Orientierungslos war der Meeressäuger in der Nordsee vor Sylt umhergeschwommen. Eine Rettung bleibt erfolglos. Mit einer Genehmigung durften Seehundjäger das rund 3,80 Meter lange Tier töten.
Nach Abschuss auf Sylt: Wal soll untersucht werden

An diesem beinahe windstillen Morgen war auch auf dem Friedhof der Kirche St. Severin in Keitum ein Knallen zu hören. Ein im nahegelegenen Munkmarsch auf Sylt angespülter Wal wurde am Donnerstag von einem Seehundjäger mit einer Jagdbüchse erschossen.
«Es ist immer im Kreis geschwommen, das deutet auf eine neurologische Störung hin», sagte der Seehundjäger Thomas Diedrichsen der Deutschen Presse-Agentur. An der Körperform lasse sich erkennen, dass es sich bei dem Tier um einen Schnabelwal handele. Das Tier habe orientierungslos gewirkt.
Einige Jogger und Passanten, die auf dem Wanderweg am Watt unterwegs waren, beobachteten das Geschehen. Reiter auf einem Ausritt stoppten und filmten den Kadaver, der in der Morgensonne im Watt lag. Urlauberin Gaby Gaßmann aus Hamburg war am Morgen eine der Ersten am Strand, als sie mit ihrem Hund unterwegs war: «Er hat sich nur ganz schwach bewegt und war nur noch ganz schwach am Atmen», sagte sie der dpa.
Passanten versuchten das Tier zu retten
Das Tier wurde im Watt angetrieben und war bereits in den letzten zwei Tagen an der Ostseite sowie im Norden der Insel an der Ellenbogen-Spitze gesehen worden, sagte Diedrichsen. Am Donnerstagmorgen hatten Passanten den Wal vor dem Eintreffen der Experten zunächst wieder ins tiefere Wasser geschoben, jedoch ohne Erfolg – er sei immer wieder gestrandet.
«Das Tier wäre so oder so gestorben, ob mit oder ohne Schuss», erklärte Seehundjäger Diedrichsen. Geschossen hatte sein Kollege Sönke Lorenzen. Der Schnabelwal sei stark abgemagert gewesen und habe vermutlich eine Pilzinfektion am Maul gehabt – darauf könnten Hautablösungen hinweisen. Möglicherweise sei der Wal verhungert. Das tote Tier wurde mit einem Radlader und einem Seil geborgen.
Untersuchung des Wals
Gemäß der Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer wird der Kadaver zum Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung in Büsum (Kreis Dithmarschen) gebracht. Dort werden die sterblichen Überreste wissenschaftlich analysiert, um weitere Informationen über die genaue Art und den Gesundheitszustand zu erhalten. Die Auswertung wird einige Wochen dauern.
Schnabelwale gehören allgemein laut der Nationalparkverwaltung zu den Zahnwalen und verbringen einen Großteil ihres Lebens in der Tiefsee. Die scheuen Tiere werden nur selten in Küstennähe gesichtet – über ihre Lebensweise ist wenig bekannt. Auch Seehundjäger Diedrichsen sagte, dass er diese Art von Meeressäugern bisher nicht auf der Insel gesehen habe.