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Anästhesist vor Gericht: Verteidigung fordert Freispruch

Angeklagter beteuert Unschuld, Urteil am Freitag erwartet. 30 Patienten vergiftet, 12 gestorben, Staatsanwaltschaft lebenslange Haft gefordert.

Der wegen der Vergiftung von Patienten angeklagte Anästhesist in Frankreich beteuert seine Unschuld.
Foto: Arnaud Finistre/AFP/dpa

Im aufsehenerregenden Prozess gegen einen Anästhesisten in Ostfrankreich, der 30 Patienten vergiftet und 12 davon getötet haben soll, hat die Verteidigung auf Freispruch plädiert. «Es mangelt an eindeutigen Beweisen», sagte Strafverteidiger Randall Schwerdorffer vor dem Schwurgericht in Besançon, wie die Zeitung «L’Est Républicain» aus dem Verhandlungssaal berichtete. Der angeklagte Mediziner erklärte in seinem letzten Wort: «Ich sage es und werde es immer sagen: Ich habe niemals jemanden vergiftet.» Das Urteil wird am Freitag erwartet.

In einem für Frankreich beispiellosen Prozess wird dem 53 Jahre alten Arzt vorgeworfen, als Anästhesist zwischen 2008 und 2017 an zwei Privatkliniken Patienten im Alter zwischen 4 und 89 Jahren vorsätzlich hoch dosierte Giftstoffe verabreicht und damit jeweils einen Herzstillstand ausgelöst zu haben. 12 der Patienten starben. In 23 der Fälle soll der Angeklagte versucht haben, die Patienten wiederzubeleben.

Anklage fordert lebenslange Haft

Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft gefordert. «Sie sind „Doktor Tod“, Sie sind ein Mörder, Sie haben diese Klinik in einen Friedhof verwandelt, Sie beleidigen alle Ärzte», hatte Staatsanwältin Christine de Curraize zum Abschluss des Plädoyers gesagt.

Die Untersuchungen gegen den Arzt begannen im Jahr 2017 nach zwei Notfällen während Routineoperationen, bei denen Patienten schwere Herzprobleme hatten und nur knapp gerettet werden konnten. In den Infusionen, die den Patienten verabreicht wurden, wurden Stoffe in einer massiven und potenziell tödlichen Überdosierung entdeckt. Nach und nach weiteten sich die Ermittlungen auf immer mehr ähnliche Fälle aus.

Die Ermittler vermuten als Motiv, dass der Anästhesist gezielt Patienten von Ärzten in Lebensgefahr gebracht oder getötet haben soll, mit denen er in einen persönlichen Streit oder in eine Rivalität verwickelt gewesen sei. Auf diese Weise habe er den Ruf der Kollegen schaden und sie diskreditieren wollen.

dpa