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Wachsender WM-Frust: Ruderer mit vier Booten aus dem Rennen

Nach einem schwachen WM-Tag wird die Diskussion über die schwindende Konkurrenzfähigkeit der deutschen Ruderer lauter. Nur die beiden Einer gelten noch als Medaillenkandidaten.

Paul Leerkamp und Arno Gaus im Leichtgewichts-Doppelzweier.
Foto: Hájek Ondøej/CTK/dpa

Vier Starts, vier Pleiten – im Deutsche Ruderverband (DRV) wächst der WM-Frust. Alle am Donnerstag in den 14 olympischen Wettkampfklassen gestarteten Teams fuhren der Konkurrenz in den Halbfinals der Titelkämpfe von Racice (Tschechien) weit hinterher.

Der Frauen-Doppelvierer und beide leichten Doppelzweier kamen nicht über letzte Plätze hinaus. Der Vierer ohne Steuermann musste mit Rang fünf vorliebnehmen. Cheftrainerin Brigitte Bielig warb um Nachsicht: «Wir befinden uns in einem Jahr des Neubeginns und des Übergangs. Von daher haben wir keine Wunder erwartet.»

Dem Achter droht Ungemach

Selbst dem über Jahre erfolgreichen Achter droht Ungemach. Erstmals seit Peking 2008 könnte das Finale einer internationalen Top-Regatta ohne das DRV-Paradeboot stattfinden. Nach dem enttäuschenden vierten Rang im Vorlauf geht die Crew um Schlagmann Torben Johannesen als Außenseiter in den Hoffnungslauf am Freitag (12.45 Uhr). Im Duell mit den Niederlanden, den USA und mit China qualifizieren sich nur die ersten beiden Teams für den Endlauf. Trainer Uwe Bender gab sich trotz der düsteren Vorzeichen kämpferisch: «Wir werden alles versuchen. Unser Ziel bleibt es, das A-Finale zu erreichen.»

Mehr Chancen als dem Achter werden Oliver Zeidler und Alexandra Föster im Einer eingeräumt. Sowohl der Weltmeister von 2019 aus München als auch die EM-Dritte von 2022 aus Meschede gelten als die letzten verbliebenen DRV-Medaillenaspiranten. Immerhin muss sich Zeidler am Freitag weder mit Olympiasieger Stefanos Ntouskos (Griechenland) noch mit Europameister Melvin Twellaar (Niederlande) duellieren, die im anderen Halbfinale starten. Dagegen bekommt es Föster mit Olympiasiegerin Emma Twigg (Neuseeland) zu tun.

Stechen auch diese DRV-Trümpfe nicht, dürfte sich die Debatte um nötige Reformen zwischen der Verbandsspitze und vielen Athleten noch verstärken. Erste Konsequenzen wurden schon am Donnerstag verkündet. So reagierte die Verbandsführung auf die Kritik aus Sportlerkreisen und löste einen erst kürzlich einberufenen Expertenrat wieder auf.

Analyse durch externe Beratungsagentur

«Wir haben uns mit der aufgekommenen Kritik, insbesondere die der Athletinnen und Athleten, auseinandergesetzt und sind zu dem Entschluss gekommen, dass der Expertenrat in dieser Form kein optimales Instrument ist», sagte der DRV-Vorsitzende Moritz Petri. Stattdessen soll eine externe Beratungsagentur mit der Analyse betraut werden.

Nach dem schwachen Abschneiden bei der Heim-EM vor gut fünf Wochen in München hatte der DRV eine aus ehemaligen Athleten, einem Sportwissenschaftler und Funktionären bestehenden Expertenrat einberufen, der Lösungen zur Überwindung der Formschwäche erarbeiten sollte. Das war bei einigen Athleten auf Skepsis gestoßen. Achter-Schlagmann Johannesen hatte die Zusammenstellung des Expertenrates als «Farce» bezeichnet: «Weil dort Leute drinsitzen, die im Fokus der Kritik stehen. Die kontrollieren sich quasi selbst.»

dpa