Christina Block soll die Entführung ihrer Kinder aus Dänemark in Auftrag gegeben haben. Die Hamburger Unternehmerin bestreitet das vor Gericht – und beantwortet jetzt tagelang Fragen
Auf wenige Worte von Christina Block folgen viele Fragen

«Danke, dass Sie mir die Gelegenheit geben, einige Worte an Sie zu richten» – so beginnt Christina Block am 25. Juli ihre Aussage vor der Strafkammer am Landgericht Hamburg. Es folgte eine mehrstündige Erklärung, in der sie ihre Geschichte minuziös schildert, von der Eheschließung mit Stephan Hensel und der Geburt ihrer gemeinsamen vier Kinder über die Scheidung und den Sorgerechtsstreit bis zur Entführung ihrer beiden jüngsten Kinder aus der Obhut ihres Ex-Manns in Dänemark.
Es gibt so viele Fragen zu den zahlreichen Details, dass vermutlich auch der sechste Verhandlungstag am Dienstag damit gefüllt sein wird.
Der Vorwurf: Auftrag zur Entführung der eigenen Kinder
Die Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette «Block House», Eugen Block, ist angeklagt, die Entführung ihrer Kinder in Auftrag gegeben zu haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft waren die damals 10 und 13 Jahre alten Kinder in der Silvesternacht 2023/24 von mehreren Männern gewaltsam ihrem Vater in Dänemark entrissen und nach Deutschland gebracht worden.
Der Junge und das Mädchen verbrachten nur kurze Zeit bei der Mutter in Deutschland. Aufgrund eines Eilantrags des Vaters entschied das Hanseatische Oberlandesgericht, dass ihm die Kinder zurückgegeben werden müssen.
Ein 63-jähriger Anwalt der Block-Gruppe wird ebenfalls angeklagt. Er wird beschuldigt, die Entführung in Auftrag gegeben zu haben. Der einzige, der sich in Haft befindet, ist ein weiterer Beschuldigter. Der 36-jährige Israeli wird verdächtigt, direkt an der Rückholaktion beteiligt gewesen zu sein.
Block’s life partner, former sports presenter Gerhard Delling (66), is sitting in the dock for complicity, as is a 58-year-old head of a Hamburg security company and a relative (49) of Block and her husband (55).
Applaus für Block im Gerichtssaal
Christina Block hat – wie die übrigen Angeklagten – die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurückgewiesen: «Ich habe die Entführung an Silvester nicht in Auftrag gegeben.» In anderen Strafprozessen lassen es Angeklagte mit einem solchen Dementi und einer kürzeren Erklärung oft bewenden. Doch Christina Block will gleich zu Anfang reinen Tisch machen.
Sie erklärt am dritten Verhandlungstag, dass es das erste Mal sei, seit ihr die Kinder vor vier Jahren entzogen worden seien, dass sie sich vollständig dazu äußern könne. Sie werde auch alle Fragen beantworten.
Zugleich betont sie, dass der Prozess für sie eine Strapaze und eine enorme Belastung sei. Ist ihr klar, was sie sich mit ihrer detaillierten Erklärung auflädt? Beim Publikum im Gerichtssaal kommt ihre Darstellung gut an, die Zuhörer reagieren mit spontanem Applaus. «Ruhe im Zuschauerraum!», ruft die Vorsitzende Richterin, Isabel Hildebrandt, energisch dazwischen.
Streit um Frage zu elektronischem Tagebuch
Am vierten Verhandlungstag beginnt die Befragung von Blocks. Den ganzen Tag steht die Angeklagte der Richterin Rede und Antwort: Wie kam es zur Beauftragung der israelischen Sicherheitsfirma, die sich nach Blocks Angaben eigentlich nur um die IT-Sicherheit ihres Hotellerie-Unternehmens kümmern sollte, laut Anklage aber die Kinder entführte? Welche Ideen für die Rückholung gab es? Was sprach Christina Block in ihr Handy-Tagebuch?
Ihr Anwalt Ingo Bott, der nun Otmar Kury als Pflichtverteidiger ersetzt hat, versucht, die Flut von Fragen einzudämmen. Durch formale Argumente schafft er es, zumindest eine Frage zurückzustellen.
Boot, Hubschrauber und Maskenbildnerin
Block sagt, dass sie und ihr Vater Detektive und Sicherheitsexperten beschäftigen, dass Rückholszenarien mit einem Boot, einem Hubschrauber oder einer in die dänische Schule ihrer Kinder eingeschleusten Lehrerin im Gespräch waren.
Eine weitere Idee eines beauftragten Sicherheitsunternehmens war es, einer Mitarbeiterin mit Hilfe einer Maskenbildnerin das Aussehen der neuen Ehefrau des Ex-Manns zu verleihen. So sollte die Sicherheitsmitarbeiterin die Kinder aus der Schule abholen. „Das waren alles hypothetische Überlegungen, die im Nachhinein verrückt erschienen“, betonte Block.
Anwalt von Ex-Mann thematisiert Sorgerechtsstreit
Die 52-Jährige spricht in ihren Ausführungen immer wieder über ihre Ängste und Gefühle als Mutter und ist dabei den Tränen nahe. Obwohl sie anfangs darauf bestand, ihre Erklärung möglichst ohne Unterbrechung vorzutragen, zeigt sie sich während der Befragung mehrmals erschöpft.
Am fünften Prozesstag spricht erstmals der Anwalt des Ex-Mannes. Stephan Hensel wird juristisch als Geschädigter angesehen, da er laut Anklage bei der Entführung der Kinder zu Boden geschlagen und verletzt wurde. Als Nebenkläger sitzt er seiner Ex-Frau im Gerichtssaal gegenüber.
Der Anwalt Philip von der Meden seines Mandanten lässt den Sorgerechtsstreit zwischen den früheren Eheleuten wieder aufflammen. Er fragt Block, warum sie sich nicht um ein Umgangsrecht mit den Kindern in Dänemark bemüht habe. Sein Mandant habe das sogar vorsorglich für sie dort beantragt.
Die Angeklagte erklärt, dass es lediglich ein Köder für sie sein sollte, um ihren Rechtsanspruch in Deutschland aufzugeben. Verteidiger Bott versucht, die Fragen von Meden abzuwehren. Schließlich bittet Block um eine Pause. Die Richterin beendet den Prozesstag etwa eine Stunde früher als geplant.
Nach einem Wochenendbesuch im August 2021 hatte der Vater die Kinder bei sich behalten. Im Oktober 2021 hatte das Hanseatische Oberlandesgericht der Mutter vorläufig das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht zugesprochen. Zugleich verpflichtete das Gericht den Vater zur Herausgabe der Kinder. Vor dänischen Gerichten konnte Block ihren Anspruch nicht durchsetzen.
Noch 30 Verhandlungstage terminiert
Am Dienstag wird die 52-Jährige sich weiteren Fragen des Nebenklagevertreters stellen müssen. Danach gehen die Fragen an die Verteidiger der insgesamt sieben Angeklagten über. Auch wenn sie kein Interesse daran haben dürften, die Hauptangeklagte in Bedrängnis zu bringen: Block muss entscheiden, ob sie weitere Einzelheiten nennt, die Anlass zu Nachfragen auch von anderen Prozessbeteiligten geben könnten.
Die Strafkammer hat noch 30 Verhandlungstage angesetzt. Aufgrund des Ausfalls von zwei Terminen zu Beginn könnte der Prozess bis ins nächste Jahr dauern.








