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Brand und Unfall führen zu Zugchaos in Hannover

Ein betrunkener Autofahrer verursachte einen Autounfall auf einer Brücke, der die ICE-Strecke beschädigte. Der Zugverkehr ist stark beeinträchtigt.

Nach einem Brand an einem Stellwerk in Lehrte ist der Bahnverkehr zwischen Hannover und Berlin eingeschränkt. (Symbolbild)
Foto: Jens Büttner/dpa

Zwei Vorfälle am Bahnknotenpunkt Hannover sorgen für umfangreiche Verspätungen und Zugausfälle. Zuerst brach am Samstag ein Feuer im Sicherungskasten eines Stellwerks in der Region Hannover aus, was zu Beeinträchtigungen auf der Strecke nach Berlin führte. Am Abend kam es dann zu einem spektakulären Autounfall auf einer Brücke in Hannover-Kleefeld, bei dem die Oberleitung der darunterliegenden ICE-Strecke beschädigt wurde. Auch hier gab es Folgen: Beeinträchtigungen im Fern- und Nahverkehr.

Ein alkoholisierter Autofahrer stieß mit seinem Fahrzeug gegen einen Betonpoller und schleuderte diesen mit großer Wucht von der Brücke auf die Zugstrecke. Die Oberleitung wurde so stark beschädigt, dass ein vollbesetzter ICE mit 900 Passagieren zum Stillstand gebracht wurde.

Es gab zunächst keine Verletzten unter den Fahrgästen, aber laut Polizeiangaben kam es während der mehrstündigen Wartezeit auf freier Strecke zu mehreren medizinischen Notfällen aufgrund von Kreislaufproblemen und Dehydrierung. Unter den Passagieren waren auch etwa 400 Fußballfans.

Diesellok muss ICE abschleppen

Die Evakuierung der Reisenden wurde von Einsatzkräften und Bahn-Mitarbeitenden durchgeführt. Einige Fahrgäste verließen den Zug zu Fuß in Richtung Kleefeld, während andere später mit Bussen zum Hauptbahnhof Hannover gebracht wurden. Der defekte ICE wurde danach von einer Diesellok abgeschleppt.

Laut der Bahn können aufgrund der beschädigten Oberleitung Umleitungen und Einschränkungen auf der Strecke zwischen Hannover und Lehrte auftreten – auch Fernverkehrsverbindungen sind betroffen. Erst nach einer Freigabe durch Gutachter und der Reparatur der Oberleitung kann der Zugverkehr wieder aufgenommen werden.

Laut Polizeiangaben waren drei Personen im Auto, aber nur der betrunkene Fahrer wurde an der Unfallstelle gefunden. Trotz des Überschlags und des Aufpralls auf dem Dach wurde der Fahrer anscheinend nicht schwer verletzt und zur Sicherheit ins Krankenhaus gebracht.

Brandursache unklar – Bahn spricht von «Vandalismus»

Folgen hat auch der Stellwerksdefekt. «Es wird alles versucht, damit die Kunden so wenige Einschränkungen wie möglich haben», sagte eine Bahnsprecherin am Samstagabend. Bis in den Sonntag hinein sei aber mit Verzögerungen und Umleitungen auf der hoch frequentierten Strecke zwischen Hannover und Berlin zu rechnen. Reisende sollten sich über mögliche Verspätungen informieren. 

Die Ursache des Brandes ist bislang unklar. Die Bahn sprach auf ihrer Internetseite am späten Samstagabend von «Vandalismusschäden». Die Polizei hingegen erklärte in der Nacht zum Sonntag, es gebe bislang keine gesicherten Erkenntnisse zur Brandursache. Es werde weiter untersucht, ob ein technischer Defekt der Grund für das Feuer gewesen sei oder Brandstiftung. Ermittler hätten das Gerät abgebaut und mitgenommen. Mit einem Ergebnis der Untersuchungen rechnet die Polizei in den kommenden Tagen.

Im Fernverkehr zwischen Hannover und Berlin sind viele Züge betroffen. Die ICE- und IC-Züge von der niedersächsischen Landeshauptstadt in Richtung Berlin würden umgeleitet und verspäteten sich um etwa 25 Minuten, hieß es in der Bahn-Mitteilung. «Züge von Berlin in Richtung Hannover verkehren größtenteils auf dem regulären Laufweg und verspäten sich nur gering.» Einige Züge in beiden Richtungen müssten entfallen. IC-Züge zwischen Hannover und Magdeburg würden teils umgeleitet und verspäteten sich dadurch um etwa 25 Minuten. 

Vorfälle in Nordrhein-Westfalen im Sommer

In Deutschland gibt es regelmäßig Vorfälle an Bahnstrecken, die teilweise erhebliche Auswirkungen haben. Ende Juli wurden in Nordrhein-Westfalen zwei Brandsätze auf der Bahnstrecke Düsseldorf-Duisburg entzündet, was zu Beschädigungen an den Kabeln führte, die für die Steuerung von Weichen und Signalen verwendet werden. Zu dieser Zeit war der Fern- und Regionalverkehr stark beeinträchtigt.

Ende August rief ein Feuer an einem Gleisbereich bei Wuppertal-Oberbarmen den – für Taten mit einem möglichen politischen Hintergrund zuständigen – Staatsschutz auf den Plan. Zwar konnte es schnell gelöscht werden. Die Wuppertaler Polizei erklärte danach jedoch: «Wir müssen von einer gezielten Brandlegung ausgehen», also von einem «Anschlag auf die kritische Infrastruktur». Aufgeklärt wurde der Fall bislang nicht.

dpa