Jugendbanden in Italien rauben und attackieren teils Gleichaltrige, erpressen sogar die Eltern. Ein neuer Fall schockiert nun das Land.
15-Jähriger in Italien von Gang halb entkleidet und beraubt

Barfuß und im T-Shirt kam der 15-Jährige in Mailand den Beamten entgegen: Eine Gruppe anderer Jugendlicher hatte ihn mit Schlägen traktiert, ihm Brieftasche und Handy geraubt und ihm Jacke, Sweatshirt und Schuhe ausgezogen. Dann riefen sie seinen Vater an: Wenn er nicht 100 Euro auf die Kreditkarte lade, «töten wir deinen Sohn». Ein neuer Fall der sogenannten Babygangs erschüttert Italien – die steigende Jugendkriminalität sorgt immer wieder für Schlagzeilen.
Freunde des Opfers und die Eltern hatten die Polizei im neuesten Fall alarmiert. Vier mutmaßliche Täter wurden von den Beamten festgenommen, drei davon minderjährig: ein 20-Jähriger, zwei 16- und 17-Jährige und ein 15-jähriges Mädchen. Sie sollen unter Drogeneinfluss gestanden haben. Das Mädchen warf eine Flasche auf einen Beamten, trat nach ihm und bedrohte ihn mit einer Glasscherbe, wie der «Corriere della Sera» berichtet. Mehrere italienische Medien haben über den Vorfall berichtet.
Gewalt mit Ansage
Laut Berichten haben die vier Verdächtigen aus der Region Bergamo mehrere Vorstrafen. Im Juni sollen der 15-Jährige und der 17-Jährige in Mailand einem Jungen ein Handy gestohlen und anschließend Lösegeld von ihm gefordert haben.
Nur vor kurzem wurden in Mailand auch drei minderjährige Mädchen von der Polizei festgenommen und Untersuchungen gegen sechs weitere Jugendliche eingeleitet, die zwei 14- und 15-jährige Jungen angegriffen hatten. Den Jungen wurden Kopfhörer und Jacken gestohlen, während die Mädchen auch die Polizei mit Tritten und Schlägen attackierten.
Tote Jugendliche, junge Tatverdächtige
Im November verstarb ein 18-Jähriger bei Neapel durch einen Schuss, während fast gleichzeitig in Capizzi auf Sizilien ein 16-Jähriger am Abend vor einem Barbetrieb erschossen wurde. Als Tatverdächtiger für die Tat in Capizzi gilt ein 20-Jähriger.
Aufgrund der zunehmenden Gewalt, insbesondere durch Jugendbanden mit immer jüngeren Straftätern, hat die Polizei die Kontrollen verschärft. Im Februar kontrollierten mehr als 1.000 Beamte in verschiedenen italienischen Provinzen mit besonderem Fokus auf Drogenumschlagplätze und Ausgehviertel rund 13.000 junge Menschen, darunter 3.000 Minderjährige.
Etwa 150 Gebäude wurden überprüft, ebenso wie Plätze, Parks, Bahnhöfe und Einkaufszentren, wie der Sender TG7 berichtete. Es wurden einige Waffen und Drogen beschlagnahmt; es wurden auch Anzeigen wegen Alkoholabgabe an Minderjährige erstattet. Insgesamt wurden ungefähr 200 Verfahren eingeleitet.
Härtere Gesetze – begrenzte Wirkung
Bereits im Jahr 2023 wurde angesichts Tausender Straftaten junger Täter eine Diskussion über eine Gesetzesänderung geführt, die vorsah, das Strafmündigkeitsalter auf zwölf Jahre zu senken. Tatsächlich wurde dann die Möglichkeit zur Verhängung von Untersuchungshaft gegen Minderjährige verschärft. Zudem können leichter polizeiliche Verwarnungen ausgesprochen werden. Eltern werden stärker und teils mit Geldstrafen in die Verantwortung genommen, wenn ihre Kinder Straftaten begehen.
Experten sind der Meinung, dass strengere Strafen allein nicht ausreichen. Der Erwerb von Waffen auf dem Schwarzmarkt wird als Statussymbol betrachtet, während Gewaltverherrlichung im Internet auch eine Rolle spielt. Zudem werden Werteverfall und Perspektivlosigkeit oft als Ursachen für die Zunahme von brutaler Gewalt genannt.








