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Waffen, Minderheitenrechte und Trump: Sorgen vor der WM 2026

In gut zwei Jahren reist die Welt zur Fußball-WM in die USA. Waffengewalt, Minderheitenrechte, das politische Klima: Die Sicherheitslage wird ein Thema. Über allem schwebt der Wahlausgang.

Deutschlands Jamal Musiala und der US-Amerikaner Tim Reamm liefern sich einen Zweikampf um den Ball.
Foto: Federico Gambarini/dpa/Archivbild

Eigentlich war es ein Tag, an dem Sportfans in der US-Stadt Kansas City den Superbowl-Sieg ihrer Chiefs feiern sollten. Doch am Ende eines Streits am Rande der Siegesparade kommt im Februar durch Schüsse ein Mensch ums Leben, viele werden durch Waffen verletzt, darunter neun Kinder. «Dass es so eine aufgeheizte Stimmung geben kann, damit muss man immer rechnen», sagt die Politikwissenschaftlerin Laura von Daniels der Deutschen Presse-Agentur über die Situation.

Im Sommer 2025 wird die Club-WM im Fußball in den USA ausgetragen. Im folgenden Jahr werden Millionen Fans aus der ganzen Welt zur Männer-WM in das Land reisen. Die USA, gemeinsam mit Mexiko und Kanada, veranstalten die bisher größte Weltmeisterschaft. Auch Kansas City ist ein Austragungsort.

Besonders in Mexiko gibt es spezielle Herausforderungen in Bezug auf Gewalt in Stadien und die Bedrohung durch Drogenkartelle. Doch nicht erst seit dem tragischen Vorfall in Kansas City werden Fragen zur Sicherheit der Gäste während des Turniers in den USA aufgeworfen – insbesondere außerhalb der Arenen.

Immer wieder viele Tote durch Schüsse

Tote und Verletzte durch Schüsse sind in den Vereinigten Staaten trauriger Alltag. Im Jahr 2023 wurden fast 20.000 Menschen in den USA durch Schusswaffen getötet. Bis zum 29. März hat die Organisation Gun Violence Archive bereits 86 sogenannte Mass Shootings gezählt. Dieser Begriff, für den es im Deutschen keine exakte Entsprechung gibt, bezieht sich auf Vorfälle, bei denen mindestens vier Menschen durch Schusswaffen getötet oder verletzt wurden.

«Der Waffengebrauch und das Tragen von Waffen ist in einigen Bundesstaaten völlig normal», sagt von Daniels, die bei der Stiftung Wissenschaft und Politik die Forschungsgruppe Amerika leitet. «Also auch tatsächlich in der Handtasche einen Revolver zu haben, ist in den südlichen Bundesstaaten der USA nichts Ungewöhnliches.»

Die Rate von Schusswaffen-Morden ist in dem Land im Vergleich mit anderen einkommensstarken Staaten um ein Vielfaches höher. Das Auswärtige Amt schreibt in seinen Reisehinweisen: «Die Zahl der Waffen- und Munitionskäufe nahmen in letzter Zeit beträchtlich zu.» Trotzdem gelten die USA weiterhin als sicheres Reiseland.

Expertin sieht Gefahr für einige Fans

Der Weltverband FIFA ging auf konkrete Fragen zur Sicherheit an den Spielorten nicht im Detail ein, teilte aber mit: «Die Sicherheit von Fans und Spielern ist ein wesentlicher Bestandteil der gesamten Veranstaltung, und das wird auch 2026 nicht anders sein.» Der Verband überwache stets die Sicherheitslage bei allen Gastgebern, und zwar bereits in der Bewerbungsphase bis hin zur Durchführung des Turniers.

Von Daniels sieht durchaus Gefahren für einige Fans. «Es ist nicht unbedingt so, dass Menschen, die in die USA reisen, selbst automatisch bedroht sind. Aber natürlich in einzelnen Staaten und vor allen Dingen, wenn es Menschen sind, People of Color, die in einen rassistischen Fokus geraten könnten», sagt sie.

Es herrsche insgesamt eine aufgeheizte Stimmung gegenüber Zuwanderern aus Zentral- und Südamerika sowie gegen Menschen mit asiatischer Herkunft. Dass es zur WM in den gesamten USA zu strengeren Regeln für das Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit kommt, glaubt von Daniels nicht.

Die Lage für Trans-Menschen hat sich zugespitzt

Die Sicherheit und Freiheit der Menschen der LGBTQI+-Community war einer der Hauptkritikpunkte an der WM in Katar 2022. Die englische Abkürzung steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Menschen, queere sowie intergeschlechtliche Menschen, weitere Identitäten und Geschlechter.

Obwohl die Situation in den USA noch nicht so schlimm ist wie beim vorherigen Gastgeber, hat sich die Lage für diese Menschen in den letzten Jahren drastisch verschlechtert. Im vergangenen Jahr wurden laut der American Civil Liberties Union (ACLU) in den Bundesstaaten der USA 84 Gesetze verabschiedet, die sich gegen bestimmte Gruppen richten.

Es handelt sich beispielsweise um die Aufklärung in Schulen und den Zugang zu bestimmten medizinischen Leistungen. Insbesondere Trans-Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, sind oft das Ziel der Republikaner. Dies hat in einigen Bundesstaaten zu einer immer feindseligeren Stimmung geführt.

Anfeindungen sind möglich

«Ich kann mir vorstellen, dass es in Austragungsorten der WM, tatsächlich in der Öffentlichkeit zu Situationen kommen kann, wo man zumindest mit rhetorischen Anfeindungen rechnen muss», sagt von Daniels. «Und sicherlich dann damit verbunden auch anders über seine Sicherheit nachdenken muss, also wo man sich aufhält. Inwieweit man sich zum Beispiel offen homosexuell in der Öffentlichkeit zeigt oder auch als Trans-Person.»

Die Wissenschaftlerin betont, dass man auch hier klar zwischen den verschiedenen Staaten unterscheiden müsse. In den größeren Metropolen, in denen die Spiele stattfinden, sei die Toleranz insgesamt natürlich höher.

Die FIFA erklärte, es werden «alle Fans zu jedem Spiel des Turniers willkommen sein, unabhängig vom Spiel, vom Stadion oder von der Stadt, so wie es schon immer der Fall war und auch weiterhin der Fall sein wird.»

Düstere Szenarien bei Wahl von Trump

Über allem schwebt die Frage, wie sich das Land verändern würde, wenn Donald Trump im November die Wahl gewinnt. «Ganz einfach gesprochen, würde sich die Lage verschlechtern für die LGBTQ-Community, wenn Trump gewählt wird», sagt von Daniels. Auch bei der Waffengewalt habe der Republikaner immer wieder klargemacht, dass er es komplett ablehnt, den Erwerb von Waffen zu reglementieren.

Der 77-Jährige hat angekündigt, im großen Stil Migranten aus dem Land abzuschieben, im Staatsapparat aufzuräumen und sich an seinen politischen Gegnern zu rächen. Die USA könnten unter ihm autokratische Züge bekommen. Das Klima gegenüber Ausländern, Migranten und Minderheiten würde feindseliger werden.

dpa