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Auf Tesla verzichten? – Unternehmen eröffnen Debatte

Tech-Milliardär und Tesla-Chef Elon Musk fällt auf – auch mit politischer Unterstützung für Rechtspopulisten. In manchen Chefetagen werden Konsequenzen gezogen.

Einzelne Unternehmen in Deutschland wollen künftig auf neue Tesla-Autos verzichten - aufgrund der politischen Positionierung von Tesla-Boss Musk.
Foto: Federico Gambarini/dpa

Die Frage, ob weitere Tesla-Autos angeschafft werden sollen oder nicht, wird in einigen Führungsetagen diskutiert. Einige Unternehmen wie der baden-württembergische Energieversorger Badenova, der Hamburger Ökostromanbieter Lichtblick oder die Drogeriemarktkette Rossmann haben bereits angekündigt, zukünftig auf neue Fahrzeuge der Marke zu verzichten. Dies wurde durch verschiedene Äußerungen und das Verhalten von Tesla-Chef Elon Musk ausgelöst.

Viebrockhaus, ein Hausbauunternehmen aus Niedersachsen, hat beschlossen, keine Tesla-Produkte mehr zu erwerben. Ein Aktionshaus des Herstellers sollte ursprünglich mit einer Tesla-Hausbatterie als Energiespeicher ausgestattet werden, aber das wird nun nicht mehr geschehen.

Der Autobauer Tesla selbst nahm zu der Frage nach Boykotts zunächst keine Stellung. «Wir äußern uns hierzu nicht», sagte eine Sprecherin des europaweit einzigen E-Auto-Werks von Tesla in Grünheide bei Berlin.

Musk polarisiert

Tech-Milliardär Musk sorgt für Kontroversen: Vor Kurzem gab er auf der Plattform X eine Wahlempfehlung für die AfD ab, auch in anderen Ländern mischt er sich in den Wahlkampf ein. Der neue US-Präsident Donald Trump ernannte kurz nach Amtsantritt ein Gremium offiziell, in dem der Vertraute Musk helfen soll, die US-Staatsausgaben drastisch zu kürzen.

«Das Handeln von Elon Musk, nun quasi in Regierungsfunktion, hat uns aufhorchen lassen», sagte Badenova-Vorstand Hans-Martin Hellebrand schon vor dem Machtwechsel im Weißen Haus. Der Freiburger Energiemanager kritisierte, mit dem Wirken des US-Unternehmers werde der Wirtschaftsstandort Deutschland geschwächt. «Das werden wir nicht akzeptieren.» 

Bei Badenova werden bis zum Ende der Leasing-Verträge noch elf Tesla-Fahrzeuge eingesetzt, jedoch plant der Versorger nicht mehr, neue Autos dieser Marke anzuschaffen. Außerdem trennt er sich von Musks Kurznachrichtendienst X.

Lichtblick wies darauf hin, dass Musk mehrfach Wahlwerbung für die AfD gemacht hat. Seit dem Jahreswechsel verzichten die Hamburger auf Tesla-Fahrzeuge und verlängern auch keine Leasingverträge mehr, wie eine Sprecherin mitteilte. Das Unternehmen hatte bisher einen Fuhrpark im zweistelligen Bereich, von dem die Hälfte Tesla-Fahrzeuge waren.

Hausbauer: Mit Unternehmenswerten unvereinbar

Tesla habe die E-Mobilität in Deutschland revolutioniert und für neue Ideen gestanden, erklärte unlängst der Vorstandschef von Viebrockhaus, Lars Viebrock. «Den aktuell eingeschlagenen Weg können wir jedoch nicht mehr unterstützen.» Die politische Positionierung von Musk widerspreche den Unternehmenswerten. Die Drogeriekette Rossmann hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, wegen der Unterstützung Musks für Trump keine weiteren Tesla-Fahrzeuge für ihren Fuhrpark anzuschaffen.

Ist der Weg, auf Waren oder Dienstleistungen zu verzichten, überhaupt erfolgversprechend? «Grundsätzlich ja», sagte der Wirtschaftsethiker Michael Aßländer vom Internationalen Hochschulinstitut Zittau der Technischen Universität Dresden der Deutschen Presse-Agentur. Einbrechende Verkaufszahlen – etwa aufgrund eines Verbraucherboykotts – würden Unternehmen zum Handeln zwingen. 

Wirtschaftsethiker: Ankündigungen können gute PR sein 

Der Wissenschaftler gab jedoch zu bedenken: «Einzelentscheidungen vergleichsweise kleiner Unternehmen, in ihrer Einkaufspolitik künftig auf die Produkte bestimmter Hersteller zu verzichten, mögen zwar für gute PR sorgen, bleiben aber weitgehend ohne Wirkung.» Tesla werde sich wohl kaum beeindruckt zeigen, falls ein regionales deutsches Unternehmen keine Autoleasing-Verträge mehr abschließe. 

Der Fachmann stellte eine weitere Frage: In inhabergeführten Unternehmen sei es einfacher, weltanschauliche oder politische Ansichten zu äußern, da es sich um die Überzeugung des jeweiligen Eigentümers handele. Bei Kapitalgesellschaften sei die Situation oft anders, da Vorstände eine oft uneinheitliche Gruppe von Aktionären vertreten müssten.

Der Carsharer Miles-Mobilty berichtete zur Nachfrage nach Tesla-Autos, diese sei stabil. «Veränderungen in der Nutzung konnten wir auch in den letzten Tagen oder Wochen nicht beobachten», teilte das Unternehmen mit. 

In der bundesweiten Miles-Flotte sind etwa 380 Tesla-Fahrzeuge enthalten. Auf die Frage, ob neue Autos hinzukommen, wurde geantwortet, dass derzeit keine weiteren Teslas geplant sind. Beim Carsharing wird kein Auto gekauft, sondern mit anderen Nutzern geteilt. In der Regel ist ein Carsharing-Anbieter der Halter des Autos.

dpa