Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Block-Prozess: Staatsanwaltschaft mit neuen Zeugenaussagen

Die Aussage eines wichtigen Zeugen bei der Staatsanwaltschaft bringt die Verteidigung im Hamburger Block-Prozess in Bedrängnis. Nach dreiwöchiger Pause müssen die Anwälte auf die neue Lage reagieren.

Nach einer dreiwöchigen Unterbrechung soll der Prozess um die Entführung der Block-Kinder fortgesetzt werden. (Archivbild)
Foto: Marcus Brandt/dpa

Gibt es nach dreiwöchiger Pause im Hamburger Prozess um die Entführung der Block-Kinder wieder «Waffengleichheit» zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung? Das war die zentrale Forderung von Christina Blocks Anwalt am letzten Verhandlungstag am 19. November gewesen. «Es wiegt schwer, dass die Staatsanwaltschaft nach Beginn der Hauptverhandlung einen Zeugen angehört hat, ohne das Gericht und die Verteidigung darüber zu informieren», erklärte Verteidiger Ingo Bott.

Er bat darum, den Prozess auszusetzen, um das Protokoll der Vernehmung – angeblich mehrere Hundert Seiten – sorgfältig zu überprüfen. Bott betonte, dass der Informationsvorsprung der Staatsanwaltschaft ausgeglichen werden müsse – «falls das überhaupt noch möglich ist». Das Gericht sagte daraufhin fünf Termine ab und verfügte eine Unterbrechung bis zum 10. Dezember.

Die Unternehmerin Christina Block (52) ist angeklagt, den Auftrag zur Entführung ihrer beiden jüngsten Kinder vom Wohnort ihres Ex-Manns in Dänemark in Auftrag gegeben zu haben. Die Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette «Block House», Eugen Block, bestreitet das.

Es gibt sechs weitere Angeklagte, darunter der Lebensgefährte von Christina Block, Gerhard Delling (66). Der ehemalige Sportmoderator wird wegen Beihilfe angeklagt. Er leugnet, etwas Unrechtes getan zu haben.

Organisator der Entführung als Zeuge

An diesem Mittwoch wird voraussichtlich vor Gericht die potenziell brisante Zeugenaussage diskutiert: Dem Geschäftsführer einer israelischen Sicherheitsfirma wird vorgeworfen, die Rückholaktion organisiert und zusammen mit anderen Beschuldigten im Auftrag von Block durchgeführt zu haben. Laut Medienberichten hat er dies bestätigt und angegeben, dass er mit 220.000 Euro in bar bezahlt wurde.

Der Firmenchef wird von der Staatsanwaltschaft als Beschuldigter geführt, gehört aber nicht zu den Angeklagten im laufenden Prozess. Christina Block hat erklärt, das Sicherheitsunternehmen habe eigentlich nur das IT-System ihres Hotels «Grand Elysée» in Hamburg prüfen sollen und habe die Kinder auf eigene Faust entführt.

Es ist wahrscheinlich, dass der Zeuge auch vor Gericht aussagen wird. Es wird jedoch aus Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben, ob und wann dies geschehen wird.

Staatsanwaltschaft vernimmt zwei weitere Israelis

Die Staatsanwaltschaft sucht nach weiteren Verdächtigen, die angeblich an der Entführung des damals zehnjährigen Jungen und des dreizehnjährigen Mädchens in der Silvesternacht 2023/24 beteiligt waren.

Inzwischen wurden auch noch zwei weitere Israelis von der Staatsanwaltschaft vernommen. Sie werden verdächtigt, gemeinsam mit der Kindesmutter und anderen Personen die Entführung durchgeführt zu haben, wie eine Sprecherin der Behörde mitteilte. Den beiden Beschuldigten, nach denen mit Haftbefehlen gesucht wurde, wurde sicheres Geleit für die Vernehmung in Hamburg gewährt.

Verteidiger beklagt Vorverurteilung von Christina Block

Blocks Verteidiger kritisierte in einer Pressemitteilung die Medienberichte über die Aussage des israelischen Firmenchefs. Ein selektives Weitergeben und Besprechen von Akteninhalten stehe der für seine Mandantin geltenden Unschuldsvermutung erheblich entgegen. «Tatsächlich wurde und wird meine Mandantin in der Öffentlichkeit massiv vorverurteilt», erklärte der Anwalt.

Bott wurde kurz vor Prozessbeginn im Juli zum zweiten Verteidiger von Block ernannt. Anfang August trennte sich die Angeklagte von ihrem Pflichtverteidiger Otmar Kury. Diese Rolle übernahm dann Bott, der seitdem meist zusammen mit einer Kollegin aus seiner Düsseldorfer Kanzlei zum Prozess erscheint.

Jahrelanger Sorgerechtsstreit

Vor der Rückholaktion zu Silvester 2023/24 gab es einen langjährigen Sorgerechtsstreit. Seit August 2021 leben die Kinder bei ihrem Vater in Dänemark. Blocks Ex-Mann Stephan Hensel und seine neue Ehefrau Astrid Have hatten sie nach einem Wochenendbesuch behalten. Laut Hensel weigerten sich die Kinder, zu ihrer Mutter in Hamburg zurückzukehren. Nur wenige Wochen zuvor war die älteste Tochter von Block und Hensel – damals 15 Jahre alt – nach einem Streit mit der Mutter zu ihrem Vater gezogen.

Das Oberlandesgericht in Hamburg hat im Herbst 2021 entschieden, dass die beiden jüngsten Kinder zu ihrer Mutter zurückkehren müssen. Die Mutter wurde mit dem alleinigen Aufenthaltsbestimmungsrecht ausgestattet. Die dänische Justiz stellte fest, dass die Kinder unrechtmäßig nach Dänemark gebracht wurden, lehnte jedoch eine Rückführung gegen ihren Willen ab.

Aufgrund des Zögerns der Kinder hat die Staatsanwaltschaft Hamburg 2023 Anklage gegen Hensel und Have erhoben. Hensel wird Kindesentziehung, Have Beihilfe vorgeworfen. Eine Entscheidung über die Eröffnung eines Prozesses steht noch aus.

Ablauf der Entführung von Mitangeklagtem gestanden

Einer der Angeklagten im Prozess gegen Christina Block ist ein Israeli, der als einziger in Untersuchungshaft sitzt. Er wurde Ende September 2024 bei der Einreise nach Zypern verhaftet. Der 36-Jährige hat seine Beteiligung umfassend gestanden. Die Entführung bezeichnete er als Rettungsaktion.

Der Angeklagte hat nicht gesagt, ob die israelische Sicherheitsfirma einen Auftrag für die Entführung erhalten hatte. Der Firmenchef hatte den Beteiligten jeweils 10.000 Euro versprochen. Der Angeklagte selbst hat auf das Geld verzichtet. Er sah die Aktion als Gelegenheit, eine gute Tat zu vollbringen, indem er die Kinder vor ihrem bösen Vater retten wollte. In seiner Aussage bat er Hensel und die Kinder um Entschuldigung.

Laut Geständnis wurden der damals zehn Jahre alte Junge und das 13-jährige Mädchen am Neujahrstag 2024 zu einem Bauernhof in Baden-Württemberg gebracht. Christina Block holte sie von dort nach Hamburg, wie sie selbst berichtete. Am 5. Januar 2024 entschied das Oberlandesgericht, dass die Kinder zu ihrem Vater zurückgebracht werden müssen.

Beim letzten Verhandlungstag am 19. November hatte Have als Zeugin ausgesagt. Die 39-Jährige, die seit 2020 mit Hensel verheiratet ist, erklärte, dass die beiden Kinder nach der Entführung sehr verändert gewesen seien. Die Erlebnisse belasteten die Kinder bis heute. Das Mädchen habe ihr erzählt, sie habe während der Entführung nach Deutschland «Todesangst» gehabt. Über das Wiedersehen auf einer Hamburger Polizeiwache sagte die Stiefmutter: «Sie sind uns in die Arme gesprungen.»

dpa