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Brigitte Macron: Zwischen Zurückhaltung und derben Worten

Wohl kaum jemand kommt so nah an den französischen Präsidenten heran wie sie: Brigitte Macron. Doch wer ist die Première Dame, fragen sich auch in Frankreich nach einer unglücklichen Aussage manche.

Brigitte ist eine der engsten Vertrauten ihres Mannes, Emmanuel Macron. (Archivbild)
Foto: Michel Euler/AP/dpa

Nach langjähriger Begleitung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron weiß seine Frau Brigitte, dass jede ihrer Handlungen genau beobachtet und ihre Worte sorgfältig abgewogen werden. Umso überraschender ist es, dass die 72-Jährige nun mit scharfer Kritik an Aktivistinnen für reichlich Aufregung gesorgt hat. Wer ist diese oft zurückhaltende Nordfranzösin? Über eine Première Dame, die sich nicht als solche betrachtet und wohl mehr im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht, als ihr manchmal lieb ist.

Die Französinnen und Franzosen kennen ihre Präsidentengattin als zurückhaltend, kultiviert und manchmal etwas zugeknöpft. Brigitte Macron ist weder für Ausrutscher noch für überschwänglich emotionale Momente oder tiefe Einblicke in ihr Privatleben bekannt.

Das Magazin «Le Nouvel Obs» stellt sich daher die Frage: Was war im Kopf von Brigitte Macron los, als sie am Sonntag feministische Aktivistinnen vulgär als «sales connes» bezeichnete. Gewiss, im privaten Rahmen, öffentlich wurde die Aussage aber dennoch. 

In Frankreich wird seither diskutiert, wie schwerwiegend diese Bezeichnung ist. Die Übersetzung ins Deutsche ist dabei nicht ganz einfach. Von «dreckige Schlampen» über «Vollidiotinnen» bis zu «dreckigen Miststücken» reicht die von Medien gewählte Übersetzung. Aus dem Umfeld von Brigitte Macron hieß es, sie habe lediglich das Vorgehen der Aktivistinnen kritisieren wollen.

Rolle der Präsidentengattin in Statut abgesteckt

Macron, der früher Opfern sexueller Übergriffe Unterstützung zugesichert hatte und die Bedeutung des Aufbrechens des Schweigens betonte, setzt sich hauptsächlich für Inklusion, Kinderschutz und den Kampf gegen Mobbing ein. Sie engagiert sich auch für eine Verbesserung des Alltags im Krankenhaus.

Extra für sie wurde im Élysée-Palast ein «Statut der Gattin des Staatschefs» geschaffen, um mit Amtsantritt von Emmanuel Macron 2017 Klarheit über ihre Rolle herzustellen. Zuvor hatte es ein solches Dokument nicht gegeben. Brigitte repräsentiert demnach ebenfalls Frankreich, unterstützt kulturelle und karitative Veranstaltungen, wacht über Empfänge im Élysée und ist im Austausch mit der Bevölkerung. Ein eigenes Budget hat sie für all das nicht. Ihr stehen allerdings zwei Berater und ein Sekretariat zur Verfügung.

«Fühle mich nicht als Première Dame»

Landläufig wird Brigitte auch als «Première Dame» bezeichnet – wohl zum Missfallen der Sprachlehrerin. «Ich fühle mich nicht als Première Dame. Das ist die Übersetzung eines amerikanischen Ausdrucks, eine Umschreibung, an der mir nichts gefällt», sagte sie vor Jahren dem Magazin «Elle». «Ich fühle mich weder Erste, noch Letzte, noch Dame. Ich bin Brigitte Macron.»

Auch wenn sie ihren Mann in seinen Präsidentschaftswahlkämpfen tüchtig unterstützte, ihn öffentlich verteidigt und mit dem Staatschef auf internationalem Parkett unterwegs ist, sagte Brigitte laut «Gala» erst kürzlich: «Ich habe keine Lust auf Scheinwerferlicht. Die habe ich nie gehabt.»

Sprachlehrerin lernt Emmanuel im Theaterworkshop kennen

1953 im nordfranzösischen Amiens als jüngste von sechs Kindern geboren, wächst Brigitte Marie-Claude Trogneux in einem katholischen Umfeld auf. Mit 21 Jahren heiratet sie den Bankier André-Louis Auzière. Die beiden bekommen drei Kinder. Zeitweise lebt die Frau aus der Chocolatiers-Familie im Elsass. Sie wird Lehrerin und unterrichtet an mehreren Privatschulen Französisch und Latein, darunter in Straßburg. Schon in ihren frühen Jahren hegt sie ein gewisses Interesse an Politik und steht 1989 im elsässischen Truchtersheim auf einer Liste für die Kommunalwahl, wie der Sender France 3 berichtet.

Als Macron nach Amiens zurückkehrt und an ihrer Schule einen Theaterworkshop gibt, lernt sie ihren späteren Partner kennen, für den sie ihren Mann verlassen wird. Der jugendliche Emmanuel spielt in einem mittlerweile unvergessenen Stück eine Vogelscheuche, bevor die beiden gemeinsam ein weiteres Stück adaptieren. Die Arbeit daran habe eine unglaubliche Nähe geschaffen, verriet Brigitte Macron der Zeitschrift «Paris Match». Später kommen sie mit einem Altersunterschied von 24 Jahren zusammen. 2007 geben sie sich das Ja-Wort. «Unmöglich, ihm zu widerstehen», fasst Brigitte es zusammen.

Mit Öffentlichkeit kommen auch Häme und Kritik

Als der junge Investmentbanker 2012 in die Politik eintritt, wird Brigitte nicht nur mit großer Aufmerksamkeit konfrontiert, sondern auch mitunter einem harschen Wind. Immer wieder ist der Altersunterschied der beiden ein Thema. Zunächst wird sie von den Franzosen hauptsächlich als kultiviert und elegant wahrgenommen. Während Macrons erster Amtszeit nimmt die Beliebtheit von Brigitte ab.

Inzwischen verbreiten sich seit Jahren absurde Verschwörungstheorien über die Geschlechtsidentität der Première Dame. Brigitte Macron wird immer wieder online angegriffen. Mehrere Personen wurden bereits wegen Cybermobbing angeklagt. In den USA klagen die Macrons gegen eine Influencerin wegen Verleumdung.

Gefundenes Fressen für Häme über Brigitte und Kritik an Macron war da auch ein Video von der Ankunft der beiden im Mai in Vietnam. Die Tür des Fliegers öffnet sich und die Hand von Brigitte landet in Emmanuel Macrons Gesicht. Rasend verbreitete sich online das Gerücht, Brigitte habe ihren Gatten geschlagen. «Mehr brauchte es nicht, um den Verschwörungserzählern Stoff zu geben», hieß es aus dem Umfeld des Präsidenten, das den Vorfall als Klamauk wertete.

«Werde ein Leben danach haben»

Brigitte wirkt bei offiziellen Terminen manchmal sehr ernst, aber Macrons Hoffotografin Soazig de La Moissonnière gewährt auch Einblicke in private Momente. Zum Beispiel sehen wir, wie Brigitte sich von hinten an ihren Ehemann schmiegt – Fotos, die Fans gerne teilen.

Für Emmanuel Macron endet die zweite Amtszeit in anderthalb Jahren. Bei der Wahl 2027 kann er nicht erneut antreten. Für Brigitte verspricht das auch etwas mehr Ruhe. «Ich hatte ein Leben davor und ich werde ein Leben danach haben und das ist sehr gut so», zitierte sie jüngst die «Gala».

dpa