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HSV vor historischem Aufstieg gegen SSV Ulm

Hamburg erwartet mit Spannung das entscheidende Spiel um den lang ersehnten Bundesliga-Aufstieg nach sieben Jahren Zweitklassigkeit. Die ganze Stadt ist im Fußballfieber.

Vom Fan zum Aufstiegs-Held? HSV-Cheftrainer Merlin Polzin kann Großes schaffen.
Foto: Christian Charisius/dpa

In den letzten sieben Jahren hat kaum ein Spiel Hamburg so sehr begeistert wie dieses: 2. Fußball-Bundesliga, 33. Spieltag, HSV gegen SSV Ulm. So sachlich die Spielansetzung auch klingen mag, so wichtig ist das Spiel für den einstigen Bundesliga-Dino, für die gesamte Stadt und die Region. Mit einem Sieg gegen den Abstiegskandidaten könnte der HSV endlich den 2556 Tage langen Makel seiner Zweitklassigkeit loswerden. «Die Stadt und alle HSVer brennen auf dieses Spiel», sagte Cheftrainer Merlin Polzin.

Am Wochenende in der Nord-Metropole steht der Hafengeburtstag an den Landungsbrücken und ein Konzert von Roland Kaiser in der Barclays Arena an – jedoch ist nichts so spannend wie das, was am Samstag ab 20.30 Uhr (Sky und Sport1) im Volksparkstadion passiert.

Daumendrücken beim deutschen Meister 

Selbst beim deutschen Meister Bayern München wird geschaut, was am Samstagabend passiert. «Ich verfolge den HSV noch und drücke ihm auch die Daumen. Ich liebe München, aber Hamburg war auch eine tolle Stadt», sagte Bayern-Trainer Vincent Kompany, der als Innenverteidiger von 2006 bis 2008 das Trikot mit der Raute trug. «Ich würde gerne nächste Saison zweimal nach Hamburg fliegen», meinte der Belgier weiter und bezog den HSV-Stadtrivalen und Bundesligisten FC St. Pauli in seine Überlegung ein.

Die Arena ist mit 57.000 Zuschauern bereits zum 14. Mal in dieser Saison ausverkauft. Selbst ein Stadion mit 200.000 Plätzen hätte der HSV problemlos gefüllt.

Finanzvorstand Eric Huwer hatte zuletzt am Rande der Digital- und Marketingmesse OMR berichtet, dass der Club eine Ticketnachfrage im mittleren sechsstelligen Bereich gehabt habe. «Sie war noch nie so hoch wie jetzt», sagte Huwer der Deutschen Presse-Agentur. 

Cheftrainer Merlin Polzin: Euphorie mitnehmen, Fokus halten 

Cheftrainer Polzin muss aktuell wie ein Seiltänzer agieren. Die Euphorie von außen wahr- und mitnehmen und zugleich dafür sorgen, dass die Mannschaft fokussiert bleibt. «Wir sind eigentlich relativ klar, versuchen das, was von außen kommt, nicht auszublenden, weil es so etwas Besonderes ist, aber trotzdem für uns in die richtigen Energiebahnen zu lenken», sagte er. 

Im Ablauf hat Polzin in dieser besonderen Woche nach dem 4:0 bei Darmstadt 98 und vor dem Spiel gegen Ulm nichts geändert. «Es klingt jetzt vielleicht langweilig, aber wir haben wirklich nichts anderes gemacht», sagte er. Schon zu Wochenbeginn hatte er gesagt: «Wichtig ist für die Jungs, dass die nicht das Gefühl haben: Jetzt werfen wir alles über Bord.»

Polzin kann sich Platz in der HSV-Historie erarbeiten

Selbstverständlich ist Polzin sich der außergewöhnlichen Situation bewusst. Kaum jemand kennt sich so gut aus wie der 34-Jährige, wie HSV-Fans ihren Verein unterstützen, leiden und was der Aufstieg in die Bundesliga für sie bedeutet. Er war und ist selbst einer von ihnen.

Mit acht Trainern in sieben Zweitliga-Jahren hat der Club versucht, die Schmach vom 12. Mai 2018 zu tilgen. Dass ausgerechnet er – ein Hamburger Jung‘ wie seine Co-Trainer Loic Favé und Richard Krohn – den HSV nun dorthin zurückführen kann, wo sich der Verein und seine Fans selbst sehen, ist eine ganz eigene Geschichte.

Polzins prominente Vorgänger: Alle gescheitert

Merlin Polzin hat einen weniger prominenten Namen als seine Vorgänger. Christian Titz, Hannes Wolf, Dieter Hecking, Daniel Thioune, Horst Hrubesch, Tim Walter oder der im November entlassene Steffen Baumgart – alle waren erfolglos. Nun liegt es an Polzin, sich einen Platz in der HSV-Geschichte zu sichern.

Der Coach hat sich innerhalb der Mannschaft, im Verein und bei den Fans einen großen Respekt erarbeitet. Polzin blieb gelassen, auch als der HSV zwei Heimspiele gegen Eintracht Braunschweig und den Karlsruher SC verlor und dazwischen auf Schalke trotz Überzahl nur unentschieden spielte.

«Wir waren selber auch unzufrieden. Aber wir haben klar gesagt, wir wollen bei uns bleiben und weiter arbeiten», berichte Außenverteidiger Miro Muheim. «Das hat das Trainerteam super gemacht. Und ich finde, das hat die Mannschaft sehr, sehr gut umgesetzt.»

Auch die HSV-Frauen vor dem Aufstieg

Falls Muheim und seine Mitspieler am Samstag den Aufstieg sichern, könnten die HSV-Fußballerinnen am Sonntag um 11.00 Uhr das Wochenende für den Verein historisch machen. Sie haben die Möglichkeit, mit einem Sieg gegen den Tabellenvorletzten SC Freiburg II die Rückkehr in die Bundesliga perfekt zu machen: nach 4732 Tagen.

dpa