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Flussbestattungen in Rheinland-Pfalz erlaubt – Neues Gesetz in Kraft

Die Branche bereitet sich auf die bundesweit ersten Flussbestattungen vor. Urnen dürfen in Rhein, Mosel, Saar und Lahn abgelassen werden.

Mit der Neufassung des Bestattungsgesetzes sind neue Beisetzungen in Rheinland-Pfalz möglich. (Archivbild)
Foto: Harald Tittel/dpa

In Rheinland-Pfalz werden bald die bundesweit ersten Flussbestattungen möglich sein. Das Land hat sein Bestattungsgesetz geändert und erlaubt nun auch das Versenken einer Urne in den Flüssen Rhein, Mosel, Saar und Lahn. Das Gesetz ist seit Samstag in Kraft. Obwohl noch einige Details unklar sind, bereitet sich die Branche bereits darauf vor.

Auf dem Oberdeck eines Schiffes auf der Mosel steht eine Urne auf einem mit Blumen dekorierten Tisch. Bestatterin Ulrike Grandjean nimmt sie in beide Hände und trägt sie auf das Außendeck. Sie hebt das Gefäß über ein Geländer und lässt es an Seilen hinunter in Richtung Mosel. «So könnte es gehen», sagt sie nach dem Probelauf zu Kapitän Joachim Zimmermann.

Interesse an Flussbestattungen besteht

Grandjean und Schiffsbesitzer Zimmermann haben sich nach dem neuen Gesetz zusammengesetzt. «Der Bestatter hat ja in der Regel kein Schiff», sagt sie. Daher sei sie über die Kooperation mit Zimmermann froh. Wenn das Gesetz gelte und man eine Verfügung habe, könne man also loslegen. «Wir haben auch schon Anfragen.»

Zimmermann ist schon viele Jahre mit seiner Partnerin Petra Bernard als Bootsfrau auf dem Schiff Telegraaf IV. auf der Mosel unterwegs. Bisher wird das Ex-Postfrachtschiff für Familienfeiern genutzt. «Das Schiff hat viel Historie und ist auch passend für Flussbestattungen», sagt der 69-Jährige in Riol. Er merke bereits großes Interesse an seinem neuen Angebot: «Es haben sich schon 12 oder 13 Bestatter bei mir gemeldet. Es kommt fast jeden Tag einer dazu.»

Urne muss sich im Wasser rasch auflösen

Für Flussbestattungen sind spezielle Genehmigungen erforderlich. Laut dem Gesundheitsministerium in Mainz können diese jetzt beantragt werden. Anfangs wird jede Situation noch individuell entschieden. In Zukunft soll eine Durchführungsverordnung erlassen werden, um die Prozesse zu vereinfachen und festzulegen, an welcher Stelle im Gewässer eine Flussbestattung stattfinden kann.

Grandjean erklärt, dass die Urne auf jeden Fall von einem Angestellten eines Bestattungsunternehmens ins Wasser gelassen wird. Die Urne muss aus Zellulose sein – also einem Material, das sich nach dem Sinken schnell im Wasser auflöst.

Zimmermann fügt hinzu, dass man wählen kann, ob die Bestattung auf dem Schiff mit oder ohne Angehörige erfolgt. Es ist auch möglich, sie mit oder ohne Fahrt durchzuführen. Auf dem Oberdeck ist Platz für 60 Personen.

Grandjean, die auch stellvertretende Vorsitzende des Bestatterverbands Rheinland-Pfalz ist, ist froh, dass sie auch bald Flussbestattungen anbieten kann. «Ich finde das eine ganz tolle Alternative.» Sie geht aber davon aus, dass nach einem ersten Hype diese Bestattungsform letztlich einen eher geringeren Prozentsatz der Beisetzungsmöglichkeiten ausmachen werde.

Das Bestattungswesen hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Durch die Überarbeitung des Bestattungsgesetzes in Rheinland-Pfalz sind nun auch Tuchbestattungen erlaubt, es ist möglich, aus der Asche Verstorbener Diamanten herzustellen, und die Asche kann unter bestimmten Bedingungen auch unter einem Apfelbaum verstreut oder zu Hause in der Urne aufbewahrt werden.

Hauptgrund ist Heimatverbundenheit

Eine Flussbestattung werde im Schnitt günstiger sein als eine Urnenbeisetzung auf dem Friedhof, weil man keine Grabstätte erwerben müsse, sagt Grandjean. Bei vielen, die eine Flussbestattung wünschten, spiele die Heimatverbundenheit eine große Rolle. Bootsfrau Bernard fügt hinzu: «Das ist die letzte Reise, die wir den Leuten anbieten. Es gibt ganz viele Menschen, die der Mosel so verbunden sind, gerade im Trierer Raum. Ich denke, sie warten nur auf das Angebot.»

Zimmermann berichtet, die Anfragen von Bestattern erreichten ihn aus ganz Rheinland-Pfalz: von Vallendar über Birkenfeld und Pirmasens bis Kaiserslautern. «Ein Bestatter aus Birkenfeld hat schon zwei Verfügungen. Wenn es so weit ist, will er es unbedingt hier machen», sagt er.

dpa