Rushdie berichtet von Angst vor dem Tod und den schweren Verletzungen durch den Attentäter, der ihn fast getötet hat.
Salman Rushdie vor Gericht: Schriftsteller schildert dramatischen Messerangriff
Zweieinhalb Jahre nach dem Attentat auf Salman Rushdie ist der Schriftsteller vor Gericht jenem Messerangreifer gegenübergetreten, der ihm damals fast das Leben nahm. Der 77-Jährige schilderte im Bezirk Chautauqua im Westen des US-Bundesstaats New York, wie er den dramatischen Vorfall im August 2022 erlebte. «Mir war ganz klar, dass ich sterbe», sagte Rushdie übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge. «Und das war mein vorherrschender Gedanke.»
Der Schriftsteller wurde bei einer Veranstaltung in Chautauqua damals auf offener Bühne angegriffen. Rushdie berichtete am Tag nach dem Prozessauftakt, dass ihm zuerst die dunklen und wilden Augen des herannahenden Angreifers aufgefallen seien. Im Gerichtssaal vermied der Angeklagte Hadi Matar – ein US-Amerikaner aus New Jersey – laut anwesenden Reportern, sein Opfer anzusehen.
Matar hat nicht schuldig plädiert. Trotz des Angriffs, der vor zahlreichen Zeugen stattgefunden und auf Video festgehalten wurde, besteht kein Zweifel daran, dass er die Tat begangen hat. Seine Verteidigung zielt darauf ab, den Geschworenen Zweifel zu bereiten, ob er beabsichtigt hat, einen vorsätzlichen Mord zu begehen. Falls erfolgreich, könnte dies zu einer milderen Haftstrafe führen. Matar wird wegen versuchten Mordes und schwerer Körperverletzung angeklagt, ihm drohen mehr als 30 Jahre Gefängnis.
«Das ist, was davon übrig ist»
Zuerst, erzählte Rushdie, habe er gedacht, er werde geschlagen. Doch dann habe er bemerkt, dass «sehr viel Blut auf meine Kleidung floss». Immer wieder stach der Täter in der Folge auf ihn ein – in die Wange, den Hals und sein rechtes Auge. «Sehr schmerzhaft und gefährlich» sei das gewesen, schilderte der Autor. «Danach habe ich vor Schmerzen geschrien.»
Das Messer durchtrennte seinen Sehnerv – seitdem ist Rushdie auf einem Auge blind und trägt stets eine Brille mit einem abgedunkelten Glas. «Das ist, was davon übrig ist», sagte er zu den Geschworenen und hob die markante Brille an. Dahinter schien sein zerstörtes Auge «New York Times» größtenteils geschlossen zu sein.
Laut Rushdie wurde er etwa 15 Mal vom Angreifer erstochen. Während des Verhörs zeigte er auf die Körperteile, die verletzt wurden: sein Gesicht, seine Hand, seine Taille.
Unter Schock und großen Schmerzen habe er dann bemerkt, dass sich Menschen auf den Angreifer geschmissen und ihn von ihm heruntergezogen hätten. Deswegen «habe ich wohl überlebt», so Rushdie. Die bleibenden Folgen seien nicht auf seine geminderte Sehkraft beschränkt: «Ich bin nicht mehr so energisch wie früher», sagte er. «Ich bin körperlich nicht mehr so stark wie früher.»
Rushdie hatte den Vorfall in seinem im April 2024 veröffentlichten Buch «Knife: Gedanken nach einem Mordversuch» verarbeitet. Doch schon vorher hatte er um sein Leben fürchten müssen: 1989 hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ayatollah Chomeini wegen des als blasphemisch empfundenen Romans «Die satanischen Verse» zur Ermordung des Autors aufgerufen.