Der Weg zur WM wird in der Nähe des Weißen Hauses entschieden. Nagelsmann hofft auf eine angenehme Gruppe ohne Top-Teams.
Deutschland im besten Lostopf für WM 2026 in Washington

Die Behauptung vom deutschen Fußball-Losglück wurde bereits vor langer Zeit widerlegt. Auch bei der großen Zeremonie für die WM 2026 in Washington kann es für Julian Nagelsmann am Freitag (18.00 Uhr/MEZ) unangenehme Überraschungen geben – trotz des wichtigen Platzes im besten Lostopf mit Titelverteidiger Argentinien und Europameister Spanien.
Beim Bundestrainer geht es bei der Gruppenauslosung nicht nur um die ersten drei Kontrahenten der Nationalmannschaft beim XXL-Turnier in den USA, Kanada und Mexiko vom 11. Juni bis 19. Juli 2026. Der WM-Weg entscheidet sich keine drei Meilen entfernt vom Weißen Haus.
Wie ist die Ausgangslage für die Nationalmannschaft?
Die Freude bei Bundestrainer Nagelsmann und DFB-Sportdirektor Rudi Völler war enorm. Durch das 6:0 gegen die Slowakei im abschließenden Qualifikationsspiel wurde nicht nur das direkte WM-Ticket gesichert, sondern auch der Platz im besten Lostopf. Dies ist entscheidend, da somit feststeht, dass Deutschland in der Gruppenphase nicht auf die besten Teams der Welt treffen wird.
In Topf 1 befinden sich ebenfalls Spanien, Argentinien, Frankreich, England, Brasilien, Portugal, die Niederlande, Belgien sowie die drei Gastgeber USA, Mexiko und Kanada. Diese Mannschaften könnten frühestens in der K.o.-Runde auf den DFB-Gegner treffen.
Welche Gegner drohen im schlimmsten Fall?
Ein absolutes Top-Spiel wie 2022 gegen Spanien (1:1) wird Deutschland in der Gruppenphase nicht bevorstehen. Trotzdem könnten schwierige oder zumindest unangenehme Gruppenkonstellationen auftreten. In Topf 2 befinden sich mehrere als kampfstark bekannte Teams aus Südamerika wie Kolumbien oder Uruguay. In Topf 3 wurden die starken Norweger um Superstar Erling Haaland oder die Ägypter mit Liverpool-Star Mohamed Salah eingeteilt.
In Topf 4 befinden sich neben großen Außenseitern wie Curaçao, Kap Verde und Jordanien auch alle Teams, die sich erst noch in den Playoffs für die WM qualifizieren müssen, darunter auch die Dänen und der vierfache Weltmeister und deutscher WM-Angstgegner Italien. Eine Gruppe mit Kolumbien, Ägypten und Italien würde zu Recht als Hammergruppe bezeichnet werden.
Wie sieht ein leichter WM-Weg aus?
Ein Hämmerchen für Nagelsmann ist möglich, also eine sehr leichte Gruppe. In Topf 2 befinden sich unter anderem Österreicher und Australier, in Topf 3 ein WM-Neuling wie Usbekistan und in Topf 4 macht unter anderem Neuseeland keine Angst. Eine Gruppe mit Iran, Tunesien und Haiti wäre beispielsweise einfach.
Was hat es mit den sechs Playoff-Pfaden auf sich?
Sechs der 48 WM-Tickets sind noch nicht vergeben. Vier Teams aus Europa und zwei aus den insgesamt fünf anderen FIFA-Konföderationen werden im März 2026 noch die Turnierteilnahme schaffen. Die vier europäischen Gruppen mit je vier Teams und zwei Welt-Gruppen mit je drei Mannschaften werden als Platzhalter aber schon den Gruppen zugeordnet.
Der Gewinner rückt dann in die Gruppe auf. So lief es bereits bei der WM 2022 ab. Deutschland erhielt drei Monate nach der Auslosung auf diese Weise Costa Rica als Gegner für die Endrunde in Katar in seine Gruppe zugelost.
Wie funktioniert das neue WM-Format und wie die Auslosung?
Die Erhöhung von 32 auf 48 WM-Teams ist ein Vorhaben von FIFA-Boss Gianni Infantino. Er möchte den Fußball in alle Ecken der Welt bringen. „104 statt 64 Spiele sind eine Überdosis“, sagen die Kritiker.
Nun wird in zwölf anstelle von acht Gruppen mit jeweils vier Teams gespielt, gefolgt von einer ersten K.-o.-Runde für die Gruppensieger, Gruppenzweiten und die acht besten Gruppendritten. Danach verläuft der Turnierverlauf wie gewohnt vom Achtelfinale bis zum Endspiel am 19. Juli in East Rutherford bei New York.
Bei der Auslosung wurden die 42 qualifizierten Teams gemäß ihrer Weltranglistenposition in vier Töpfe aufgeteilt, wobei die Top neun zusammen mit den drei gesetzten Gastgebern im Topf 1 landeten, gefolgt von den nächsten zwölf Teams im Topf 2, und schließlich den Töpfen 3 und 4. Der letzte Topf wurde mit den sechs Playoff-Gruppen aufgefüllt.
Am Freitag werden zunächst die Teams aus Topf 1 als Gruppenköpfe gezogen, dann folgen die Auslosungen der Töpfe zwei bis vier. Es gelten bestimmte Beschränkungen: Mannschaften aus derselben Konföderation dürfen nicht in derselben Gruppe landen. Eine Ausnahme bilden die europäischen Teams. Bei insgesamt 16 Teilnehmern werden in vier Gruppen jeweils zwei Vertreter aus Europa sein, während in den anderen acht Gruppen jeweils nur einer vertreten ist.
Es gibt auch eine neue Regel: Die besten zwei Teams der Weltrangliste aus Spanien und Argentinien werden so gelost, dass sie erst im Finale aufeinandertreffen können, wenn sie ihre Gruppe gewinnen. Frankreich und England als nächstbeste Teams können erst im Halbfinale auf die Top-Zwei treffen, sofern auch sie ihre Gruppe gewinnen. Diese Regel hat bei der Auslosung keinen Einfluss auf den deutschen WM-Weg.
Was erfährt Nagelsmann noch in Washington?
Nicht nur die Gegner sind von Bedeutung, sondern auch die Austragungsorte. Lange Reisen und hohe Temperaturen erschweren das Turnier. Partien in Mexiko sind beispielsweise nicht das, was Nagelsmann sich wünscht – in den Gruppen F und K könnten solche Spiele zwar nicht unbedingt, aber durchaus stattfinden.
In den Vereinigten Staaten gibt es insgesamt elf Spielorte, in Mexiko drei und in Kanada zwei. Die meisten Spiele (78) werden in den USA ausgetragen, jeweils 13 in den anderen beiden Gastgeberländern.
Die Spielorte und Anstoßzeiten sind unmittelbar nach der Auslosung noch nicht endgültig festgelegt. Die FIFA wird sie bis Samstag festlegen, um die bestmöglichen TV-Zeiten für die Fans aller Teams sicherzustellen und möglicherweise Spiele zur amerikanischen Mittagszeit in überdachten Arenen (z.B. Arlington bei Dallas und Atlanta) zu spielen. Für jedes Gruppenspiel gibt es derzeit zwei Optionen im Spielplan.
Was ist von Donald Trump zu erwarten?
Bisher hat der US-Präsident kaum eine Chance verpasst, das Mega-Event als Plattform zu nutzen. Besonders in Erinnerung bleibt sein skurriler Auftritt bei der Siegerehrung des FC Chelsea als Gewinner der Club-WM im vergangenen Sommer.
Trump und Infantino arbeiten seit Monaten eng zusammen. Der Republikaner hat auch dafür gesorgt, dass die Auslosung im John F. Kennedy Center for the Performing Arts in der Nähe des Weißen Hauses stattfindet. Es wäre keine Überraschung, wenn er bei der etwa zweistündigen Los-Show anwesend wäre. Es wird auch spekuliert, dass Trump den neuen FIFA-Friedenspreis erhalten könnte.







