Mehr Anrufe, Mails und Chats während der Pandemie. Einsamkeit und familiäre Probleme als häufige Themen. Depressionen und Suizidgedanken oft präsent.
Einsamkeit und Hilfesuchende bei der Telefonseelsorge
Einsamkeit ist nach wie vor eines der Hauptthemen bei der Telefonseelsorge. «Wir hören oft Sätze wie: “Ich habe heute noch mit niemandem gesprochen”», sagte Ludger Storch, Vorsitzender der bundesweiten Telefonseelsorge-Arbeitsgruppe Statistik. Viele Menschen hätten während der Corona-Pandemie ihre Sozialkontakte verloren und bis heute keine neuen aufgebaut.
Etwa 1,2 Millionen Menschen haben 2024 die Telefonseelsorge kontaktiert, wie Storch der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Dies entspricht der Anzahl des Vorjahres. Zusätzlich gab es rund 45.000 E-Mail-Kontakte und 39.500 Chats – etwa 3.000 mehr als im Vorjahr. Dies liegt daran, dass mittlerweile mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Chat-Beratungen anbieten. Bundesweit engagieren sich etwa 7.700 Ehrenamtliche bei der Telefonseelsorge.
Weltlage schlägt Menschen auf das Gemüt
Neben Einsamkeit gehörten familiäre Probleme zu den häufigsten Themen, etwa Konflikte zwischen Paaren oder mit den Kindern. «Viele Menschen rufen in Abständen auch mehrmals an und wollen darüber sprechen, wie sich ein Problem weiterentwickelt hat», schilderte Storch, der die Telefonseelsorge Bochum leitet.
Etwa 33 Prozent der Ratsuchenden geben an, unter Depressionen oder einer anderen psychischen Erkrankung zu leiden. Oftmals geht es auch um Suizidgedanken.
Auch die derzeitige Weltlage komme oft zur Sprache und schlage Anrufern auf das Gemüt. «Der Grundton ist dann: “Wir leben in einer schwierigen Zeit, mit Krisen, Kriegen und Inflation”. Das schwingt in vielen Gesprächen mit – obwohl das eigentliche Thema des Anrufers ein anderes ist», erläuterte Storch. «Aber viele Leute wirken dadurch bedrückt und belastet.»