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Anti-Israel-Parolen: Britischer Premier fordert Erklärung

Ein Musiker beim Glastonbury-Festival in England fordert die Menge dazu auf, Israels Militär den Tod zu wünschen. Der Vorfall zieht weite Kreise.

Ein Mitglied des Duos Bob Vylan skandierte israelfeindliche Parolen von der Bühne in Glastonbury.
Foto: Yui Mok/PA Wire/dpa

Keir Starmer, der britische Premierminister, hat nach der Live-Übertragung israelfeindlicher Parolen beim Glastonbury-Festival eine Erklärung von der BBC gefordert.

«Es gibt keine Entschuldigung für diese Art der abstoßenden Hassrede», sagte der Labour-Politiker der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge. Die BBC müsse erklären, wie es dazu gekommen sei, dass die Szenen übertragen wurden.

Ein Mitglied des Punk-Hip-Hop-Duos Bob Vylan hatte beim legendären Glastonbury-Festival am Wochenende das Publikum aufgefordert, nicht nur «Free, free Palestine», sondern auch «Death, death to the IDF» (Tod den israelischen Streitkräften) zu skandieren.

Polizei prüft Videomaterial

Die BBC überträgt große Teile des Festivals traditionell im Fernsehen. Auch diese Szenen waren live zu sehen. Der Auftritt der Gruppe Kneecap, gegen die es bereits ähnliche Vorwürfe gab, war jedoch nur mit Verzögerung in der BBC-Mediathek zu sehen. Ein Rapper des nordirischen Hip-Hop-Trios ist wegen einer terroristischen Straftat angeklagt, weil er bei einem Konzert in London eine Hisbollah-Flagge gezeigt haben soll.

Ein Mitglied von Kneecap spielte in Glastonbury öffentlich mit dem Gedanken, Ausschreitungen vor dem Gerichtsgebäude anzuzetteln. Die Polizei prüft nun das Videomaterial des Festivals auf strafrechtliche Relevanz.

Die Anschuldigungen gegen Kneecap, die an militante Gruppen während des Bürgerkriegs in Nordirland erinnern, haben eine Debatte über die Grenzen der Meinungs- und Kunstfreiheit in Großbritannien ausgelöst. Viele Künstler haben sich hinter die Gruppe gestellt, die ihre Aktionen und Äußerungen als legitime Kritik an der israelischen Kriegsführung im Gazastreifen betrachten. Premierminister Starmer hatte sich hingegen dafür ausgesprochen, die Band von Glastonbury zu verbannen.

Nach dem Vorfall war auf Bob Vylans Instagram-Account ein Protestaufruf für eine Veränderung in der Außenpolitik zu sehen, der deutlich differenzierter klang als die Parolen vom Festival. Es war jedoch keine Reue erkennbar.

Droht Bob Vylan Visa-Entzug für US-Tournee?

Die BBC und die Festival-Organisatoren hatten sich distanziert. Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt bezeichnete die Sprechchöre als «zutiefst verletzend» und teilte mit, es sei eine Warnung wegen der «heftigen und diskriminierenden Sprache» eingeblendet worden.

Die Organisatoren gaben bekannt, dass die Parolen von Bob Vylan eine Grenze überschritten hätten. In Glastonbury sei kein Raum für Antisemitismus, Hassreden oder Gewaltaufrufe.

Das US-Online-Magazin «Daily Wire» berichtete unter Berufung auf das Außenministerium in Washington, es werde bereits geprüft, ob Bob Vylan die Visa für eine geplante Tournee in den USA entzogen werde.

dpa