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Avignon-Prozess: Strafen zwischen 4 und 20 Jahren gefordert

50 Männer sollen Teil des jahrelangen Missbrauches von Gisèle Pelicot in Frankreich gewesen sein. Über drei Tage verliest die Anklage ihr Plädoyer. Vom Urteil erhofft sie sich mehr als Strafmaße.

Die Staatsanwaltschaft hofft auch auf gesellschaftliche Folgen des Prozesses. (Archivbild)
Foto: Christophe Simon/AFP/dpa

In dem Prozess um Drogen und langjährigen sexuellen Missbrauch in Südfrankreich hat die Staatsanwaltschaft Haftstrafen von 4 bis 20 Jahren für die 51 Angeklagten gefordert. Die höchste Strafe von 20 Jahren für schwere Vergewaltigung wurde nur für den Hauptangeklagten in dem Verfahren, Dominique Pelicot, gefordert. Er gestand vor dem Gericht in Avignon, seine damalige Frau Gisèle fast zehn Jahre lang mit Medikamenten betäubt und missbraucht zu haben und von Fremden vergewaltigen lassen zu haben.

Unter den weiteren 50 angeklagten Männern legte die Staatsanwaltschaft einem lediglich sexuelle Gewalt zur Last und forderte vier Jahre Haft. Gegen alle anderen verlangte sie in ihrem dreitägigen Plädoyer wegen Vergewaltigung mindestens 10 und maximal 18 Jahre Gefängnis. «Die Erfahrung war so außergewöhnlich, dass es ein davor und ein danach geben wird», sagte Staatsanwältin Laure Chabaud. «Wir können auf ein echtes und tiefgehendes Bewusstwerden der Angeklagten zu den Taten und besonders zur Frage des Einverständnisses hoffen.» 

«Teil der gestohlenen Menschlichkeit zurückgeben»

An das Gericht gewandt sagte Chabaud: «Mit diesem Urteil werden Sie sagen, dass es keine alltägliche, keine versehentliche oder unbeabsichtigte Vergewaltigung gibt. Sie werden eine Hoffnungsbotschaft an alle Opfer sexueller Gewalt schicken und Gisèle Pelicot einen Teil ihrer gestohlenen Menschlichkeit zurückgeben.» Das Gericht werde Frauen vermitteln, dass man nicht aushalten müsse, und Männern mitgeben, dass Handlungen nicht unabwendbar sind. Das Urteil werde die Gesellschaft bei der Erziehung von Jungen leiten, meinte die Staatsanwältin.

Das Mammutverfahren, das Frankreich erschüttert, hat bereits im September begonnen. Die Verteidigung beginnt am Nachmittag. Kurz vor Weihnachten soll das Gericht sein Urteil fällen.

Gisèle Pelicot geht davon aus, dass sie in fast zehn Jahren etwa 200 Mal vergewaltigt wurde. Videos und Fotos ihres damaligen Mannes sollen die Übergriffe belegen. Die Ermittler vermuten, dass neben den 50 Mitangeklagten noch etwa ein Dutzend weitere Männer an den Taten beteiligt waren, die jedoch nicht identifiziert werden konnten.

dpa