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Unglaublicher Verlust: Waldfläche so groß wie halb England zerstört

140 Länder verpflichteten sich, globale Waldzerstörung zu stoppen, doch die Realität zeigt eine alarmierende Kluft.

Flammen breiten sich in einem Amazonas-Gebiet aus. (Archivbild)
Foto: Fernando Souza/ZUMA Press Wire/dpa

Laut einem neuen Bericht wurde weltweit im vergangenen Jahr eine Waldfläche von etwa der Größe von halb England zerstört. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die dauerhaft verlorene Fläche um 1,7 auf 8,3 Millionen Hektar, wie aus dem Waldzustandsbericht hervorgeht, der von Forschungsorganisationen und Verbänden veröffentlicht wurde. Im Jahr 2022 waren demnach 6,6 Millionen Hektar Wald verloren gegangen.

Unter anderem hatten sich mehr als 140 Länder auf der UN-Klimakonferenz 2021 in Glasgow verpflichtet, die globale Waldzerstörung bis 2030 zu stoppen. Bis dahin sollen eigentlich 350 Millionen Hektar geschädigter Landschaften und Wälder wiederhergestellt werden.

Tropenwälder: Zustand alarmierend

Agrarnutzung, Straßenbau oder Brennholzsammlung: Die Expertinnen und Experten sind besonders besorgt über den Zustand der Tropenwälder. Selbst abgelegene und unberührte Wälder hätten erheblichen Schaden erlitten. In Lateinamerika, Asien, Afrika und Ozeanien östlich von Australien hätten verheerende Brände 6,73 Millionen Hektar verwüstet.

Oft seien die Brände absichtlich gelegt worden. Die Zerstörung durch Waldbrände habe allein in den Ländern des Amazonasgebiets mehr Treibhausgase freigesetzt als ein Industrieland wie Deutschland insgesamt in einem Jahr. Die Menge von 791 Millionen Tonnen Kohlendioxid und entsprechenden Gasen sei siebenmal so hoch wie im Durchschnitt der beiden Vorjahre.

«Kluft zwischen Verpflichtungen und Realität»

«Die Kluft zwischen Verpflichtungen und Realität wird jedes Jahr größer, mit verheerenden Auswirkungen auf Menschen, Klima und Wirtschaft», sagte Studien-Mitautor Erin Matson von der für den Bericht mitverantwortlichen Beratungsfirma Climate Focus. 

«Die Waldschädigung – einschließlich der verheerenden Auswirkungen von Waldbränden – bringt die Wälder näher an einen gefährlichen Kipppunkt», erklärte der dortige Experte für Biodiversität, Ivan Palmegiani. Der Bericht («Forest Declaration Assessment») wird seit 2015 jährlich von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschern herausgegeben.

Wie sehr wird wiederaufgeforstet?

Auch im Bereich der Wiederaufforstung sind die Staaten deutlich im Rückstand. Laut der Untersuchung laufen Wiederaufforstungsaktivitäten auf rund 10,6 Millionen Hektar abgeholzter und geschädigter Wälder. Dies entspricht nur 5,4 Prozent der Fläche, die wieder aufgeforstet werden könnte, und bleibt weit hinter den internationalen Wiederaufforstungszielen zurück. Zwei Drittel dieser Fläche befinden sich in tropischen Regionen.

Die Autorinnen und Autoren der Studie beklagen, dass die Anstrengungen zum Schutz der Wälder keine Aussicht auf Erfolg haben, solange die schnellen Gewinne aus der Zerstörung der Wälder belohnt werden.

Positive Entwicklungen

Es gab jedoch auch positive Entwicklungen. Brasilien bereitet sich zum Beispiel darauf vor, nur noch Rindfleisch in die EU zu liefern, für das kein Wald gerodet wurde – dies geschieht aufgrund der Lieferkettengesetzgebung, die die Einhaltung von Menschenrechten in den Lieferketten vorschreibt. Zur Umsetzung werden hier Systeme zur Rückverfolgbarkeit von Rindern genutzt.

Es sollte auch mehr Umweltschutzmaßnahmen in der Republik Kongo geben, nachdem dort ein erstes nationales Landnutzungsgesetz verabschiedet wurde. Die Experten verwiesen auch auf die Bemühungen der Staatengemeinschaft um eine stärkere Finanzierung des Waldschutzes.

dpa