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Besucher verletzen mehrere Krankenhaus-Mitarbeiter in Essen

Angehörige eines Patienten greifen in Essen die Mitarbeiter eines Krankenhauses an. Eine 23-Jährige wird schwer verletzt. Jüngst gibt es eine Zunahme der Gewalt gegen Klinik-Beschäftigte.

In einem Essener Krankenhaus wurden Mitarbeiter von Besuchern angegriffen und verletzt. (Symbolbild)
Foto: Soeren Stache/dpa

Mindestens sechs Mitarbeiter eines Krankenhauses in Essen wurden von Angehörigen eines Patienten angegriffen und verletzt, wobei eine 23-Jährige schwer verletzt wurde. Ein 41-jähriger Tatverdächtiger wurde festgenommen, wie eine Polizeisprecherin mitteilte. Die 23-Jährige wird noch im Krankenhaus behandelt, ist aber nicht in Lebensgefahr.

Der Vorfall fand bereits am Freitag in Huttrop statt. Der 41-Jährige wurde laut Polizei am selben Abend wieder freigelassen. Gegen ihn wurde Anzeige erstattet wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung und der Beschädigung von Krankenhaus-Inventar. Es wird auch untersucht, ob Verbindungen zur Clankriminalität bestehen. Die Polizei sucht nach einem anderen Krankenhausbesucher, der an dem Vorfall beteiligt war und geflohen ist. Zeugen werden gebeten, sich zu melden. Der Patient, der von den Beteiligten im Krankenhaus besucht wurde, ist inzwischen verstorben.

Die Verwendung des Begriffs Clankriminalität wird kontrovers diskutiert, da er laut Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund nur aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.

Auch der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) äußerte sich am Wochenende zu den Ereignissen. «Auch der Verlust eines nahen Angehörigen entschuldigt oder rechtfertigt nicht ein solches Verhalten oder gar einen Angriff auf Krankenhauspersonal und ein Krankenhaus. Ich verurteile das aufs Schärfste und habe für ein solch asoziales Verhalten überhaupt kein Verständnis», sagte er. Staatsanwaltschaft und Gerichte seien nun gefordert, darauf eine klare Antwort zu geben. 

Umfrage: Zunahme der Gewalt bei 73 Prozent der Krankenhäuser

Mitarbeiter von Krankenhäusern sind laut Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) immer öfter Opfer von gewalttätigen Übergriffen. Einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts im Auftrag des Interessenverbandes zufolge gaben 73 Prozent der Krankenhäuser an, dass die Anzahl der Übergriffe in den Häusern in den letzten fünf Jahren moderat (53 Prozent) oder deutlich (20 Prozent) gestiegen ist. Nur vier Prozent meldeten einen Rückgang der Gewalt.

Am stärksten betroffen ist demnach der Pflegedienst. Als eine der Hauptursachen für Gewalt nannten die Kliniken «einen allgemeinen Respektverlust» gegenüber Krankenhauspersonal. Die Krankenhäuser versuchen der Umfrage zufolge den Übergriffen mit Deeskalationstrainings und baulichen Maßnahmen wie Zutrittsbeschränkungen und Videoüberwachung vorzubeugen. 28 Prozent der Kliniken setzen einen Sicherheitsdienst ein. Mehr als 90 Prozent der Krankenhäuser fordern angesichts der zunehmenden Gewalt eine Strafverschärfung.

«Die Gewalt gegen Helfer und damit auch in Krankenhäusern hat in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen. Sehr häufig ist der Grund, dass Patienten die Reihenfolge, wie Notfälle behandelt werden, nicht verstehen», sagte DKG-Sprecher Joachim Odenbach. In der persönlichen Notsituation werde zunehmend Gewalt angewendet, bei Gruppen sei dies besonders häufig der Fall. «Gewalt scheint immer mehr ein Mittel der Auseinandersetzung zu werden.» Gesellschaftliche Schieflagen dürften aber nicht auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgewälzt werden.

Krankenhausgesellschaft sieht hohe Dunkelziffer

Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in NRW, Michael Mertens, sagte: «Was in Essen geschehen ist, passt leider in die aktuelle Entwicklung. Es gibt eine Zunahme bei der Gewalt an Personen, die anderen Menschen helfen oder sie schützen. Dazu zählen Feuerwehrleute, Polizisten, Rettungsdienst und Krankenhausangestellte.» Die Gewerkschaft fordert, die Sachverhalte in diesem Bereich schnell aufzuklären und hart zu bestrafen.

Eine Überprüfung der Landeskriminalämter zeigt, dass die Anzahl der Gewalttaten in deutschen Krankenhäusern zunimmt. Bundesweit ist die Anzahl der sogenannten Rohheitsdelikte in medizinischen Einrichtungen seit 2019 um etwa 18 Prozent auf über 6.190 Taten im Jahr 2022 gestiegen. Zu den Rohheitsdelikten gehören Straftaten wie Raub oder Körperverletzung sowie Straftaten gegen die persönliche Freiheit. Im Jahr 2019 gab es noch etwa 5.245 Delikte im Umfeld einer medizinischen Einrichtung.

Die Informationen stammen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik der Landeskriminalämter. Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sind nicht in den Daten enthalten, da sie erst seit 2020 Tatorte separat in ihrer Statistik erfassen. Die Daten geben jedoch keine Aufschluss darüber, wer die Gewalt verübt hat. Sowohl das Opfer als auch der Tatverdächtige können aus dem Bereich des ärztlichen oder pflegerischen Personals stammen.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft und das Deutsche Krankenhausinstitut gehen davon aus, dass es eine erhebliche Dunkelziffer gibt. Gerade kleinere Übergriffe würden oft nicht gemeldet, wurde betont.

dpa