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Commerzbank streicht Tausende Jobs und strebt mehr Gewinn an

Die Commerzbank steht unter Druck, es droht eine feindliche Übernahme durch die italienische Unicredit. Nun will sie effizienter werden – und streicht Tausende Stellen.

Die Commerzbank will effizienter werden und streicht im großen Stil Stellen (Archivbild)
Foto: Arne Dedert/dpa

Die Commerzbank plant, im Abwehrkampf gegen die italienische Unicredit, durch den Abbau von Tausenden von Arbeitsplätzen Luft zu holen. Bis Ende 2027 sollen etwa 3.900 Vollzeitstellen abgebaut werden, davon 3.300 in Deutschland, wie der Dax-Konzern in Frankfurt bekannt gab.

Da gleichzeitig in anderen Konzernbereichen – wie beispielsweise bei der polnischen mBank und an Standorten in Asien – neue Stellen geschaffen werden sollen, wird die Anzahl der Vollzeitkräfte im Commerzbank-Konzern weltweit weitgehend konstant bei 36.700 bleiben.

Jobabbau vor allem in Deutschland

Laut der Bank sind hauptsächlich die Zentrale und weitere Standorte in Frankfurt von dem Abbau in Deutschland betroffen, vor allem Stabsfunktionen und Backoffice. Die zweitgrößte Privatkundenbank Deutschlands hat derzeit ungefähr 20.000 Vollzeitkräfte in ihrem Heimatmarkt.

«Um diesen Transformationsprozess sozialverträglich zu gestalten, setzt die Commerzbank vor allem auf den demografischen Wandel und die natürliche Fluktuation.» Mit den Arbeitnehmervertretungen seien bereits Eckpunkte für ein Altersteilzeit-Programm vereinbart, das noch im laufenden Jahr greifen soll.

Unicredit lässt nicht locker

Die Commerzbank gerät unter Druck, seit die Unicredit im Herbst den Teilausstieg des Bundes genutzt hat, um in großem Umfang bei der Commerzbank einzusteigen. Mittlerweile hält die Mailänder Großbank gut 28 Prozent der Anteile des Dax-Konzerns, davon etwa 9,5 Prozent direkt über Aktien und etwa 18,6 Prozent über Finanzinstrumente.

Unicredit-Chef Andrea Orcel erwägt eine Übernahme der Commerzbank. Es liegt jedoch noch kein Angebot der Italiener vor. Erst ab einem Anteil von 30 Prozent wäre Unicredit gesetzlich dazu verpflichtet, den Aktionären der Commerzbank ein Übernahmeangebot zu unterbreiten.

Management und Betriebsrat der Commerzbank wehren sich gegen das aus ihrer Sicht «feindliche» Vorgehen der Italiener. Widerstand kommt auch aus der deutschen Politik. Der Bund, der die Bank in der Finanzkrise 2008/2009 mit Steuermilliarden gerettet hatte, hält noch gut zwölf Prozent der Anteile.

Commerzbank setzt sich ehrgeizigere Ziele

Die Konzernchefin Bettina Orlopp, die seit dem 1. Oktober im Amt ist, plant, die Eigenständigkeit der Commerzbank durch gesteigerte Gewinne und ehrgeizigere Ziele zu gewährleisten.

In den nächsten Jahren plant die Commerzbank, ihre Gewinne erheblich zu steigern. Nach knapp 2,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr soll der Überschuss bis 2028 auf 4,2 Milliarden Euro anwachsen. Im laufenden Jahr wird der Gewinn jedoch voraussichtlich auf 2,4 Milliarden Euro sinken, da der Stellenabbau zunächst Geld kostet: Die Bank rechnet im laufenden Jahr mit Kosten in Höhe von rund 700 Millionen Euro.

Der Vorstand der Commerzbank plant, den Aktionären hohe Gewinnausschüttungen zu gewähren. Für das Jahr 2025 wird erwartet, dass mehr als 100 Prozent des Überschusses an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Die Zinsen für eigenkapitalähnliche Anleihen werden zuvor abgezogen. Für die Jahre 2026 bis 2028 wird eine Ausschüttungsquote von 100 Prozent in Betracht gezogen, abhängig von der Umsetzung der Strategie und dem wirtschaftlichen Umfeld.

Die Managerin setzt bei ihren Gewinnplänen neben Stellenabbau und Kostensenkungen auch auf kontinuierlich steigende Einnahmen, insbesondere aus Provisionen. Im vergangenen Jahr betrugen die Kosten der Bank noch 59 Prozent der Erträge, für 2028 sollen es nur noch rund 50 Prozent sein. Für 2025 strebt Orlopp etwa 57 Prozent an.

dpa