Hunderte Akten im Block-Prozess sollen die Beteiligten außerhalb des Verfahrens lesen. Christina Blocks Verteidiger fordert, dass Vorwürfe gegen ihren Ex-Mann alle im Gerichtssaal hören müssen.
Verteidiger: Alle sollen Anklage gegen Blocks Ex-Mann hören

Im Prozess um die Entführung der Block-Kinder in Hamburg sollen mehrere Hundert Dokumente den Beteiligten nicht öffentlich zugänglich gemacht werden. Christinas Blocks Verteidiger, Ingo Bott, hat Widerspruch gegen die Selbstleseanordnung der Strafkammer am Landgericht eingelegt. Er benannte einige Dokumente, die seiner Meinung nach unbedingt im Prozess vorgelegt werden müssen, damit alle sie hören können.
Dazu zähle etwa die Anklage gegen Blocks Ex-Mann Stephan Hensel und dessen neue Frau Astrid Have, die 2023 erhoben worden war, weil die Kinder im Sommer 2021 nach einem Wochenendbesuch in Dänemark nicht zurück nach Hamburg gebracht wurden. Hensel wird in diesem anderen Verfahren Kindesentziehung, Have Beihilfe vorgeworfen. «Eine endgültige Entscheidung über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung des Hauptverfahrens ist bislang noch nicht ergangen», lautet die Auskunft der Staatsanwaltschaft zum aktuellen Stand dieses Verfahrens.
Anordnung soll Prozess verkürzen
«Die Anordnung eines Selbstleseverfahrens dient der Prozessökonomie», erklärte eine Gerichtssprecherin. «Bestimmte Urkunden können auf diesem Wege durch ein Selbststudium der Verfahrensbeteiligten in die Hauptverhandlung eingeführt werden.» Ohne eine solche Anordnung müsste jedes für die Urteilsfindung relevante Dokument – also auch etwa jedes Durchsuchungsprotokoll und jede Hotelrechnung – in der Hauptverhandlung laut verlesen werden, wie die Sprecherin sagte.
Auch weitere Verteidiger äußerten Bedenken gegen Teile der Selbstleseanordnung. Die Strafkammer bestätigte jedoch ihren Beschluss nach einer Beratungspause.
Christina Block bestreitet Auftrag zur Entführung
Die Unternehmerin Christina Block (52) ist die Hauptangeklagte in dem laufenden Prozess um die Rückholaktion in der Silvesternacht 2023/24. Ihr wird vorgeworfen, nach einem langen Sorgerechtsstreit mit ihrem Ex-Mann den Auftrag zur Entführung ihrer beiden damals 10 und 13 Jahre alten Kinder gegeben zu haben. Die Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette «Block House», Eugen Block, bestreitet das.
An den letzten drei Verhandlungstagen wurde der vermeintliche Anführer der Entführer vom Gericht als Zeuge befragt. Der CEO eines israelischen Sicherheitsunternehmens soll die Entführung aus Dänemark geplant und durchgeführt haben.
In diesem Fall ist er auch ein Beschuldigter und wurde bis vor einigen Wochen per Haftbefehl gesucht. Die Ermittlungsbehörden sicherten ihm sicheres Geleit für seine freiwillige Aussage zu. Der 68-Jährige ist jedoch nicht einer der sieben Angeklagten im aktuellen Prozess.
Seine Befragung konnte aus terminlichen Gründen am Donnerstag nicht fortgesetzt werden. Es ist noch unklar, wann der 68-Jährige weiter vernommen wird. Der nächste Verhandlungstermin ist der 8. Januar. Im neuen Jahr sind insgesamt 39 Termine bis Ende Juni geplant.
Chef der mutmaßlichen Entführer soll weiter aussagen
Zwei weitere vermeintliche Entführer wurden mittlerweile außerhalb des Prozesses von der Staatsanwaltschaft befragt. Die Verdächtigen aus Israel erhielten auch in Hamburg sicheres Geleit für ihre Aussage, wie die Staatsanwaltschaft bekannt gab. Es wird erwartet, dass auch diese beiden Männer als Zeugen vor Gericht aussagen werden.
Stephan Hensel, der Ex-Mann von Blocks, fehlte bei dem Kurztermin, wurde jedoch von einem Anwalt vertreten. Als Nebenkläger ist es nicht erforderlich, dass Hensel anwesend ist, obwohl er bisher fast immer dabei war.








