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Weihnachtsmärkte in Deutschland: Sicherheit steht im Vordergrund

Besucher fragen sich: Wie sicher sind die Märkte? Polizei und Veranstalter erhöhen Schutzmaßnahmen.

Die deutschen Weihnachtsmärkte werden wie hier in Erfurt mit Pollern und anderen Sperren gesichert.
Foto: Martin Schutt/dpa

Während in Magdeburg der Prozess um den Anschlag auf den dortigen Weihnachtsmarkt läuft, werden in ganz Deutschland Marktbuden aufgebaut und Tannenbäume aufgestellt – oder sie stehen bereits. Fast jede Stadt hat einen oder mehrere Weihnachtsmärkte, der Schaustellerbund spricht von bundesweit mehr als 3.250. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden von den Veranstaltern verstärkt – für eine möglichst sichere Adventszeit.

Spätestens seit dem islamistischen Terroranschlag 2016 in Berlin mit vielen Toten steht das Thema Sicherheit im Vordergrund. Im vergangenen Jahr verstärkte es sich weiter wegen des Anschlags eines Mannes mit einem Auto auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg und sechs Toten und Hunderten Verletzten. Erneut fragen sich viele Menschen: Wie sicher ist ein Besuch überhaupt? Wie gut sind die Märkte geschützt?

Besucheransturm über mehrere Wochen

Berlin allein hat über 80 Weihnachtsmärkte, die Märkte in Köln sind ebenfalls bekannt für ihre Vielfalt. In Nürnberg lockt der traditionelle Christkindlesmarkt, in Dresden der Striezelmarkt und in Esslingen bei Stuttgart der Mittelalter- und Weihnachtsmarkt. Auch die Märkte in Erfurt, Saarbrücken, Goslar, Lübeck und München sind beliebt. Einige sind wochenlang geöffnet, andere – meist in Dörfern – nur einen Tag lang. Sie ziehen jedes Jahr bundesweit etwa 170 Millionen Besucher an.

Wie schätzen die Behörden die Sicherheitslage ein?

Seit Jahren betonen die Polizeibehörden und Innenminister der Bundesländer und des Bundes immer wieder mit ähnlichen Worten die grundlegende Gefahr von Anschlägen.

So sagte vor einigen Tagen auch wieder Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) im Radiosender Bayern 2, es gebe keine konkreten Hinweise auf Anschlagspläne und auch keine Drohungen. «Aber es gibt natürlich immer eine abstrakte Gefahr, ein gewisses Grundrisiko.»

Ganz ähnlich formuliert es in Rheinland-Pfalz Innenminister Michael Ebling (SPD). «Wir gehen in diesem Jahr wieder von einer abstrakt hohen Sicherheitslage und auch einer abstrakt hohen Gefährdung aus.» Es gebe aber keine konkreten Hinweise. 

Gewerkschaft der Polizei sieht angespannte Sicherheitslage

Die Gewerkschaft der Polizei spricht von einer angespannten Sicherheitslage in Deutschland. Generell gebe es eine größere Unsicherheit in der Bevölkerung. Zugleich würden der Wunsch nach Veranstaltungen geäußert – und nach mehr Polizei. Zur Adventszeit hieß es: «Je größer der Weihnachtsmarkt, desto höher der Schutzbedarf und die Verantwortung der Veranstalter.»

Besucher sollten die Polizei anrufen oder ansprechen, wenn Ungewöhnliches beobachtet werde. «Die Polizei selbst muss eine höhere und schnellere Verfügbarkeit von Einsatzkräften ermöglichen und sichtbar und ansprechbar auf Märkten anwesend sein.» Wenn alle Akteure intensiv zusammenarbeiten, ließen sich solche Veranstaltungen gut und ausreichend schützen. 

Wer ist zuständig für den Schutz? 

Laut dem Deutschen Schaustellerbund hat jeder Markt ein mit den Behörden abgestimmtes Sicherheitskonzept. Die Stadtordnungsbehörden, Polizei, Rettungsdienste, Schausteller und Veranstalter überprüfen jährlich die Situation und passen sie an. Experten zufolge gibt es jedoch keinen absoluten Schutz.

Wie werden die Märkte geschützt?

Städte und Betreiber unternehmen umfangreiche Maßnahmen, um ihre Weihnachtsmärkte bestmöglich zu schützen. In fast allen größeren Städten wird von koordinierten Sicherheitskonzepten gesprochen. Häufig werden verschiedene Arten von Absperrungen an den Zufahrtsstraßen verwendet, um zu verhindern, dass Autos oder Lastwagen auf das Gelände gelangen können.

Schwere Sperrelemente aus Beton oder Metall sind weit verbreitet. Dazu gehören auch einfache Betonblöcke. Daneben gibt es Poller, die entweder aufgestellt oder im Boden eingelassen sind. Einige davon sind versenkbar. Bestimmte Metallelemente können hochgeklappt und bei Bedarf auch wieder abgesenkt werden. Zusätzlich gibt es Polizeistreifen und Wachdienste. Seit 2024 gilt auf Weihnachtsmärkten in ganz Deutschland ein striktes Messerverbot.

In München wird der Markt videoüberwacht, ein Sicherheitsdienst ist im Einsatz. Die Polizei macht «in begründeten Fällen selektive Taschenkontrollen» In Nürnberg wurden die Ereignisse in Magdeburg 2024 berücksichtigt. Details zum Sicherheitskonzept wolle man aber nicht bekanntgeben.

In Hamburg wurden die Vorschriften für einige Märkte verschärft. Es werden teilweise zusätzliche Barrieren in Form von schweren Containern mit Wasser aufgestellt. In Berlin bleiben Polizei und Innensenatorin aufgrund des Terroranschlags vor neun Jahren weiterhin besonders wachsam. Es kommt vor, dass angrenzende Straßen gesperrt werden, um die Zufahrt mit Autos zu verhindern.

Wer bezahlt die Sicherheitsmaßnahmen?

Die Veranstalter und die Kommunen tragen in der Regel die Kosten. Nicht alle Städte veröffentlichen ihre Zahlen. Es ist jedoch überall teuer, sowohl in großen als auch in kleinen Städten, heißt es. In Frankfurt am Main wurde beispielsweise berichtet, dass die Ausgaben im sechsstelligen Bereich liegen. Zwei Sicherheitsunternehmen wurden beauftragt. Die Polizei ist stark präsent.

Der Senat in Bremen hat 3 Millionen Euro zusätzlich für Poller und Fahrzeugsperren sowie eine Videoüberwachung bereitgestellt. Magdeburg in Sachsen-Anhalt gab 250.000 Euro für neue mobile Sperren aus. In Halle (Saale) waren es sogar rund 600.000 Euro.

Städte verlangen finanzielle Unterstützung

Der Deutsche Städtetag fordert angesichts der hohen Sicherheitskosten mehr Unterstützung von Bund und Ländern. «Der Aufwand für die Sicherheit auf Weihnachtsmärkten und auch für andere Innenstadtveranstaltungen ist tatsächlich in den vergangenen Jahren enorm gestiegen.»

Veranstalter und Städte stünden vor enormen finanziellen Herausforderungen. «Viele der Maßnahmen, die hohe Kosten verursachen, sollen potenzielle Terroranschläge verhindern.» Terrorabwehr sei eigentlich keine kommunale Aufgabe. «Bund und Länder müssen in Zukunft die Finanzierung von Sicherheitsmaßnahmen übernehmen, die Terroranschläge verhindern sollen.» 

Wurden Märkte wegen hoher Kosten abgesagt?

Solche Fälle gab es, zum Beispiel im nordrhein-westfälischen Overath. Der Schaustellerbund recherchierte nach eigenen Angaben bundesweit und teilte mit, entgegen kursierender Beiträge in sozialen Netzwerken gebe es keine massenhaften Absagen. Es liegen demnach lediglich vereinzelte Absagen kleinerer Märkte vor. «Eine flächendeckende Gefährdung der Weihnachtsmarktkultur durch steigende Sicherheitskosten oder Terror-Warnungen ist nicht zu beobachten.»

Treibt die Menschen die Sicherheit auf Märkten um?

Sorgen vor Anschlägen auf Weihnachtsmärkten beschäftigen rund zwei Drittel (62 Prozent) der Menschen in Deutschland. Das ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Auf die Frage: «In der Vergangenheit gab es Anschläge in Berlin und Magdeburg – macht Ihnen das Sorgen in Bezug auf einen Weihnachtsmarktbesuch?» antworten 22 Prozent mit «ja, sehr» und weitere 40 Prozent mit «ja, etwas».

dpa