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Bernhardiner und Schnapsfass: Stiftung «Barryland» klärt auf

Wer weiß schon, dass das berühmte Fässchen Schnaps am Hals der Bernhardiner eine Legende ist? Die Stiftung und Begegnungsstätte «Barryland» informiert über die Hunde – und man kann sie live erleben.

Xaver und Xcell tollen auf dem Gelände von «Barryland».
Foto: Christiane Oelrich/dpa

Mit Bernhardinerdamen und -herren auf Tuchfühlung – das bietet die Anlage «Barryland» in Martigny unweit des Genfersees in der Schweiz. Die Stiftung, die die berühmte Bernhardinerzucht des Großen St. Bernhard betreibt, hat einen Ort geschaffen, der Teil Museum, Teil Begegnungsstätte ist. 

Etwa zwölf von den 36 Zuchthunden sind täglich vor Ort und können bei der täglichen Pflege, beim Baden in der Physiotherapie oder im Außengehege beobachtet werden. Ansonsten leben sie in der Zuchtstation der Stiftung, die einige hundert Meter entfernt liegt. Aktuell sind zwei Welpen auf dem Gelände: Xaver und Xcell sind sechs Wochen alt. Lio (3) hat zum ersten Mal Nachwuchs bekommen. Dass sie nur zwei Welpen hat, ist ungewöhnlich. Ein durchschnittlicher Wurf besteht normalerweise aus sechs bis acht Welpen.

Die Anlage «Barryland» nähert sich der Geschichte der Bernhardiner mit interaktiven Bildschirmen. Es gibt historische Fotos im 3D-Format der Augustiner-Chorherren, die bis heute auf dem fast 2.500 Meter hohen Berg St. Bernard leben und Jahrhunderte die Zucht betrieben. Dem Berg haben die Hunde ihren Namen zu verdanken. Durch spezielle Brillen können Besucher die Chorherren und die Hunde plötzlich über ein Modell der Alpen spazieren sehen. Sie haben auch die Chance, ein Foto mit einem virtuellen, aber täuschend echten Bernhardiner zu produzieren und sich per E-Mail zuschicken zu lassen.

Besucher werden darüber informiert, dass die Geschichte mit dem Fässchen Schnaps um den Hals, die zur Legende der Bernhardiner gehört, nicht wahr ist. Die Mönche setzten die Hunde tatsächlich bei der Suche nach im Schnee Verirrten ein, jedoch ohne Schnapsfässchen. „Schwächender Alkoholkonsum weckt die Geister nur kurzzeitig und führt dann zu noch größerer Erschöpfung“, warnt eine Tafel.

Der Soldat und die Fässchenlegende

Das Fässchen am Hals des Bernhardiners erwähnt im Jahr 1800 erstmals ein Soldat Napoleons in einem Brief. Was er genau meinte, gesehen zu haben, ist unklar. So entstand aber die Legende, Maler griffen das Bild auf und stellten Bernhardiner fortan oft mit Fässchen dar. Der Name «Barryland» geht übrigens auf einen berühmten Urvater der Bernhardiner zurück. Barry, der ausgestopft in einem Museum steht, hat von 1800 bis 1814 bei den Domherren gelebt und soll 40 Menschen das Leben gerettet haben.

Die Zucht wurde 2005 von der Stiftung von den Domherren übernommen. Jedes Jahr lässt sie weiterhin zehn bis zwölf Hunde den Sommer bei den Domherren verbringen. Die Zuchtbedingungen im Tal sind jedoch deutlich besser. Jede Mutter bringt zwei bis drei Würfe zur Welt und wird dann, falls geeignet, als Therapiehund in Alten- oder Pflegeeinrichtungen eingesetzt. Der Bedarf ist so groß, dass die Stiftung eine eigene Ausbildung für Sozialhundeteams ins Leben gerufen hat.

dpa