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Debatte um Böllerverbot entflammt vor Silvester

Initiative fordert bundesweites Verbot von privatem Feuerwerk und warnt vor populistischen Scheinlösungen.

Das Bündnis #böllerciao setzt sich für ein bundesweites Verbot privater Silvesterböller und -raketen ein. Das Aus für das Feuerwerk an Silvester? (Symbolfoto)
Foto: Paul Zinken/dpa

Knapp einen Monat vor Silvester entfacht sich erneut die Diskussion um ein Böllerverbot in Deutschland. Das Bündnis #böllerciao will den Druck auf die Innenministerinnen und Innenminister der Länder erhöhen. Es fordert, dem Beispiel der Niederlande zu folgen, und ruft die Minister dazu auf, sich bei ihrer Konferenz (3. bis 5. Dezember) für ein bundesweites Verbot privater Silvesterböller und -raketen starkzumachen. Der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk warnte vor «populistischen Scheinlösungen».

Ab Silvester 2026/2027 ist es in den Niederlanden nicht mehr erlaubt, dass Privatpersonen Feuerwerk und Böller zünden. Der Grund für das Verbot war die steigende Gewalt in dem Nachbarland zu Silvester.

Breites Bündnis für Verbot

«Die Niederlande handeln und schützen ihre Bevölkerung, ihre Tiere, die Einsatzkräfte und die Umwelt. Deutschland hingegen lässt weiter zu, dass für den Spaß einer sehr kleinen Minderheit jedes Jahr tausende Menschen verletzt werden, Städte im Feinstaub versinken und Millionen Tiere in panische Flucht geraten», erklärte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH). 

Die Organisation ist Teil des Bündnisses #böllerciao, zusammen mit der Gewerkschaft der Polizei (GdP), dem Deutschen Kinderhilfswerk, Ärztevertretern und der Tierschutzstiftung Vier Pfoten sowie etwa 50 weiteren Initiativen. Das Bündnis verweist auf Umfragen, die zeigen, dass die Mehrheit der Bevölkerung gegen private Böller und Raketen ist.

Hunderttausende unterschreiben Petition 

Das Bündnis möchte seine Forderung an Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) für ein flächendeckendes Verbot mit einer Petition bekräftigen. Laut Angaben haben bisher über 674.200 Menschen diese unterzeichnet.

Der Verkauf und die Verwendung von Feuerwerk an Silvester werden durch ein Bundesgesetz geregelt. Einige Bundesländer streben an, diese Regelung zu ändern. Sie möchten die Befugnis haben, Verbote zu erlassen. Die Innensenatorin von Berlin, Iris Spranger (SPD), hofft, dass diese Option bis zum Jahr 2026 besteht. In der Hauptstadt wurden in den letzten Jahren mehrere spezifische Zonen mit Böllerverboten an Orten mit erhöhter Gewaltbereitschaft festgelegt.

Kritik an «einseitigem Bild»

Die Gewerkschaft der Polizei kämpft schon länger wegen der Entlastung der Polizei für ein Pyrotechnikverbot für den Privatgebrauch. Auch Ärzte machen sich dafür stark. «Kinder und Jugendliche gehören zu den besonders gefährdeten Gruppen durch Silvesterböller», so der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, Holger Hofmann. 

Die Tierschutzstiftung Vier Pfoten sieht im Silvesterfeuerwerk auch «ein ernstes Tierschutzproblem». Buntes Feuerwerk und laute Böllerschüsse bedeuteten für viele Tiere «einen tagelangen Ausnahmezustand». 

Der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk kritisierte hingegen ein «einseitiges Bild» vom Jahreswechsel: «Aus einer Nacht kontrollierter Ausnahme und Freude konstruieren Feuerwerksgegner einen Dauernotstand», erklärte Geschäftsführer Christoph Kröpl. «Das Fehlverhalten Einzelner wird zum Allgemeinzustand verzerrt, auch auf dem Rücken migrantischer Jugendlicher.» Nötig seien wirksame Maßnahmen gegen illegales Feuerwerk und Täter, die Straftaten mit Böllern und Raketen begingen.

dpa