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Was zum Start in die Biathlon-Saison wichtig ist

Das deutsche Biathlon-Team hofft auf einen ähnlich guten Start wie in der Vorsaison. Ein Routinier fehlt, eine Skijägerin ist schwanger. Ärger gibt es um eine neue Regel.

Auch in diesem Winter hoffen die deutschen Biathletinnen und Biathleten auf zahlreiche Podestplätze.
Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Nach 258 Tagen Pause beginnen die Biathletinnen und Biathleten die neue Saison. In Kontiolahti, Finnland, starten am Samstag (13.15 Uhr/ZDF) die Mixed-Wettbewerbe, gefolgt von zwei Staffelrennen am Sonntag. Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet vor dem Start in den WM-Winter die wichtigsten Fragen.

Warum gab es zuletzt Zoff im Biathlon-Lager?

Die Beziehung zwischen den Stars der Szene und dem Weltverband ist gespannt. Der Grund? Die IBU testet eine neue Startregel, bei der die Besten ihre Startgruppe nicht mehr frei wählen können und stattdessen – aus Gründen der Spannung – im Sprint und Einzel erst später auf die Strecke dürfen. Das führte zu heftiger Kritik.

Das Athleten-Komitee und die Trainervertreter waren gleichermaßen dagegen. Besonders bei schlechtem Wetter sei dies eine eindeutige Benachteiligung für die Besten. Der Weltverband wird das System in den ersten vier Wochen des Weltcups testen, eine Bewertung erfolgt Ende Dezember. Bei extremen Streckenverhältnissen, die keine fairen Bedingungen gewährleisten, dürfen nach Entscheidung der Wettkampfjury die Top 15 der Weltcup-Gesamtwertung zu Beginn starten.

Wie sind die deutschen Chancen?

In der vergangenen Saison erzielten die Männer des Deutschen Skiverbands im Weltcup vier Siege sowie jeweils fünf zweite und dritte Plätze. Bei der WM gewann Benedikt Doll nur die Bronzemedaille im Einzel, bevor er im Frühjahr seine Karriere beendete. Die Frauen konnten keinen Einzelsieg in der Saison verbuchen, im Weltcup erreichten sie fünf zweite und vier dritte Plätze. Bei der WM konnten Janina Hettich-Walz und die Staffel jeweils Silber gewinnen. Der Saisonstart vor einem Jahr in Schweden war der beste in der Geschichte des gesamten Teams. Auch in dieser Saison wird es schwierig sein, konstant Podestplätze zu erreichen. Dennoch sind Top-Ergebnisse immer wieder möglich.

Wie sieht die deutsche Männer-Mannschaft aus?

Im Team von Bundestrainer Uros Velepec wird nach dem Rücktritt von Routinier Benedikt Doll ein neuer Anführer gesucht. Der 34 Jahre alte Ex-Weltmeister hinterlässt eine große Lücke. Aber in Philipp Nawrath und Roman Rees hatten sich in der Vorsaison zwei Deutsche nach jahrelanger Abstinenz mal wieder kurzzeitig das Gelbe Trikot übergestreift.

Ob sie oder ihre Teamkollegen Johannes Kühn, Justus Strelow und Philipp Horn den beeindruckenden Start des letzten Winters wiederholen können, bleibt abzuwarten. In Östersund hatten die deutschen Biathleten Ende 2023 mit Siegen von Rees und Nawrath sowie drei weiteren Podestplätzen überraschend den besten Saisonstart überhaupt hingelegt. Rees wird zum Saisonauftakt nach einer Erkrankung noch fehlen.

Was hat sich im Damen-Team verändert? 

Bei Janina Hettich-Walz fehlen die WM-Zweite von Nove Mesto im Einzel und in der Staffel. Die 28-Jährige erwartet ihr erstes Kind, will aber nach der Schwangerschaft wieder zurückkehren. Neben den erfahrenen Vanessa Voigt und Franziska Preuß liegen die Blicke vor allem auf den vielversprechenden Nachwuchshoffnungen Selina Grotian (20), Julia Tannheimer (19), Johanna Puff (22) und Julia Kink (20).

Aber Preuß, die immer wieder von Krankheiten zurückgeworfen wurde und auch bei der vergangenen WM in Tschechien nicht ihr Potenzial abrufen konnte, möchte erneut angreifen. Voigt wird immer stabiler und ist ein wichtiger Bestandteil des Teams von Trainer Kristian Mehringer.

Sind die Materialprobleme der Vorsaison behoben?

Die Deutschen hatten bei niedrigen Temperaturen Top-Material. Aber bei wärmeren Bedingungen, so auch bei der zurückliegenden WM, hatten sie bei den feuchten und nassen Streckenverhältnissen teils klare Nachteile. Das sorgte vor allem bei der WM auch teamintern für Frust. Sportdirektor Felix Bitterling hatte danach eine umfassende Analyse angekündigt. «Wir haben da jetzt sehr, sehr viel gemacht im Sommer und auch unsere Techniker-Mannschaft umgestellt. Ich gehe davon aus, dass wir die positiven Tests bestätigen können», sagte Bitterling vom Deutschen Skiverband: «Das Thema ist sehr komplex, aber wir haben einen großen Schritt nach vorn gemacht.»

Wie sieht der Saisonverlauf aus?

Wie üblich sind neun Weltcups geplant. Der Start erfolgt in Kontiolahti, Finnland, wo auch in der nächsten Woche weitergefahren wird. Die Saison endet im März in Oslo. Die Weltmeisterschaften vom 12. bis 23. Februar 2025 finden erstmals in Lenzerheide, Schweiz, statt. Die Höhepunkte in Deutschland sind wie gewohnt die Rennen in Oberhof und Ruhpolding in der zweiten und dritten Januarwoche.

Wer sind die Favoritinnen und Favoriten?

Bei den Herren werden die Norweger unter der Führung des Weltcup-Gesamtsiegers Johannes Thingnes Bö erneut dominieren. Lediglich der Franzose Emilien Jacquelin schaffte es als Sechster in der Saison 2023/2024, als Nicht-Norweger unter den ersten Sieben des Gesamtrankings zu landen. Sein Team sowie die Schweden um Sebastian Samuelsson sind die ersten Herausforderer.

Bei den Damen werden die derzeit noch angeschlagene Gesamtweltcupsiegerin Lisa Vittozzi aus Italien ebenso wie die starken Französinnen um Justine Braisaz-Bouchet und Julia Simon sowie Schweden mit den Öberg-Schwestern Hanna und Elvira wohl wieder das Geschehen bestimmen.

Wo sind die Rennen zu sehen? 

ARD, ZDF und Eurosport zeigen alle Wettkämpfe live im Fernsehen und im kostenlosen Stream. ARD und ZDF wechseln sich wie gewohnt bei den Weltcups ab. Die Experten der ARD sind erneut die ehemaligen Weltmeister Arnd Peiffer und Erik Lesser. Beim ZDF kommentieren Laura Dahlmeier und Denise Herrmann-Wick. Für Herrmann-Wick ist es das erste Mal, sie ersetzt den Olympiasieger Sven Fischer, der zukünftig als Co-Kommentator tätig sein wird.

dpa