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Lipowitz hofft auf Podium in Paris

Der junge Schwabe verteidigt souverän seinen dritten Platz und das Weiße Trikot. Er wäre der erste deutsche Radprofi seit 2006 auf dem Tour-Podest.

Tim Wellens hat die 15. Etappe der Tour de France gewonnen.
Foto: Mosa'ab Elshamy/AP/dpa

Florian Lipowitz hoffte nach den anstrengenden Tagen in den Pyrenäen auf eine entspanntere Fahrt nach Carcassonne. Die hektische Anfangsphase der 15. Tour-Etappe sorgte jedoch bereits nach 18 Kilometern für einen Schreckmoment bei dem deutschen Rad-Jungstar. Trotz des technischen Defekts verteidigte der 24-Jährige souverän seinen dritten Platz in der Gesamtwertung und das Weiße Trikot des besten Jungprofis an diesem hochsommerlichen Sonntag in Südfrankreich.

Lipowitz kann bei seiner Premiere bei der Tour de France weiterhin berechtigte Hoffnungen haben, dass er es auf das Podium in Paris schaffen könnte. Seit 2006 wäre er der erste deutsche Radprofi, der es auf das Tour-Podest schaffen würde. Damals belegte Andreas Klöden den zweiten Platz.

Lipowitz liegt weiterhin 7:53 Minuten hinter Titelverteidiger und Tour-Dominator Tadej Pogacar im Gelben Trikot, und auch hinter dessen Dauerrivalen Jonas Vingegaard (3:40 Minuten) im Gesamtklassement. Im Vergleich zum viertplatzierten Oscar Onley hat der ehemalige Biathlet bereits einen Vorsprung von 1:25 Minuten.

Lipowitz freut sich über die Begeisterung in Deutschland

«Ich bekomme super viele Nachrichten. Jeder freut sich mit mir. Ich hoffe, ich mache mir nun selber nicht zu viel Druck», sagte Lipowitz der ARD vor dem Start der 15. Etappe. «Es ist schön zu sehen, dass wieder so viele Leute in Deutschland Radsport schauen und begeistert sind.»

In Carcassonne überquerte Lipowitz an der Seite von Tour-Dominator Pogacar und Vingegaard im Hauptfeld den Zielstrich. Das Trio vermied gegenseitige Angriffe und sparte seine Kräfte für die bevorstehenden harten Bergabschnitte in den Alpen. Den Tagessieg sicherte sich nach 169,3 welligen Kilometern der Ausreißer Tim Wellens. Der 34-jährige Belgier aus Pogacars Team siegte vor seinem Landsmann Victor Campenaerts und dem Franzosen Julian Alaphilippe.

Hektischer Start und Fairplay

Die turbulenten ersten Kilometer zeigten jedoch auch, dass der Weg für Lipowitz auf die Champs-Élysées in der französischen Hauptstadt noch lang und voller Gefahren ist. Zu Beginn der 15. Etappe wurde er wie ein Großteil des Feldes durch einen Sturz von Alaphilippe aufgehalten und verpasste mit einem technischen Defekt zunächst den Anschluss an die Spitzengruppe um Pogacar. Dank seines Red-Bull-Teams gelang es dem Quereinsteiger, der erst vor fünf Jahren die Sportart gewechselt hatte, jedoch rasch wieder den Anschluss ans Hauptfeld herzustellen.

Darüber hinaus erhielt Pogacar vom UAE-Team über Funk die Information, dass neben Lipowitz auch Vingegaard den Anschluss nach dem Sturz verloren hatte. Folglich reduzierte der Slowene das Tempo und ließ sich zurückfallen. Dies war eine Geste des Fairplays, da der slowenische Ausnahmefahrer auf der elften Etappe wenige Kilometer vor dem Ziel in Toulouse selbst gestürzt war. Damals hatte die Konkurrenz auch extra auf ihn gewartet und auf Angriffe verzichtet.

Lipowitz‘ märchenhafte Tage in den Pyrenäen

Lipowitz fühlt sich bei seiner Tour-Premiere «schon ein bisschen wie im Märchen». Das Selbstvertrauen nahm nach den Leistungen in den Pyrenäen von Etappe zu Etappe zu. «Ich denke, ich habe bis jetzt schon viel gezeigt. Ich kann vorne mitfahren», sagte er am Samstag nach der Kletterpartie über fast 5.000 Höhenmetern hinauf zur Skistation Luchon-Superbagnéres.

Fokus auf die Alpen

Sein Fokus liegt nun voll auf der letzten Tour-Woche, wenn es auf die schweren Alpen-Etappen geht. «Das wird die entscheidende», erklärt Lipowitz. «Ich hoffe, dass die Beine durchhalten und auch die letzte Woche gut überstehen. Ich werde mein Bestes geben.»

Nachdem am Montag ein Ruhetag eingelegt wurde, erwartet die Fahrer und Fans am Dienstag auf der 16. Etappe mit dem Mont Ventoux erneut ein spektakuläres Klettererlebnis. Die Strecke führt von Montpellier aus über 171,5 Kilometer hinauf zur Bergankunft auf dem legendären Tour-Klassiker in 1.910 Metern Höhe.

dpa