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Weltweiter Top-Verdiener Draisaitl unter dem Radar

Trotz Gehaltsobergrenze wird Leon Draisaitls Top-Vertrag wohl keinen Einfluss auf das Ziel Stanley Cup haben. Der weltweite Eishockey-Topverdiener kassiert auch deutlich weniger als andere Sportstars.

Weltweiter Topverdiener im Eishockey ab 2025: Leon Draisaitl
Foto: Jason Franson/AP/dpa

Es schien lange Zeit nahezu ausgeschlossen zu sein, dass ein Deutscher der bestbezahlte Profi der Welt im Eishockey wäre. Doch genau das hat Leon Draisaitl, Deutschlands Topstar, mit seinem neuen NHL-Mega-Vertrag bei den Edmonton Oilers erreicht. Für weitere acht Jahre ab dem kommenden Jahr wird der 28-jährige Ausnahmestürmer 112 Millionen Dollar erhalten, was 14 Millionen Dollar pro Jahr entspricht. Zu diesem Zeitpunkt wird der bisher beste deutsche Eishockeyspieler 37 Jahre alt sein.

«Es ist jetzt an mir, davon etwas zurückzugeben», sagte Draisaitl nach der Bekanntgabe des zumindest für NHL-Verhältnisse bemerkenswerten Deals am Dienstag (Ortszeit). Der Sohn des früheren Nationalstürmers Peter Draisaitl war – recht untypisch für einen Kölner – nie ein Mann großer Sprüche und wird dies wohl auch nie mehr werden. Der skandalfreie Draisaitl ist mit unfassbarem Talent gesegnet, arbeitet aber in der Sommerpause Jahr für Jahr lieber hart an seinen Fähigkeiten als seine Popularität in Deutschland zu steigern. Denn hierzulande läuft er zumindest in der Öffentlichkeit nach wie vor etwas unter dem Radar. 

Superstar-Status in Nordamerika wesentlich größer

Obwohl er 2020 als erst zweiter Mannschaftssportler überhaupt nach Basketball-Ikone Dirk Nowitzki zu Deutschlands Sportler des Jahres gewählt wurde, ist sein Superstar-Status in Nordamerika wesentlich größer. Zu dieser Zeit waren Draisaitls außergewöhnliche Leistungen auch in Deutschland unübersehbar. Vier Jahre zuvor wurde er bester Scorer der Liga und sowohl zum wertvollsten als auch besten Spieler der Liga und somit der Welt gekürt.

«Es gibt kaum einen Spieler auf der Welt, der Eishockey so spielen kann wie er», begründete Oilers-Generalmanager Stan Bowman den Vertrag. Der mit der kanadischen Schauspielerin Celeste Desjardins verlobte Draisaitl ist Dauergast bei den NHL-All-Star-Games, liefert Jahr für Jahr mehr als 100 Scorerpunkte ab und schoss bereits dreimal mehr als 50 Tore pro Saison für die Oilers. Wie bei Nowitzki seinerzeit in der NBA würde aber wohl nur der ersehnte NHL-Titel Draisaitl auch in Deutschland auf eine andere Ebene heben.

In diesem Jahr waren die Oilers kurz davor, verloren die Finalserie um den Stanley Cup gegen Florida aber knapp mit 3:4 – auch weil Draisaitl sich in der entscheidenden Playoffphase verletzte. «Wir haben offensichtlich den Job noch nicht vollendet», sagte Draisaitl. Er verfolge mit dem Team das «ultimative Ziel, und wir wissen alle, was das ist». In der kommenden Saison greift das Team wieder an. Erst danach startet Draisaitls neuer Vertrag. Und der könnte das Unterfangen in den acht folgenden Jahren erschweren.

Salary Cap als Problem auf dem ersehnten Weg zum Stanley-Cup?

Denn in der NHL gibt es eine Obergrenze für Gehälter (Salary Cap), die jedes Team jährlich nicht überschreiten darf. Und bei den Oilers gibt es einen noch größeren Star: Kapitän Connor McDavid, der gemeinhin als aktuell bester Spieler der Welt gilt. Der Draisaitl-Kumpel soll im kommenden Jahr verlängern und wird den Deutschen ziemlich sicher dann wieder als Topverdiener weltweit ablösen. Dadurch steht für den restlichen Kader theoretisch weniger Geld zur Verfügung. Doch Befürchtungen, dass das Team dadurch signifikant schlechter wird, weil weitere Leistungsträger abgegeben werden müssen, werden sich wohl nicht bewahrheiten. Tatsächlich steigt das sogenannte Salary Cap aktuell jährlich.

Aufgrund der Verknüpfung mit den jährlichen Einnahmen der Liga und dem florierenden Zustand der NHL dank des aufgehobenen Wettverbots und der boomenden neuen Standorte in Las Vegas und Seattle wird in den kommenden Jahren mit deutlichen Steigerungen gerechnet.

Beim Gehalt hinken die Eishockey-Stars inzwischen deutlich hinterher

Trotzdem ist die 2005 eingeführte Gehaltsobergrenze in der Liga auch ein Grund dafür, warum die Unterschiede beim Gehalt zwischen den Topstars und Spielern der zweiten und dritten Reihe nicht so groß sind wie in anderen Sportarten. Die Zeiten, in denen auch gute deutsche Spieler in der NHL jahrelang mehr Geld verdienten als deutsche Fußball-Topstars sind angesichts explodierender Einnahmen in der englischen Premier League oder der europäischen Champions League vorbei.

Auch in anderen US-Profiligen sind die Gehälter für die absoluten Topstars deutlich höher. Der bestbezahlte Sportler der Welt ist zum Beispiel ein Baseballspieler: Der Japaner Shohei Ohtani verdient bei den Los Angeles Dodgers unglaubliche 700 Millionen Dollar über zehn Jahre. Und in der NBA verdienen auch Basketballstars deutlich mehr als Draisaitl. Der deutsche Nationalspieler Franz Wagner – dessen sportlicher Wert kaum mit dem von Draisaitl vergleichbar ist – erhält in Orlando einfach mal 40 Millionen Dollar pro Jahr.

Die Differenzen zwischen NHL und NBA haben jedoch auch zwei weitere Ursachen: Die NBA ist weltweit deutlich besser vermarktbar als die Sportart Eishockey, von der aufgrund natürlicher Gründe große Teile der Welt ausgeschlossen sind. Darüber hinaus muss das dadurch generierte Geld auf wesentlich weniger Spieler aufgeteilt werden. Ein Basketball-Team umfasst ungefähr die Hälfte der Spieler eines Eishockey-Teams.

dpa