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Zu viel, oder? Neue Debatte um Belastung im Profifußball

Rodri hat die Debatte angestoßen – nun ist er wohl schwer verletzt. Hatte der Spanier also recht? Ist die Belastung im Profifußball viel zu hoch? Ganz so einfach ist die Sache nicht.

Rodri hat die Debatte um eine angeblich zu hohe Belastung erneut angestoßen
Foto: Martin Rickett/PA Wire/dpa

Es ist ja nicht so, als hätte er es nicht geahnt. 6107 Minuten hat sich Rodri zwischen Juli 2023 und Juli 2024 auf den Fußballplätzen dieser Welt bewegt, eine ganze Menge also, wie er fand. Aber nicht nur das, nein: Es sei sogar «zu viel», fügte der Mittelfeldspieler von Manchester City an und schloss sogar einen möglichen Spielerstreik nicht aus. 

Sofort ging ein altbekanntes Raunen durch Europas Spitzenclubs und der Spanier erhielt umgehend Zustimmung von Profis aus München, Madrid, Leverkusen oder Dortmund. Und dann passierte auch noch, was irgendwie passieren musste: Am Sonntag zog Rodri sich eine schwere Knieverletzung zu. Er wird laut City-Trainer Pep Guardiola «für eine lange Zeit» ausfallen. Rodri und die Großen hatten also recht. Oder?

Haben die Spieler recht?

Die Top-Spieler und ihre enorme Belastung – es ist nicht neu. Prominente Profis und ihre Trainer klagen seit Jahren über den überfüllten Fußballkalender. Als die FIFA dann auch noch stolz eine Club-Weltmeisterschaft für den Sommer 2025 beschloss, wurden einige Gesichter sogar noch länger. Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti hatte sogar zuerst einen Boykott angekündigt, zog dann aber kurz darauf kleinlaut zurück.

Nun aber gewinnt die Debatte wieder an Fahrt. Rodri hat sie angestoßen, als er mit müdem Blick und aufgestütztem Oberkörper auf dem Podium einer Pressekonferenz saß. Ob die Spieler angesichts der vielen Partien sogar streiken könnten, wurde der Europameister gefragt. «Wir sind nah dran», antwortete der 28-Jährige. «Sie können alle möglichen Spieler fragen, sie werden das Gleiche sagen.» Öffentliche Zustimmung bekam Rodri unmittelbar danach etwa von RB Leipzigs Profi Willi Orban oder Leverkusen-Coach Xabi Alonso. 

Die Frage ist jetzt, ob sie recht haben. Ist die Belastung aus medizinischer Sicht tatsächlich zu hoch und damit ungesund? Und falls ja, wird an Stammtischen gerne argumentiert: Fußballer verdienen doch unfassbar viel Geld, können sie da ein paar Spiele mehr nicht einfach mal aushalten? Was das Geld angeht, hatte mal wieder Ancelotti einen Vorschlag. «Die Spieler haben kein Problem damit, auf Gehalt zu verzichten, wenn sie weniger spielen», sagte der Italiener.

Es bleibt vorerst unklar, ob sie dies tatsächlich tun würden. Es ist jedoch Fakt, dass die von Rodri angesprochene hohe Belastung offenbar nur auf einen Bruchteil der Spieler zutrifft. Die FIFA verweist gerne auf eine kürzlich veröffentlichte Studie des Internationalen Zentrums für Sportstudien CIES, das vor knapp 30 Jahren gemeinsam mit dem Weltverband gegründet wurde. Laut dieser spielen die meisten Clubs pro Saison nicht mehr als vor zwölf Jahren.

Die durchschnittliche Anzahl an Spielen pro Saison der Vereine lag zwischen 2012 und 2024 bei etwas mehr als 40. Nur 5 Prozent der Clubs mussten in über 60 Spielen antreten. Und: Nur 0,31 Prozent der Spieler spielten in 61 oder mehr Partien. Die Studie untersuchte die Arbeitsbelastung von über 18.000 Fußballern in 40 Ligen über einen Zeitraum von zwölf Jahren (2012 bis 2024). Im Durchschnitt absolvierten diese Spieler 22,7 Spiele pro Saison.

Hat Rodri übertrieben?

Also ist alles nicht wirklich so schlimm? Die Sache ist nicht so einfach. Denn der Mittelfeldspieler selbst gehört zu den 0,31 Prozent, er hat in der vergangenen Saison insgesamt 63 Pflichtspiele bestritten. Es geht also anscheinend um die vergleichsweise niedrige Anzahl an absoluten Topspielern.

Für diejenigen, die mit ihren Vereinen regelmäßig in mehreren Wettbewerben gefordert sind und dazwischen, davor und danach für ihre Nationalteams spielen. Dass im nächsten Sommer dann auch noch eine Club-WM dazukommt, macht die Situation dieser Profis nicht besser.

Zusammen mit dem neuen Champions-League-Modus würden Spieler wie er dadurch «wohl auf 70 oder 80 Spiele» kommen, hatte Rodri befürchtet. Das war allerdings vor seiner Verletzung, durch die sich die Anzahl seiner Einsätze nun deutlich verringern und wodurch er wieder aus dem kleinen Kreis der 0,31 Prozent der Spieler heraus fallen dürfte. Enden wird die Debatte damit aber sicher nicht. Ganz im Gegenteil. 

dpa