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Autofahrer sagt im Mordprozess um Deutschen auf Mallorca aus

Im Prozess um den Tod eines hessischen Mallorca-Urlaubers wird es emotional: Freunde, Angehörige und ein Autofahrer kommen zu Wort. Alle sind sichtlich ergriffen.

Im Mordprozess um den Tod eines deutschen Urlaubers auf Mallorca sind noch viele Fragen offen. (Archivbild)
Foto: Clara Margais/dpa

Vor dem Gericht in Palma haben Angehörige des 20-jährigen deutschen Mallorca-Urlaubers sowie weitere Zeugen im Mordprozess gegen zwei Spanier ausgesagt. Der junge Mann aus Nordhessen stürzte am späten Abend des 8. Oktober 2022 aus einem Lieferwagen, in dem die beiden Spanier saßen. Ihnen wird vorgeworfen, den Deutschen aufgenommen und später auf die Autobahn geworfen zu haben. Die Staatsanwaltschaft und die Anwältin der Familie plädieren auf Mord und fordern je 25 Jahre Haft.

Ein nachfolgender Autofahrer, der damals auf dem Weg zur Arbeit war, fuhr über den auf der Fahrbahn einer Autobahn nahe der Inselhauptstadt Palma liegenden Körper. Auch er sagte als Zeuge vor Gericht aus. «Zuerst möchte ich der Familie mein Beileid ausdrücken», begann der Mann und schilderte dann die Situation: «Vor mir wichen die Autos aus, ich konnte aber anfangs gar nicht sehen, warum.» 

Fahrer: dachte, es sei ein Karton 

Später habe er das auf der Fahrbahn liegende Objekt als einen braunen Pappkarton identifiziert. Es sei dann aber zu spät gewesen, um einen Schlenker zu machen. Er fuhr nach eigener Aussage mit 90 bis 100 km/h darüber. «Das Auto machte einen gewaltigen Sprung.» 

Er sah im Anschluss an, dass er im Licht der Scheinwerfer anderer Autos einen Menschen überfahren hatte. Aus Schock näherte er sich nicht weiter.

Die Verteidigung gab letzte Woche zu Prozessbeginn an, dass der Urlauber freiwillig aus dem Lieferwagen gesprungen sei. Die Angeklagten werden am Mittwoch aussagen. Es ist noch unklar, wie und wann der Deutsche starb. Gerichtsmediziner werden am Dienstag aussagen.

Das Urteil wird für Montag nächster Woche erwartet. Die Ermittler vermuten, dass die beiden Angeklagten den Deutschen ausrauben wollten.

Freund erzählt vom letzten Tag

Per Videoanruf wurde aus Deutschland auch der beste Freund des Verstorbenen zugeschaltet, der mit ihm in den Mallorca-Urlaub gefahren war. «Wir waren zu zweit im Urlaub in Cala Ratjada und sind für einen Tag an die Playa de Palma gefahren», sagte er. Den Tag hätten sie am Strand verbracht und getrunken. Erst Bier, später Wodka Lemon. 

Später ging es in Diskotheken. Gegen 21 bis 21.30 Uhr habe er seinen Freund zum letzten Mal gesehen. «Ich wollte in einem Imbiss etwas zu essen holen und er draußen warten.» Der Freund sei zwar betrunken gewesen, aber noch in der Lage, sich zu artikulieren. Die Polizei ermittelte später einen Blutalkoholwert von 2,4 Promille. «Er war auf jeden Fall noch in der Lage, das Hotel zu finden», sagte sein Kumpel.

Vater des Opfers: Er war auch mein bester Freund

Es ist immer noch unklar, wie der Deutsche in den Lieferwagen gelangte. In den Überwachungskamera-Aufnahmen ist er an einer Straße in der Nähe der Feiermeile Ballermann zu sehen, und auch der Lieferwagen taucht dann im Bild auf und verschwindet wieder.

Angehörige der Familie erzählten, was für ein Mensch der junge Deutsche gewesen sei. «Er hatte einen unglaublichen Charakter. Er war nicht nur mein Sohn, sondern auch mein bester Freund. Er hatte nie Streit gesucht und versuchte immer zu schlichten», sagte der Vater.

dpa