Wenn Max Verstappen«stinksauer» ist, kann es deutlich werden. Die Verbalattacken zwischen ihm und Mercedes-Fahrer Russell dürften auch ein Vorgeschmack auf 2025 sein.
Weltmeister-Zoff mit Russell: «Jeden Respekt verloren»
Nach dem klaren Statement auf der Strecke schon für den Formel-1-Titelkampf im kommenden Jahr knöpfte sich Max Verstappen noch einen der designierten Hauptrivalen vor. Ruhig, aber bestimmt und mit gewisser Schärfe erklärte der 27 Jahre alte Niederländer jegliche kollegiale Beziehung mit Mercedes-Mann George Russell praktisch für beendet. «Es ist sehr enttäuschend. Ich habe jeden Respekt verloren», sagte der Weltmeister.
«Er ist ja immer sehr höflich vor den Kameras, aber wenn man mal direkt mit ihm zusammensitzt, dann ist er ein ganz anderer Mensch. Das kann ich nicht ab», sagte Verstappen in der Nacht von Katar nach seinem Sieg auf dem Lusail International Circuit. «Es ist besser, wenn er sich verpisst», meinte er beim niederländischen Sender Viaplay.
Verstappens Titelmission Nummer fünf hat schon begonnen
Verstappens klare Worte wurden durch Russells Forderung nach einer Strafe ausgelöst, da er sich in der Qualifikation von Verstappen behindert fühlte. Interessanterweise waren weder Russell noch Verstappen zu diesem Zeitpunkt auf einer schnellen Runde unterwegs.
«Ich fand es lächerlich, wie er versucht hat, mir eine Strafe aufzudrücken, und war deswegen stinksauer auf ihn», betonte Verstappen und unterstellte seinem Konkurrenten, der einer der Sprecher der Fahrervertretung ist, eine zu große Nähe zu den Regelhütern des Weltverbands. Durch den Vorfall mit Russell auf der Strecke hatte Verstappen seine Pole Position nach einer Entscheidung der Rennkommissare an den Briten abgeben müssen.
Verstappen überholte Russell gleich in der ersten Kurve und gewann das vorletzte Saisonrennen, nachdem er angeblich schon ein paar herzhaften Worten während der Fahrerparade gesagt hatte.
Sieg Nummer 63 in der Karriere des Niederländers nur eine Woche nach seinem vierten WM-Triumph war auch eine Ansage für Titelmission Nummer fünf. «Max Verstappen ist offensichtlich noch immer nicht satt», schrieb der «Kurier» aus der Red-Bull-Heimat Österreich.
Alles nur das Vorspiel für 2025?
«So ein Sieg knapp vor der Winterpause ist wahnsinnig wichtig und motivierend», betonte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko: «Diesen Schwung müssen wir mitnehmen. Nächstes Jahr – das Reglement bleibt gleich – wird es enger werden.»
Russell könnte dann einer der Top-Herausforderer von Verstappen sein. Nach dem Wechsel von Rekordweltmeister Lewis Hamilton nach dieser Saison zu Ferrari wähnt sich der eloquente Brite in der Rolle des Anführers bei den Silberpfeilen. Sein neuer Teamkollege wird der 18 Jahre alte Königsklassen-Neuling Kimi Antonelli sein.
Hinzu kommen wie in diesem Jahr die beiden McLaren-Fahrer Oscar Piastri und Lando Norris. Der Brite Norris wirkte nach seinem Auftritt samt Strafe in Katar allerdings erstmal maximal deprimiert: «Das Team hat einen großartigen Job gemacht, ich habe es aber enttäuscht.»
Es wurde nicht mehr als der zehnte Platz erreicht. Norris erlebte eine Woche nach der endgültigen Niederlage im Fahrerduell mit Verstappen den nächsten Rückschlag. Die Entscheidung über den Titel in der Konstrukteurswertung zwischen McLaren und Ferrari, das 21 Punkte Rückstand hat, wurde auf das Finale verschoben.
Scheitern Norris und McLaren auf den letzten Metern einer langen Saison beim Versuch, den ersten Teamtitel seit 1998 zu holen, dürfte das weiter auf das ohnehin etwas fragile Gemüt von Norris drücken. Und beim dann siegreichen Ferrari-Team die Frage unterstreichen: Warum trennt man sich von einem der beiden Piloten (Carlos Sainz), die der Scuderia die erste Konstrukteurs-Weltmeisterschaft seit 2008 beschert haben?
Wie kontert nun Russell?
Doch auf dem Yas Marina Circuit dürfte erstmal das Wiedersehen von Verstappen und Russell im Fokus stehen. «Max Verstappen beschuldigt George Russell, „doppelzüngig“ zu sein», kommentierte die britische «Daily Mail» bereits. «Max Verstappen verurteilt seinen Kollegen aufs Schärfste», hieß es beim «Guardian». Ob sich Russell gleich mal mit Worten im Fahrerlager oder Taten auf der Strecke wehrt, wird sich in Abu Dhabi zeigen.