Insolvenzverwalter spricht von niedriger Quote für Gläubiger. Schuhbeck gesteht Überblicksverlust und Entschuldigt sich bei Gläubigern.
Schuhbeck vor Gericht: Absturz eines Sternekochs
Mit 27 Millionen Euro Schulden und einer unzureichenden Buchhaltung sowie einer Geschäftsführung, die am Rande der Legalität und darüber hinaus agierte, offenbarte der Prozess gegen den Star-Koch Alfons Schuhbeck wahre Abgründe. Heute wird voraussichtlich eine weitere Verurteilung des inzwischen 76-Jährigen erfolgen.
Max Liebig, der Insolvenzverwalter, geht laut seiner Aussage vor dem Landgericht München I davon aus, dass den Gläubigern von Schuhbecks Firmengeflecht nur ein Bruchteil der geforderten Summe zurückgezahlt werden könne. Er spricht von einer Quote im niedrigen zweistelligen Bereich. Jahrelang habe es keine nennenswerte Buchhaltung gegeben – und die meisten Firmen waren schon 2015 pleite, lange bevor Insolvenz angemeldet wurde.
«Die Marke Alfons Schuhbeck»
Zu dieser Zeit war Schuhbeck immer noch ein Sternekoch und wurde als Platzhirsch vom Münchner Platzl angesehen, als freundlicher und erfolgreicher Patriarch in einem Netzwerk von Unternehmen, von denen die meisten seinen Namen trugen.
«Einen echten Wert gab es nur durch die Marke Alfons Schuhbeck», sagt Insolvenzverwalter Liebig. Denn im Zentrum aller Unternehmen habe in erster Linie diese Marke gestanden: «Das Interessante und Spannende war natürlich der Name und die Aura, die da drumherum gebaut wurde.»
Von dieser Ausstrahlung ist mittlerweile nicht mehr viel übrig. Innerhalb von drei Jahren steht Schuhbeck nun schon zum zweiten Mal vor Gericht – und zwar wegen alles anderer als Kavaliersdelikte. 2022 wurde er wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe verurteilt, und die dürfte sich durch den neuen Prozess noch einmal deutlich erhöhen.
Schuhbeck drohen mehr als vier Jahre Haft
Nach einem sogenannten Deal liegt der Strafrahmen, auf den sich Staatsanwaltschaft und Verteidigung mit dem Gericht geeinigt haben, zwischen vier Jahren und vier Jahren und acht Monaten. Die Grundlage für diese Vereinbarung bildet das umfassende Geständnis, das Schuhbeck zu Beginn des Prozesses abgelegt hat und das einige Parallelen zu seinem Prozess im Jahr 2022 aufweist.
Er sei Koch und kein Finanzfachmann – und er habe den Überblick verloren, begründet er die Insolvenzverschleppung und den Betrug mit Corona-Hilfen. «Das war alles wirtschaftlich nicht mehr zu meistern.» Bei seinen Gläubigern, deren genaue Zahl bislang noch unklar ist, entschuldigte er sich. Ihm sei das alles einfach über den Kopf gewachsen.
Aber muss Schuhbeck überhaupt wieder ins Gefängnis?
Selbst wenn er erneut verurteilt wird, ist nicht sicher, ob und wann Schuhbeck ins Gefängnis muss. Die Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung, die er derzeit verbüßen sollte, ist derzeit aus gesundheitlichen Gründen ausgesetzt. Seinen Anwälten zufolge leidet Schuhbeck an unheilbarem Krebs und wird derzeit außerhalb des Gefängnisses behandelt.
Dort muss er nun auch seine privaten finanziellen Verhältnisse ordnen. Laut seinen Angaben vor Gericht bekommt er 1138,76 Euro Rente. «Davon lebe ich.» Sein Bruder zahle seine Krankenversicherung, mit der Miete für seine Wohnung, die 4.800 Euro im Monat koste, sei er im Rückstand. Freunde gäben ihm Geld dafür, aber das reiche nicht. «Insgesamt muss ich meine persönlichen Verhältnisse neu ordnen.»
Michaela May: «Der Alfons liebt die Menschen»
Eine seiner engen Freundinnen, Schauspielerin Michaela May, meldete sich kurz vor dem Urteil gegen Schuhbeck im «Spiegel» zu Wort: «Der Alfons ist ein Künstler, und wir Künstler haben es nun mal nicht so mit dem Administrativen», sagte die 73-Jährige dem Magazin. Nach eigenen Angaben hält sie bis heute Kontakt zu ihm.
«Der Alfons hat immer gern eingeladen», erinnert sie sich. «Wenn man sich von ihm Essen liefern ließ, etwa einen schönen Saibling, nahm er häufig kein Geld. Mir war das so unangenehm, dass ich irgendwann nichts mehr bestellt habe.» Einmal habe sie ihn an Heiligabend angerufen, weil sie Tipps für die Ente im Ofen brauchte. Daraufhin habe er den Braten in seiner Küche kross brutzeln lassen. Mays Fazit zu Schuhbeck: «Der Alfons liebt die Menschen.»