicher und Lena Dürr, die die anderen vier Top-3-Ergebnisse einfuhren, für ein Hochgefühl.

Kleiner Dämpfer dann im Super-G

Daran kratzte am Sonntag dann zwar etwas der Super-G von Val d’Isère, in dem Weidle-Winkelmann nur 21. wurde. Eineinhalb Sekunden langsamer war sie dabei als Siegerin Sofia Goggia (Italien), die vor Alice Robinson (Neuseeland) und der wieder starken Vonn (USA) gewann. «Das war schon ein bisschen ein Dämpfer, muss ich sagen», schilderte die Deutsche danach im ZDF.

Über die Weihnachtszeit plant sie, sich mit einer Mischung aus Entspannung und Training das richtige Gefühl zu holen, um beim olympischen Höhepunkt in Topform zu sein und möglicherweise einen zweiten Cortina-Coup zu landen. Auf der legendären Strecke in den Dolomiten wurde Weidle-Winkelmann 2021 Vizeweltmeisterin.

Jahrelanges Rätseln, Hadern, Zweifeln

Derartige Erfolge blieben zuletzt lange aus. «Das war wirklich hart», berichtete die Speed-Fahrerin im Rückblick auf die vergangenen zwei Winter, in denen sie regelmäßig weit hinterhergefahren war. Immer wieder rätselte sie, warum es nicht mehr lief, sie haderte und schien fast schon zu verzweifeln. Bei der WM im vorigen Februar in Saalbach-Hinterglemm enttäuschte sie heftig. 

«Nach der letzten Saison habe ich mich rausgenommen, habe gesagt: Ich habe die Schnauze voll, ich muss was komplett ändern», schilderte sie nun nach ihrem Comeback und erzählte: «Ich habe für mich eine andere Herangehensweise gefunden, mit ein bisschen mehr Spaß am ganzen Sport.»

Vonn schon jetzt in Gold-Form

Und das zahlte sich nun aus: Die Starnbergerin erzielte ihr bestes Weltcup-Ergebnis seit fast vier Jahren; im Januar 2022 in Altenmarkt-Zauchensee war sie bereits einmal Zweite geworden. Ein Sieg steht noch aus in ihrer Karriere. Möglicherweise bewahrt sie sich den größtmöglichen Erfolg ja für Olympia in Cortina auf.

Dort haben jedoch auch andere ihre Ansprüche geltend gemacht. Goggia zum Beispiel, die bei den Spielen in ihrer Heimat für ein Wintermärchen sorgen möchte. Oder Vonn, die nur wegen Olympia auf ihrer Lieblingsstrecke überhaupt ein Comeback gab. Die 41-jährige Amerikanerin ist in bestechender Form. In den bisherigen fünf Speedrennen des Winters erreichte sie die beeindruckende Bilanz von einem Sieg, einem zweiten Platz, zwei dritten Plätzen und einmal Platz vier.

dpa