Manchester City gegen Inter Mailand heißt das Finale der Champions League. Dem englischen Meister gelingt die Halbfinal-Revanche gegen Real Madrid. Und das auf beeindruckende Weise.
City zieht nach Gala gegen Real ins Finale ein
Mit einer Machtdemonstration hat der englische Fußball-Meister Manchester City die Königlichen entthront und das Finale der Champions League erreicht.
Die berauschend aufspielende Mannschaft von Trainer Pep Guardiola feierte im Rückspiel des Halbfinales einen beeindruckenden 4:0 (2:0)-Sieg gegen einen weitgehend hilflosen Titelverteidiger Real Madrid. Es ist erst die zweite Endspielteilnahme von City, 2021 hatte der Club gegen den FC Chelsea das Finale verloren.
Bernardo Silva (23. und 37. Minute) traf per Doppelpack binnen einer Viertelstunde für den Bezwinger unter anderem von RB Leipzig und des FC Bayern. Tor Nummer drei ging nach korrigierten Angaben der UEFA auf das Konto von Manuel Akanji – zunächst war es als ein Eigentor von Reals Éder Militão (76.) geführt worden. Den Schlusspunkt setzte Julián Álvarez (90.+1).
Auf die Frage, ob das eine herbe Klatsche sei, antwortete Madrids deutscher Mittelfeldstar Toni Kroos beim Streamingdienst DAZN: «Ja, definitiv.» Sie hätten das Spiel in den ersten 20, 25 Minuten verloren. Sie seien wie im Hinspiel zu passiv gewesen.
Gündogan unter Applaus ausgewechselt
Nach dem 1:1 im Hinspiel in Madrid war damit die City-Revanche für das bittere Aus in der Vorschlussrunde vor einem Jahr gegen den 14-maligen Titelträger perfekt. Manchester trifft angeführt von Kapitän Ilkay Gündogan, der kurz vor Schluss unter großem Applaus ausgewechselt wurde, am 10. Juni in Istanbul auf Inter Mailand, das sich gegen Stadtrivale AC durchgesetzt hatte.
Ob der Verzicht auf Antonio Rüdiger in der Real-Startelf nach dessen starker Vorstellung gegen City-Superstar Erling Haaland im Hinspiel so sinnvoll war, blieb nach dem Eindruck der ersten Minuten zweifelhaft. Real stand unter Dauerdruck – und die norwegische Fußball-Gewalt hatte ihren Anteil daran. Selbst ohne Torerfolg.
An der Seitenlinie malträtierte Ancelotti in seinem 191. Champions-League-Spiel als Trainer, mit dem er nun alleiniger Rekordhalter vor Sir Alex Ferguson ist, schon früh sein Kaugummi. Kollege Guardiola fuchtelte und winkte mit den Armen. Ein Duell der Giganten auch am Rand.
City stellt erneut Heimstärke unter Beweis
25 Heimspiele in Serie kassierte City zu Hause keine Niederlage mehr in der Champions League. Nicht zu verlieren, würde aber nicht reichen. Ein Sieg musste her. Und so trat der englische Meister auch auf. Guardiola vertraute derselben Startelf wie im Hinspiel. Schnell, beweglich, technisch hoch versiert, garniert mit Wucht und wilder Entschlossenheit – Manchester City führte Real regelrecht vor.
Nur Keeper Thibaut Courtois hatten es die Königlichen zu verdanken, dass nach nicht mal einer halben Stunde schon alles entschieden war. Der Zwei-Meter-Mann aus Belgien rettete artistisch zweimal gegen Haaland (13. und 21.). Beim Schuss des völlig ungedeckten und perfekt von Kevin De Bruyne bedienten Silva aus rund zwölf Metern war aber auch Courtois machtlos. Die Abwehr um Militão, der nach seiner Gelbsperre im Hinspiel für Rüdiger in die Anfangsformation gerückt war, ließ sie gewähren.
Wie gefährlich der Titelverteidiger dank individueller Sonderklasse auch in so einer Phase sein kann, zeigte Kroos. In der 35. Minute zog der Ex-Weltmeister ab, weit über 20 Meter vorm Tor. Der Ball klatschte aber nur an die Latte.
Auf der Gegenseite landete der Ball wenig später schon wieder im Tor. Diesmal war Gündogan mitbeteiligt, sein Schuss wurde abgewehrt, der Abpraller landete bei Silva. Tor Nummer zwei des 28 Jahre alten Portugiesen.
Ederson lenkt Alaba-Freistoß über die Latte
Zwei Tore musste Real also aufholen, um sich wenigstens in die Verlängerung zu retten. Und Kroos versuchte, seine Mitspieler mitzureißen, ehe Ancelotti ihn 20 Minuten vor dem Ende durchaus überraschend aus dem Spiel nahm. Einen gefährlichen Freistoß von Teamkollege David Alaba lenkte Ederson über die Latte. Real war auf jeden Fall präsenter als in den ersten 45 Minuten. Das reichte aber bei Weitem nicht. Erst recht, weil Manchester noch zweimal traf.
Vor einem Jahr hatten sie 3:4 in Manchester verloren, das Rückspiel in Madrid mit 3:1 gewonnen und im Finale auch noch den FC Liverpool bezwungen. Es war damals der fünfte Triumph von Kroos, einmal hatte er mit dem FC Bayern die Champions League gewonnen, viermal mit Real. Einen fünften Titel mit den Königlichen wird es in dieser Saison nicht mehr geben. Dafür darf Landsmann Gündogan weiter darauf hoffen, zum ersten Mal, und das auch noch als Erster dank Kapitänsamt, den Henkelpott mit City in den Händen zu halten.