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XXL-WM mit 64 Teams? Südamerika erhöht den Druck

Südamerikas Fußball-Verband will die WM 2030 auf 64 Teams aufstocken. «Völlig überzogen» findet Joachim Löw die Idee. Die FIFA scheint alles andere als abgeneigt.

Gianni Infantino (2. von rechts) mit den Verbandsbossen der WM-Gastgeber Südamerikas
Foto: Fernando Calistro/AP/dpa

Es ist eine Idee, die erneut viele Menschen in der Fußballwelt bewegt. Die Weltmeisterschaft 2030 könnte auf 64 Teams erweitert werden – genau die WM, die erstmals in sechs Ländern stattfindet.

Portugal, Spanien, Marokko, Argentinien, Uruguay und Paraguay sind die Gastgeber – und vor allem die drei Letztgenannten treiben den Wunsch nach noch mehr Teams und noch mehr Spielen mit Vehemenz voran. «Völlig überzogen» findet Ex-Bundestrainer Joachim Löw den Vorschlag, der vom Weltverband FIFA geprüft wird. Aber wie kam es überhaupt dazu? Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet einige Fragen.

https://x.com/FIFAcom/status/1866885684461543819

Woher kommt der Vorschlag?

Das Ganze begann Anfang März dieses Jahres, als die Idee erstmals im FIFA-Rat diskutiert wurde. Ein FIFA-Ratsmitglied aus Uruguay brachte die Idee ein, woraufhin der Weltverband eine Prüfung des Vorschlags ankündigte.

Ein hochrangiges Treffen Ende September in New York unterstreicht, dass der Gedanke mehr als nur ein Hirngespinst sein könnte. FIFA-Boss Gianni Infantino traf sich dort unter anderem mit den Staatspräsidenten von Uruguay und Paraguay. Auch hochrangige Fußball-Funktionäre aus Südamerika waren anwesend.

Warum wollen die Südamerikaner die WM-Aufstockung?

Symbolisch ist das Turnier zwar stark mit Südamerika verbunden, da vor 100 Jahren die erste WM in Uruguay stattfand. Mit Ausnahme von drei Eröffnungsspielen sind jedoch derzeit keine Spiele auf dem Kontinent geplant.

Wenn das Turnier auf 64 Teams erweitert würde, würden wahrscheinlich deutlich mehr Spiele in Argentinien, Paraguay und Uruguay stattfinden. Dadurch würde die regionale – sowie vor allem auch die wirtschaftliche – Bedeutung des Turniers in Südamerika natürlich steigen.

Was würde die WM-Aufstockung für den Kalender bedeuten?

Kurz gesagt: Es gibt mehr Spiele. Die nächste WM im nächsten Jahr in den USA, Kanada und Mexiko wird erstmals mit 48 Teams ausgetragen. Das bedeutet 104 Spiele. Wenn das Turnier danach tatsächlich mit 64 Mannschaften stattfindet, würde sich die Anzahl der Spiele auf 128 erhöhen. Die Dauer des Turniers könnte sich noch weiter verlängern.

Mehr Spiele bedeuten gleichzeitig mehr Belastung in einem ohnehin schon eng gestrickten Fußball-Kalender. Doch für die einzelnen Top-Teams dürfte die Anzahl der Partien nicht steigen. Schon 2026 sind auf dem Weg zum WM-Titel acht Spiele notwendig – mehr wären es wohl auch bei einer Aufstockung auf 64 Teams nicht.

Was hält die deutsche Fußball-Prominenz davon?

«Ich habe davon gehört», sagte Jürgen Klopp dem Portal «The Athletic»: «Ich wollte gar nicht darüber nachdenken. Ehrlich gesagt, ich habe es einfach gesehen und dachte: Oh nein, damit mache ich nichts.» 

Klopp begründete bildhaft, warum er sich darüber nicht groß aufregen wolle: «Was immer ich sage, ich könnte es genauso gut meiner Mikrowelle erzählen.» Das habe «den gleichen Effekt». Der 58-Jährige hatte die aus seiner Sicht zu hohe Belastung der Fußball-Profis schon mehrfach kritisiert. Geändert hat sich seitdem nichts.

Auch Löw, Weltmeister-Trainer von 2014, ist nicht begeistert. «Ich sehe es vollkommen kritisch aus Sicht eines Trainers, weil die Gesundheit und die Qualität der Spieler immer an allererster Stelle stehen», sagte Löw bei Nitro. «48 Mannschaften sind schon insgesamt gesehen ein Qualitätsverlust, ohne den Kleineren nahe treten zu wollen», ergänzte er. «Aber eine WM, eine EM, lebt auch von hochklassigen Spielen. Das wollen die Leute sehen.»

Wie geht es jetzt weiter?

Der Vorschlag des südamerikanischen Verbandes Conmebol befindet sich offiziell weiterhin in der Prüfung durch die FIFA. Dass Infantino sich jedoch bereits mit den Befürwortern der Idee getroffen hat, wird als deutliches Zeichen für seine Unterstützung angesehen. Es müssten jedoch noch einige Schritte unternommen werden, bevor eine weitere Aufstockung Realität werden könnte. Falls die Prüfung positiv ausfällt, müsste der FIFA-Rat über die Idee abstimmen.

dpa