Was für eine Machtdemonstration! Super-G-Favorit Odermatt lässt der Konkurrenz bei der WM keine Chance. Ein deutscher Youngster lässt die Zuschauer dagegen unfreiwillig kurz verstummen.
Deutscher Schreckmoment bei Odermatts WM-Show: «Brutal»
Der herausragende Weltmeister Marco Odermatt gab bereits die ersten Gold-Interviews, als ein Deutscher bei der Ski-WM plötzlich für einen Schreckmoment sorgte. Luis Vogt stürzte beim Zielsprung des Super-G, wurde mehrere Meter durch die Luft geschleudert und prallte heftig auf die harte Piste. Im Zielstadion von Saalbach-Hinterglemm mit 15.700 Fans herrschte absolute Stille. Erst als sich der 22-Jährige rasch wieder aufrichtete und winkte, brach erleichterter Jubel aus.
Vogt ging sichtlich überrascht und erschüttert in Richtung Ausgang, begleitet von dem deutschen Alpin-Chef Wolfgang Maier, der sich auf dem Weg von der Piste ins Ziel befand. Vogt wurde sofort ins Teamhotel gebracht, um untersucht zu werden, und ersten Informationen zufolge blieb er von schweren Verletzungen an Bändern oder Knochen verschont. Mindestens heftige Prellungen an der rechten Hüfte, auf die Vogt nach seinem Fahrfehler stieß, hat der Garmischer jedoch davongetragen.
Kontrollverlust an Zielsprung
«Es ist bitter», sagte Romed Baumann, Vogts Teamkollege, nach einem enttäuschenden Rennen, bei dem er mit einem Rückstand von 2,67 Sekunden nur 22. wurde hinter Odermatt. «Wir haben oben noch darüber geredet: Volle Konzentration über den Zielsprung!» Trotzdem traf es Vogt bei seiner WM-Premiere. Er verlor genau auf der Kante die Kontrolle und das Gleichgewicht, nur Augenblicke später segelte er quer durch die Luft. Ohne Ski rutschte Vogt bis ins Ziel und riss dabei auch noch eine kleine Werbeband mit sich.
Im bereits dezimierten deutschen Speed-Team landete Simon Jocher als dritter Starter auf Platz 18 (+2,45). Dabei kämpft ausgerechnet der Vereinskollege von Vogt stark mit seinem Körper, unter anderem aufgrund einer schmerzhaften Fersenprellung und den Folgen eines Bandscheibenvorfalls aus dem Sommer 2024.
«Heute habe ich mich tatsächlich ganz gut gefühlt am Fuß», schilderte er danach. «Ich habe Schmerzen bei jedem Schwung, ja, aber es waren keine so stechenden. Es gibt keine Ausreden: Wenn ich am Start stehe, dann zählt es, deswegen will ich da auch nicht rumjammern.»
Schweizer Superstar fährt wie in eigener Liga: «Es war perfekt»
Es gab überhaupt nichts zu bemängeln für Ski-Star Odermatt, der zu Beginn dieser Meisterschaften in Österreich sofort die Konkurrenz dominierte. Nach einer großartigen Fahrt den Zwölferkogel hinunter gewann der Schweizer mit einem Vorsprung von einer Sekunde vor Raphael Haaser aus Österreich. Der drittplatzierte Norweger Adrian Smiseth Sejersted hatte einen Rückstand von 1,15 Sekunden. Was für eine eindrucksvolle Vorstellung des besten Skirennfahrers der Gegenwart!
«Es war perfekt», sagte Odermatt in der ARD. «Ab dem dritten Tor habe ich gemerkt, der Ski macht zu 100 Prozent das, was ich will. Dann geht alles einfach, man kann ans Limit gehen, riskieren und fühlt sich nicht am Limit. Das hat heute perfekt funktioniert.»
Beim WM-Super-G gab es nur einmal einen größeren Vorsprung: 1991 war Stephan Eberharter aus Österreich sogar anderthalb Sekunden schneller als der Zweitplatzierte. Der Austragungsort damals: Saalbach-Hinterglemm.
Odermatt nun wie Miller, Maier und Zurbriggen
Der 27-jährige Odermatt gewann nach Riesenslalom- und Abfahrts-Gold vor zwei Jahren seinen dritten Weltmeistertitel. Drei WM-Goldmedaillen in diesen drei Kerndisziplinen schafften vor Odermatt nur Bode Miller (USA), Hermann Maier (Österreich) und sein Landsmann Pirmin Zurbriggen. 2022 in Peking war der Eidgenosse zudem Olympiasieger geworden. Und im Weltcup dominiert er ohnehin.
Einige Rivalen hatten sich den Lauf des Alpin-Asses am Start im Fernsehen angeguckt. «Da ist ein Raunen durchgegangen», schilderte Baumann. «Jeder hat gewusst, der wird heute nicht zum Biegen sein. Das war eine geniale Fahrt und er ist nicht umsonst eine Sekunde voraus. Und eine Sekunde auf einem vermeintlich leichten Hang… brutal!»
Am Samstag (11.30 Uhr/ARD und Eurosport) findet die Abfahrt der Frauen statt. Nach drei beeindruckenden Trainingsfahrten und dem sechsten Platz im Super-G zählt DSV-Fahrerin Emma Aicher zu den Geheimfavoritinnen auf eine Medaille. Die Männer-Abfahrt ist für Sonntag (11.30 Uhr) geplant.