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Der «Ein-Euro-Mann» des Kanzlers für Investitionen

Das hört sich nach einem guten Geschäft an: Ex-Commerzbank-Chef Blessing soll im Ausland für Investitionen in Milliardenhöhe werben – und bekommt dafür nur einen symbolischen Euro.

Der Banker Blessing soll Investoren für Deutschland gewinnen.
Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Der frühere Commerzbank-Chef Martin Blessing wird künftig im Auftrag von Bundeskanzler Friedrich Merz für ausländische Investitionen in Deutschland werben. Der 62-jährige Manager solle mit seinen Kontakten in die internationale Wirtschafts- und Finanzwelt dazu beitragen, «dass Deutschland wieder ein Top-Standort wird für Investitionen von Unternehmen aller Art», sagte Merz bei der Vorstellung Blessings im Kanzleramt. 

Die Direktinvestitionen in Deutschland sind seit 2022 rückläufig. Zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums in Deutschland und damit auch zur Sicherung von Arbeitsplätzen werden sie aber dringend benötigt. Als Nachteile des Standorts Deutschland gelten vor allem die Steuerlast, Bürokratie und hohe Energiekosten.

Neben gesetzgeberischen Maßnahmen wie dem Investitions-Sofortprogramm, dem Sondervermögen Infrastruktur und einer Unternehmenssteuerreform plant die Bundesregierung, das Investitionsklima durch eine verstärkte direkte Ansprache im Ausland zu verbessern. Daher begleitet Außenminister Johann Wadephul vermehrt Wirtschaftsdelegationen auf seinen Reisen. Blessing soll nun den direkten Draht zu ausländischen Unternehmen herstellen.

Kein Gehalt, kein Apparat

Zusätzliche Kosten entstehen dem Kanzleramt durch die Berufung des Top-Managers nicht. Merz stellte ihn als seinen «One Dollar Man» vor, der für diesen symbolischen Betrag arbeite. Er korrigierte sich kurz darauf auf «Ein-Euro-Mann» – immerhin zehn Prozent mehr, wie Blessing scherzhaft sagte. Auch ein Apparat mit zusätzlichen Mitarbeitern soll im Kanzleramt für ihn nicht geschaffen werden.

Wollte Merz nicht weniger Beauftragte?

Merz hatte im Wahlkampf versprochen, die Anzahl der Beauftragten der Bundesregierung zu reduzieren, um Geld zu sparen und die Bürokratie abzubauen. Das Kabinett hat bereits in seiner ersten Sitzung im Mai beschlossen, 25 von 43 dieser Positionen abzuschaffen. Nun kommt noch eine hinzu. Es ist jedoch etwas Neues: Blessing ist im persönlichen Auftrag des Kanzlers tätig und arbeitet praktisch ehrenamtlich.

Investitionskonferenz im kommenden Jahr

Er bekam das Angebot von Merz dem Vernehmen nach telefonisch während eines Spieleabends mit seiner Familie. Er freue sich, «Deutschlands Attraktivität als Standort international zu stärken, unterstützen zu können», sagte er bei der Vorstellung. 

Merz würdigte Blessing als «sehr erfahrenen Manager», der nun Brücken in die Wirtschaft bauen und Türen zu Unternehmen öffnen könne. Seine Aufgabe werde es sein, potenzielle Investoren gezielt anzusprechen und die Stärken des Investitionsstandorts Deutschland bestmöglich zu vermitteln. 

Er soll in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Ministerien und den Wirtschaftsförderinstitutionen des Bundes arbeiten. Für das kommende Jahr ist unter anderem eine große Investorenkonferenz geplant.

Blessing kommt aus Banker-Familie

Der Bremer Banker hat das Bankgeschäft sozusagen in die Wiege gelegt bekommen: „Sein Großvater Karl war Bundesbank-Präsident (1958-1969), sein Vater Werner stieg in den Vorstand der Deutschen Bank auf (1981-1987).“ Blessings Ehefrau Dorothee ist globale Co-Chefin für den Bereich Investmentbanking Coverage bei der US-Bank JPMorgan.

Im Jahr 2001 trat Blessing in den Vorstand der Commerzbank ein und wurde 2008 zum Chef des Geldinstituts ernannt. Nach nur gut 100 Tagen im Amt feierte Blessing im Spätsommer 2008 die Übernahme der Dresdner Bank, bei der er zuvor gearbeitet hatte. Allerdings brachten die Altlasten der Dresdner Bank große Probleme mit sich, und die Auswirkungen der Lehman-Pleite brachten die Commerzbank fast an den Rand des Abgrunds. Der deutsche Staat rettete das Frankfurter Dax-Unternehmen mit Steuermilliarden und wurde zum größten Aktionär.

Nach seinem Ausscheiden bei der Commerzbank zum 30. April 2016 blieb Blessing der Bankenbranche treu. Bis Herbst 2019 arbeitete er in Führungspositionen bei der Schweizer Großbank UBS. Seit März 2022 ist Blessing Vorsitzender des Verwaltungsrats der Danske Bank.

dpa