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Zweiter Ardennen-Coup für Pogacar – «War emotionaler Tag»

Im letzten Jahr gestürzt, dieses Mal wieder ganz oben auf dem Podium: Pogacar meldet sich in Lüttich eindrucksvoll zurück und ist bereit für den Giro. Weltmeister van der Poel ist dagegen chancenlos.

Holte sich in Lüttich nach 2021 seinen zweiten Sieg: Der Slowene Tadej Pogacar (M).
Foto: Dirk Waem/Belga/dpa

Tadej Pogacar winkte bei seinem triumphalen Ritt am Quai des Ardennes ergriffen ins Publikum, dann zeigte er mit beiden Fingern gen Himmel. Auf seiner Fahrt durch die Ardennen hat der slowenische Radstar erneut seine Extraklasse unter Beweis gestellt und in Gedenken an die verstorbene Mutter seiner Verlobten zum zweiten Mal den schweren Frühjahrsklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich gewonnen.

Nach einem seiner gefürchteten Angriffe sicherte sich Pogacar nach 254,4 Kilometern im Alleingang den Sieg und ließ den Konkurrenten um den etwas erschöpften Weltmeister Mathieu van der Poel keine Gelegenheit. Van der Poel belegte mit großem Abstand hinter dem Zweitplatzierten Franzosen Romain Bardet den dritten Platz.

«Es war ein emotionaler Tag für mich. Ich habe an Urskas Mutter gedacht, als wir vor zwei Jahren nach Hause mussten. Und an letztes Jahr, als ich mir die Hand gebrochen habe. Die letzten zwei Jahre waren sehr schwierig für mich. Ich bin für Urskas Mutter gefahren und bin sehr glücklich, dass ich dieses wunderschöne Rennen gewinnen konnte», erklärte Pogacar. Vor zwei Jahren musste der Slowene nach der Nachricht vom plötzlichen Tod der Mutter von Urska Zigart, die selbst Radrennfahrerin ist, aus Lüttich abreisen. 

Pogacar will das Double aus Giro und Tour de France

Für Pogacar war die Generalprobe für den am 4. Mai beginnenden Giro d’Italia eindrucksvoll erfolgreich. Der 25-Jährige, der sein Rennprogramm im Frühjahr reduziert hatte, strebt in diesem Jahr das Double aus Giro und Tour de France an. Das war zuletzt vor 26 Jahren dem 2004 verstorbenen italienischen Kletterkönig Marco Pantani gelungen.

Die Form ist auf jeden Fall gut. 34,8 Kilometer vor dem Ziel setzte sich Pogacar an der bis zu 15 Prozent steilen Cote de la Redoute, dem drittletzten von elf giftigen Anstiegen, mühelos von seinen Rivalen ab und fuhr souverän seinem zweiten Sieg nach 2021 entgegen. Damit beglich der Ausnahmefahrer auch eine Rechnung aus dem Vorjahr, als er bei dem Ardennen-Klassiker gestürzt und mit einem Kahnbeinbruch wochenlang ausgefallen war. Bei der Tour war er schließlich gegen Jonas Vingegaard nicht konkurrenzfähig. Dieses Mal sind die Vorzeichen umgekehrt. Vingegaard ist nach seinem schweren Sturz im Baskenland derzeit außer Gefecht.

Die Deutschen Koch und Zimmermann blieben chancenlos

Der Klassiker-König van der Poel konnte Pogacar bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix nicht besiegen. Beim Amstel Gold Race vor einer Woche wirkte der Niederländer bereits nicht mehr so frisch. Auch in der Renntaktik machte MvP Fehler. Nachdem er sich im Feld weit hinten aufgehalten hatte, verlor er nach einem Massensturz gut 100 Kilometer vor dem Ziel vorübergehend den Anschluss – ähnlich wie Amstel-Sieger Thomas Pidcock. Die Aufholjagd kostete Kraft, möglicherweise zu viel Kraft gegen einen frischen Pogacar, der an seinem zehnten Renntag den siebten Saisonsieg einfuhr.

Die deutschen Radprofis haben es in dieser Saison nicht einmal zusammen geschafft. Auch in Lüttich hatten die einzigen beiden deutschen Vertreter Jonas Koch und Georg Zimmermann keine Chance. Somit bleibt der Kölner Nils Politt, der in Lüttich nicht an den Start ging, mit dem dritten Platz in Flandern und dem vierten Platz in Roubaix bisher der einzige Hoffnungsschimmer dieser Saison.

dpa