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Quokkas: Die glücklichsten Tiere der Welt auf Rottnest Island

Die niedlichen Beuteltiere mit ihrem einzigartigen Lächeln erobern das Internet und die Herzen weltweit. Experten warnen vor zu nahem Kontakt und geben Tipps für den richtigen Umgang.

Quokkas gelten wegen ihres «Lächelns» als die glücklichsten Tiere der Welt.
Foto: Carola Frentzen/dpa

Rundes Gesicht, niedliche Öhrchen, Knopfaugen und scheinbar immer ein Lächeln auf den Lippen: Quokkas haben sich einen Ruf als «glücklichste Tiere der Welt» erobert. Die kleinen Beuteltiere, die fast ausschließlich auf der Insel Rottnest Island vor der Südwestküste Australiens leben, sind zu einem Internet-Phänomen geworden – in Zeiten weltweiter Krisen lösen solch zuckersüße Muntermacher gerne mal einen Boom aus.

Egal ob Videos, GIFs oder Memes – die als Kurzschwanzkänguru bekannten Quokkas haben mit ihrem fröhlichen Gesichtsausdruck längst die Herzen von Nutzern auf der ganzen Welt erobert. Der Hashtag #quokkaselfie ist natürlich auch vorhanden. Aber um es gleich klarzustellen: Sie lächeln nicht immer. Es erfordert Geduld, um sie aus dem richtigen Winkel zu fotografieren – aber wenn es gelingt, dann verschwindet das Lächeln zumindest nicht mehr von ihren Smartphone-Bildern.

«Illusion eines Lächelns»

«Dass es so aussieht, als würden sie lächeln, liegt tatsächlich an ihrer einzigartigen Kieferstruktur», sagt Arvid Hogstrom, Direktor für Umwelt, Kulturerbe und Parkdienste bei der Rottnest Island Authority. «Das verleiht ihnen im Grunde nur die Illusion eines Lächelns.»

Sei’s drum. Denn eins sind Quokkas immer: extrem niedlich, besonders in diesen Wochen, in denen sie gerade ihre Jungen, «Joeys» genannt, zur Welt gebracht haben. Die lugen immer wieder vorwitzig aus dem Beutel der Mutter hervor, manche wagen sich auch schon mal vorsichtig tapsend in die Welt hinaus, allerdings immer in sicherer Nähe zur Mama. 

Es gibt nur wenige Touristenunterkünfte, Läden und Restaurants auf der größtenteils unbewohnten Insel, auf der Quokkas die Superstars sind. Es scheint, dass einige Besucher nur einen Tagesausflug von Perth aus planen, um die pelzigen Gesellen zu sehen.

Keine natürlichen Feinde

Obwohl es überall Hinweisschilder zum richtigen Umgang mit den Tieren gibt, versuchen viele Touristen, um jeden Preis eines der ikonischen «Quokka-Selfies» zu schießen. Dabei sagen Experten auf der Insel, dass ein Abstand von etwa zwei Metern deutlich besser wäre, um sie langfristig zu schützen. Leichter gesagt als getan, denn wenn der Mensch nicht zum Quokka kommt, kommt das Quokka häufig zum Menschen. Die Tiere sind extrem zutraulich, weil sie keine natürlichen Feinde auf ihrer Heimatinsel haben.

Es ist nicht überraschend, dass Quokkas so glücklich wirken: Rottnest Island ist wild und wunderschön, mit felsigen Buchten und weißen Stränden. Im türkisblauen Meer tauchen regelmäßig Wale in Küstennähe auf ihrem Weg in die Antarktis auf. Auch eine große Robbenkolonie tummelt sich im Westen der Insel nahe des Cape Vlamingh und planscht mit dem Bauch nach oben im Wasser.

Nahezu alle Besucher erkunden die Insel entweder mit dem Fahrrad oder zu Fuß – nur Angestellte der Rottnest Island Authority und des Quokka-Touristenbusses sind hier mit vier Rädern unterwegs. Auf dem Bus prangt übrigens – wie sollte es anders sein – ein riesiges Quokka.

Wie leben Quokkas?

Die Quokkas sind ungefähr so groß wie eine gut genährte Hauskatze und führen ein ziemlich entspanntes Leben: Sie sind nachtaktiv und ruhen tagsüber gerne im Schatten dichter Büsche. Besonders munter sind sie oft am frühen Morgen und späten Nachmittag: Dann hüpfen sie auf Futtersuche kreuz und quer über die Insel. Auf ihrem Speiseplan stehen Gräser und Blätter – genauso wie bei ihren Verwandten, den Kängurus oder Wallabys. Quokkas sind gesellige Tiere und leben meist in Familiengruppen. Ihre Lebenserwartung beträgt ungefähr zehn Jahre.

Der Name stammt vermutlich aus der Sprache der Noongar, der indigenen Australier der Region. Bei ihnen heißt auch die Insel anders, nämlich Wadjemup. Ihren gebräuchlicheren, wenn auch etwas seltsamen Namen verdankt die Insel dem niederländischen Kapitän Willem de Vlamingh, der hier im Dezember 1696 an Land ging. Als er die putzigen Quokkas erblickte, hielt er sie fälschlicherweise für übergroße Ratten – und taufte die Insel kurzerhand «Rotte nest» (Rattennest).

Tourismus hat auch positive Effekte

Nach Schätzungen der Behörde Tourismus Western Australia leben etwa 10.000 bis 12.000 Quokkas auf der Insel. «Die Quokka-Population schwankt aber saisonal und von Jahr zu Jahr aufgrund verschiedener natürlicher Umweltbedingungen wie Niederschlag und Hitze», sagt Hogstrom. Insgesamt gelten Quokkas als gefährdete Art.

So umstritten der Selfie-Boom auch sein mag, er hat positive Nebeneffekte. «Der Tourismus hat dazu beigetragen, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass Quokkas eine gefährdete Art sind, was zu einer größeren Aufklärung über diese einzigartigen Tiere geführt hat», sagt Hogstrom. 

Die Rottnest Island Authority setzt tatsächlich auf Information anstelle von Abschreckung: Bereits auf der Fähre wird den Besuchern in einem Video vermittelt, dass Quokkas schutzbedürftig sind. Auf der Insel selbst erklären Schilder, Broschüren und kostenlose Führungen, wie man den Tieren begegnet, ohne sie zu gefährden.

Strenge Regeln – und hohe Strafen

Es gelten klare Vorschriften: Anfassen und Füttern sind tabu. «Das Füttern von Quokkas kann zu Problemen mit ihrem Verdauungssystem führen und sie allgemein krank machen», erläutert Hogstrom. Selbst Blätter aus Menschenhand seien problematisch, da die Tiere sonst ihre natürliche Nahrungssuche verlernten. Auch Wasser sollen Touristen nicht anbieten – Quokkas haben gelernt, Flüssigkeit aus Pflanzen zu ziehen. 

Berührungen können die empfindlichen Tiere krank machen. «Es kann sogar dazu führen, dass Mütter ihre Jungen verlassen, wenn sie bei ihnen einen ungewohnten Geruch wahrnehmen.»

Wer gegen die Regeln verstößt, muss mit Konsequenzen rechnen. «Nach den Rottnest-Island-Vorschriften von 1988 kann jede physische Interaktion mit einem Quokka zu einem Bußgeld von 200 Australischen Dollar (110 Euro) vor Ort führen. Es kann auch zu einer Ausweisung von der Insel kommen», erklärt Hogstrom.

Laut dem Experten halten sich die meisten Besucher jedoch an die Vorgaben und interagieren angemessen mit den Quokkas. Das bedeutet, dass die Tiere am besten einfach nur mit etwas Abstand in ihrem natürlichen Lebensraum beobachtet werden. Schließlich befinden sich die Gäste hier im Reich der glücklichsten Tiere der Welt – und das soll auch so bleiben.

dpa