Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Anstieg häuslicher Gewalt in Deutschland auf Rekordniveau

Experten vermuten hohe Dunkelziffer, Rechtsanspruch auf Schutz ab 2032.

Laut einem Zeitungsbericht ist die Zahl der Opfer von häuslicher Gewalt gestiegen. (Symbolfoto)
Foto: Peter Steffen/dpa

In Deutschland sind 2024 laut registrierten Zahlen so viele Menschen wie noch nie Opfer von häuslicher Gewalt geworden. Das berichtet die «Welt am Sonntag» auf Grundlage von Zahlen des Bundeskriminalamts. Demnach waren insgesamt 256.942 Menschen offiziell betroffen. Der Anstieg habe gegenüber dem Jahr zuvor bei rund 3,7 Prozent gelegen. Experten gehen jedoch von einer Dunkelziffer aus, weil nicht alle Fälle gemeldet werden.

Es wird von häuslicher Gewalt gesprochen, wenn es um Personen geht, die in einer partnerschaftlichen Beziehung zueinander stehen oder standen oder wenn die Gewalt innerhalb der Familie stattfindet oder eine familiäre Beziehung besteht. Laut dem Bericht wurde rein statistisch betrachtet etwa alle zwei Minuten ein Mensch zum Opfer.

Besonders im Mittelpunkt steht die Gewalt, die von Partnern oder Ex-Partnern ausgeübt wird. Dies betrifft die meisten Fälle. Laut dem Bericht gab es im Jahr 2024 knapp 171.100 Fälle – 1,9 Prozent mehr als 2023. In den letzten Jahren waren hauptsächlich Frauen betroffen. Laut dem Zeitungsbericht stieg häusliche Gewalt in den letzten fünf Jahren um fast 14 Prozent an.

Weshalb ist die Zahl der Fälle gestiegen?

Das Familienministerium teilte der Zeitung mit, der Anstieg häuslicher Gewalt könne auf eine Zunahme der Gewaltbereitschaft «im Lichte gesellschaftlicher Krisen und persönlicher Herausforderungen» zurückzuführen sein. Möglich sei aber auch eine gewachsene Anzeigebereitschaft.

Im Februar stimmte der Bundesrat – nach dem Bundestag – einem Gesetz für einen verbesserten Opferschutz zu. Dies bedeutet, dass die Länder verpflichtet sind, angemessene Schutz- und Beratungsangebote bereitzustellen. Der Bund wird ihnen dafür insgesamt 2,6 Milliarden Euro zwischen 2027 und 2036 zur Verfügung stellen.

Ab dem 1. Januar 2032 soll der Anspruch auf kostenlose Schutz- und Beratungsleistungen in Kraft treten. Betroffene von häuslicher oder geschlechtsspezifischer Gewalt konnten bisher nur darauf hoffen, dass ihnen geholfen wird und ausreichend Kapazitäten, beispielsweise in Frauenhäusern, vorhanden sind.

Reaktionen auf die Statistik

Die Grünen erklärten, bei Gewalt gegen Frauen handele es sich nicht um «Familiendramen», sondern um «patriarchale Gewalt». «Es braucht mehr Präventions- und Täterarbeit, schnelle Verfahren, verpflichtende Schulungen von Polizei und Justiz», sagte die frauenpolitische Sprecherin der Grünen, Ulle Schauws, der «Welt am Sonntag». Die Linke forderte der Zeitung zufolge Reformen beim Sorge- und Umgangsrecht.

dpa