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Sean «Diddy» Combs teilweise schuldig gesprochen – droht bis zu 20 Jahren Haft

Die Geschworenen entschieden auf Prostitution schuldig, jedoch nicht bei schwerwiegenderen Anklagepunkten. Das Urteil wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet.

Der Rapper Sean Combs steht wegen Vorwürfen von Sexualstraftaten vor Gericht. (Archivbild)
Foto: Elizabeth Williams/AP/dpa

Im Prozess gegen Sean «Diddy» Combs wegen Sexualstraftaten haben die Geschworenen den früheren Rap-Superstar teilweise schuldig gesprochen. Das teilte die Jury nach insgesamt mehr als 13-stündigen Beratungen übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge dem Gericht in New York mit. 

Die zwölf Geschworenen – acht Männer und vier Frauen – haben den 55-Jährigen nur der Anschuldigungen im Zusammenhang mit Prostitution schuldig befunden – den am wenigsten schwerwiegenden Anklagepunkten.

Beim schwerwiegendsten Anklagepunkt, der Verschwörung zur organisierten Kriminalität, entschied die Jury auf «nicht schuldig». Beim Anklagepunkt des Menschenhandels entschieden die Geschworenen ebenfalls auf unschuldig. 

Im Laufe seiner Karriere nutzte Sean Combs unter anderem die Pseudonyme «Puff Daddy», «P. Diddy» und «Diddy». 

Strafmaß zu einem späteren Zeitpunkt

Der Rapper könnte jetzt bis zu 20 Jahre im Gefängnis verbringen – jedoch nicht mehr lebenslang, wie es ihm gedroht hätte, wenn er in allen Anklagepunkten schuldig befunden worden wäre.

Das Gericht wird zu einem späteren Zeitpunkt das Strafmaß für den seit September in Untersuchungshaft sitzenden Combs bekanntgeben, wie es üblich ist. Am Mittwoch wird das Gericht entscheiden, ob Combs bis zur Verkündung des Strafmaßes auf freiem Fuß bleiben kann, so Richter Arun Subramanian.

Combs akzeptierte das Urteil im Gerichtssaal in Anwesenheit seiner Mutter und seiner Schwester. Nach der Verkündung schlug Combs Medienberichten zufolge die Hände zusammen, legte sie dann kurz über sein Gesicht und atmete aus. Dann lächelte er, schüttelte einem seiner Anwälte die Hand, blickte zu seiner Familie, legte dann seine Hände dankend zusammen und bedankte sich leise flüsternd bei den Geschworenen.

Combs hatte auf «nicht schuldig» plädiert

Die New Yorker Staatsanwaltschaft hatte dem Rapper vorgeworfen, über Jahre hinweg Frauen missbraucht, bedroht und genötigt zu haben, seine sexuellen Wünsche zu erfüllen. Er habe ein «kriminelles Unternehmen» mit Helfern geführt. Mehrere Frauen hatten in dem mehrwöchigen Prozess von jahrelangen schweren sexuellen und körperlichen Misshandlungen berichtet. Combs hatte alle Vorwürfe zurückgewiesen und auf «nicht schuldig» plädiert. 

Der Anklagepunkt der Verschwörung zur organisierten Kriminalität war ursprünglich für Bandenkriminalität wie jene der Mafia geschaffen worden. Dieser Vorwurf wurde bereits im Prozess gegen Sänger R. Kelly erfolgreich angewendet, um eine systematische Struktur von sexuellem Missbrauch aufzudecken. Obwohl dieser Anklagepunkt gegen Combs schwerwiegend war, konnte die Staatsanwaltschaft die Geschworenen nicht davon überzeugen, dass der Angeklagte gemeinsam mit einem Netzwerk von Eingeweihten gehandelt hat. Dies würde voraussetzen, dass alle Beteiligten wissen, dass ihr Verhalten strafbar ist.

Intime Sex-Details öffentlich ausgebreitet

Aufgrund vieler anzüglicher Aspekte wurde der Prozess auch zu einem Clickbait- und Boulevard-Fest. Millionen von Amerikanern und Menschen auf der ganzen Welt verfolgten den Prozess in den Medien, wobei die intimen und verstörenden Details des Falls Teil des täglichen Klatsches und Tratsches vieler wurden.

Das Verfahren erinnerte an ähnliche Prozesse wegen Sexualstraftaten gegen Ex-Superstars in den vergangenen Jahren – darunter Musiker R. Kelly, Comedian Bill Cosby und Produzent Harvey Weinstein. Die Vorwürfe gegen Weinstein lösten die weltweite MeToo-Bewegung aus, die jedoch mittlerweile viel Gegenwind erfahren hat.

Zahlreiche weitere Anschuldigungen gegen Combs

Es gibt nicht nur die Anklage der New Yorker Staatsanwaltschaft gegen Combs, sondern auch viele Zivilklagen. Zum Beispiel vertreten Anwälte in Houston, Texas, angeblich rund 120 Personen mit Vorwürfen gegen den Rapper.

Der 1969 im New Yorker Stadtteil Harlem geborene Combs gehörte mit Hits wie «I’ll Be Missing You» und «Bad Boy For Life» in den vergangenen Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Rappern der Welt. 

Der Musiker, der dreimal geheiratet hat und sieben Kinder hat, gründete auch sein eigenes Label und war erfolgreich mit einer Modemarke. Unter anderem hatte seine Familie und der Rapper Kanye West im Gerichtssaal ihre Unterstützung für Combs gezeigt.

dpa