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Fünf Todesopfer nach Zugunglück in Oberbayern

Nach dem schweren Zugunglück in Oberbayern steigt die Zahl der Todesopfer. Die Bergungsarbeiten gestalten sich schwierig. Und über allem steht die große Frage nach dem Warum.

Zahlreiche Einsatz- und Rettungskräfte sind bis spät in der Nacht an der Unfallstelle im Einsatz.
Foto: Angelika Warmuth/dpa

Tote, Vermisste, Dutzende Verletzte: Am Tag nach dem schweren Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen ist die Zahl der Todesopfer auf fünf gestiegen. Eine männliche Leiche wurde am Samstag aus den Trümmern geborgen, wie die Polizei mitteilte.

Medienberichte, wonach es sich dabei um einen Schüler handeln sollte, bestätigte die Polizei auf Anfrage nicht. Bei den anderen vier Toten handelte es sich nach Polizeiangaben um erwachsene Frauen.

Nachdem einer der zerstörten Waggons angehoben werden konnte, gingen die Einsatzkräfte nicht davon aus, noch weitere Todesopfer zu finden. Auszuschließen sei das aber nicht, sagte ein Polizeisprecher. Etwa sieben Menschen galten noch als vermisst. Möglich sei aber, dass sie unter den mehr als 40 Verletzten waren – darunter den Angaben zufolge auch mehrere Schwerverletzte.

Waggons «verdreht und verwunden»

Die Einsatzkräfte kämpften mit den Tücken einer komplizierten Bergung. Versuche, die Waggons beispielsweise mit Hebekissen anzuheben, waren zunächst gescheitert. Die Waggons seien «verdreht und verwunden», sagte ein Polizeisprecher. «Das macht die Bergung so schwierig. Man muss Schritt für Schritt vorgehen.»

«Es ist ein unfassbares Ereignis», sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei einem Besuch am Unglücksort. «Wir hoffen sehr, dass es keine weiteren Todesfälle gibt.» Ein solches Unglück sei immer ein Schock und ein «Stich ins Herz». Es sei ein Zug gewesen, der für viele Schüler da war. «Man muss sich das jetzt so vorstellen: Es ist kurz vor den Ferien, im Zug ausgelassene Stimmung, in einer der schönsten Regionen, die Bayern ja hat – und dann passiert sowas und verändert möglicherweise ein Leben komplett.»

Ermittlungen in alle Richtungen

Zur Unfallursache gab es auch am Samstag zunächst keine neuen Erkenntnisse. Der Lokführer wurde nach Polizeiangaben zwar vernommen. Was er sagte, teilte die Polizei allerdings nicht mit. Sicher sei bislang nur, dass ein Zusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug ausgeschlossen werden könne. «Wir ermitteln in alle Richtungen», sagte ein Sprecher. «Die genaue Unfallursache steht noch nicht fest. Vor Ort waren alle Experten der Meinung, dass die wahrscheinlichste Ursache ein technischer Defekt am Gleis oder am Zug sein müsste», sagte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) am Samstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Seinen Angaben zufolge sollten im Laufe des Tages weitere Experten anreisen, um mögliche Gründe auszuloten. «Es geht jetzt darum, die Unfallursache genau und rasch zu klären.» Auch Söder betonte: «Da sind die zuständigen Behörden dran.» Die Strecke war nach Angaben eines Bahnsprechers mit elektronischen Stellwerken und moderner Sicherungstechnik ausgerüstet.

Am Freitagmittag waren mehrere Waggons der Regionalbahn mit insgesamt etwa 140 Menschen an Bord auf dem Weg nach München im Ortsteil Burgrain entgleist. Doppelstock-Wagen des Zugs kippten um, rutschen eine Böschung hinab und bleiben direkt neben einer Bundesstraße liegen. Einige Opfer erlitten schwerste Verletzungen und mussten notoperiert werden. Es war eines der schwersten Bahnunglücke der vergangenen Jahre in Deutschland.

Bundespräsident bestürzt

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reagierte «mit großer Bestürzung»: «Meine Gedanken sind bei den Verletzten und allen Angehörigen in diesen schweren Stunden», sagte er laut Mitteilung. «Allen Polizei- und Rettungskräften danke ich für ihren unermüdlichen und wichtigen Einsatz.»

Das Landratsamt in Garmisch-Partenkirchen kündigte an, dass bis zum Ende der Bergungsarbeiten – voraussichtlich Mitte nächster Woche – auch der Autoverkehr in der Region von Behinderungen betroffen sein werde. So soll weiterhin der Verkehr von der Autobahn 95 großräumig umgeleitet werden, die Fernstraße bleibt in Richtung Süden gesperrt.

Auch der Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Bahnchef Richard Lutz haben sich bestürzt über das Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen gezeigt und eine umfangreiche Aufklärung zugesagt. Den Familien der Opfer sprachen beide am Samstag bei einem Besuch am Unglücksort ihre Anteilnahme aus. Zugleich dankten sie den Rettungskräften – darunter viele Ehrenamtliche.

dpa