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Skandal um Schlachthof in Bayern, Tierärztin vor Gericht

Vorwürfe wegen Geheimnisverrat und Tierquälerei – Systemproblem in Bayern laut Angeklagter

Im Prozess kommen auch die Zustände in Schlachthöfen zur Sprache.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Dass Schlachthöfe in Bayern vor unangekündigten Kontrollen gewarnt werden, ist nach Angaben einer amtlichen Tierärztin üblich. «Tatsächlich glaube ich, dass es gang und gäbe ist», sagte die 28-Jährige vor dem Landgericht Aschaffenburg. Sie selbst habe so etwas allerdings nie gemacht. «Ich habe keine Kontrollen angekündigt. Das ist ein Systemproblem in Bayern.» 

Die ehemalige amtliche Tierärztin von Aschaffenburg wird beschuldigt, den örtlichen Schlachthof vor einem unangekündigten Besuch der Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen gewarnt zu haben, so die Staatsanwaltschaft. Die Angeklagte bestreitet dies.

Sie bat vielmehr ihren damaligen Partner, den Inhaber eines Zerlegebetriebes, der wegen Beihilfe angeklagt war, den Schlachthof über eine bevorstehende Prüfung einer Kontrolleurin zu informieren. Dies fällt nicht unter die Geheimhaltungspflicht.

Eine Kollegin der 28-Jährigen gestand zu Prozessauftakt, den Schlachthof Aschaffenburg über bevorstehende Kontrollen informiert zu haben. «Ihr ist bewusst, dass dies nicht richtig war», sagte der Verteidiger der 51 Jahre alten Hauptangeklagten. Es tue ihr leid, sie bereue ihr Verhalten. 

Die Frauen werden wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses und einer speziellen Geheimhaltungspflicht vor Gericht gestellt.

Immer wieder Elektroschocker

Ausgangspunkt des Prozesses waren Aufnahmen der Tierschutzorganisation «Soko Tierschutz». Diese im Sommer 2023 veröffentlichen Bilder und Videos zeigen, wie Beschäftigte – angeblich im Schlachthof Aschaffenburg – Schweine und Rinder mit Elektroschockern traktieren und offensichtlich noch lebende Tiere auseinandernehmen. 

«Ich war selber schockiert, als ich die Videos gesehen habe», sagte die 28-Jährige. Wenn sie bei den Schlachtungen dabei war, habe es so etwas nicht gegeben. Die Angeklagte sprach von einem großen Personalmangel sowohl im Schlachthof Aschaffenburg als auch auf der Behördenseite. «Das System ist schlecht.»

dpa